Georg Lange

Die Bundesliga boomt. Und die Begeisterung für den Fußball scheint kein Ende zu nehmen. Auf dem Gelände des BSV Nordstern trainierten fünf Tage lang 170 Kinder und Jugendliche wie die Fußballprofis. Altersabhängig lernten sie Grundlagen, aber auch Raffinessen des Fußballspiels kennen. In kleinen Stadien, mit einer Mini-WM und vielen kleinen Ausscheidungskämpfen maßen sich die fußballbegeisterten Kinder im Alter zwischen fünf und 15 Jahren unter Wettkampfbedingungen. "Kinder wollen Erfolgserlebnisse. Sie wollen ein Pokal und eine Urkunde gewinnen", erklärt Bernd Voss den Erfolg seiner Schule: Doch sie lernen auch mit Enttäuschungen zurecht zu kommen. Jeden Tag erlebten Kinder auf dem Fußballcamp ihr eigenes Potential und ihr Wachstum.

170 Kinder haben sich bei Fußballcamp auf dem Gelände des BSV Nordstern angemeldet. Ehe sie in ihr eigenes Trikot schlüpfen, klärt der ...
170 Kinder haben sich bei Fußballcamp auf dem Gelände des BSV Nordstern angemeldet. Ehe sie in ihr eigenes Trikot schlüpfen, klärt der Leiter Bernd Voss die Fußballjugend über die Regeln im Camp auf.

Zum elften Mal kommt Bernd Voss mit seiner Fußballschule zum Nordstern. Die Fußballer lernen Teamwork und sich über sich selbst, wie mit anderen über Erfolge zu freuen, so Voss. Am ersten Tag machte der Trainer bei den älteren Jahrgängen einen Leistungstest und sortierte die Gruppen. Voss trainiert einerseits leistungsbezogen, er schützt die Kinder aber auch vor Überforderungen und erstellt Lehrpläne für unterschiedlich begabte Kinder. Auf dem Lehrplan stand auch ein klassisches Torwart-Training.

Herkunft spielt keine Rolle

Seit fünf Jahren kommen Oscar und Julien Muehlenweg jeden Sommer mit ihrem Vater an den Bodensee. Mehr durch Zufall entdeckten die New Yorker Zwillinge das Fußballcamp, bei dem sie der Vater angemeldet hatte. Auf dem Camp lernten sie die Ausdauer, das Schießen und das Dribbeln. Oscar zeigt sich dabei begeistert vom Training als ein Team. Sprache empfinden die Zwillinge weniger als ein Hindernis: Fußball helfe, die sprachliche Barriere zu überwinden.

In einer kleinen Fußball-Arena trainieren Kinder und Jugendliche die Raffinessen des Fußballs. Bilder: Georg Lange
In einer kleinen Fußball-Arena trainieren Kinder und Jugendliche die Raffinessen des Fußballs. Bilder: Georg Lange

Bernd Voss begreift sein Camp als eine Art fahrender Fußballzirkus. Seit Jahren steigende Teilnehmerzahlen können als ein Indiz für den Erfolg seiner Methode genommen werden: "Ich sehe nicht nur Talentierte, sondern jedes Kind. Jedes soll mal die Chance haben, wie ein Profi zu trainieren", so seine Philosophie. Voss kritisiert auch öffentlich die Einmischung ehrgeiziger Eltern, die bei Viererturnieren ihren Kindern sagen, wo sie zu stehen hätten. "Es ist das Spiel der Kinder. Man könne sonst das Trikot dem Vater geben. Dann wäre es sein Spiel", scherzt Voss und setzt dann unvermittelt deutlicher nach: "Manche Eltern machen Kinder zu Marionetten." Bernd Voss ist mindesten ebenso von den herzlichen Manieren der Kinder aus dem Landkreis begeistert wie von dem Niveau der Spieler. Deren technischen und koordinativen Fähigkeiten seien besser als in anderen Bundesländern, lobt Voss: "Die Vereine machen hier sehr gute Grundlagenarbeiten", beobachtet der Trainer: Vereine in Niedersachsen hätten nicht annähernd so gute Spieler.

14 Trainer unterrichten gleichzeitig die Jugend wie die Profis. In kleineren Wettbewerben üben sie die Wendigkeit und enge Ballführung.
14 Trainer unterrichten gleichzeitig die Jugend wie die Profis. In kleineren Wettbewerben üben sie die Wendigkeit und enge Ballführung.

Sandra Fuchs ist Elternvertreterin beim BSV Nordstern und organisiert intern das Camp. Innerhalb von elf Jahren steigerte sich die Zahl der Teilnehmer von 70 auf derzeit 170 Jungfußballer. Fuchs zeigt sich fasziniert vom Spaß der Kinder und der Pädagogik von Bernd Voss: "Seine Motivation springt auf die Kinder über." Fuchs ist vom System mit dem Wechsel aus Pädagogik, viel Spaß und strengen Regeln begeistert. Auf unserem Platz spiele es keine Rolle aus welcher Stadt und welchem Land das Kind komme, so Fuchs: "Sie lernen ein Miteinander und Soziales. Und sie lernen das Verlieren und Gewinnen." Allen ist bewußt: Bei Ausscheidungskämpfen kann nur einer gewinnen. Kinder lernen beim Camp auch Rückschläge hinzunehmen. Eine Mutter ließ ihren Sohn genau aus diesem Grund am Camp teilnehmen: Er lerne im Team das Gewinnen, doch vorallem das Verlieren.

Im Schatten erwarten die Teilnehmer des Fuballcamps die Auslosung zur Mini-WM. Beim Wettkampf unter Länderflaggen treten jeweils vier ...
Im Schatten erwarten die Teilnehmer des Fuballcamps die Auslosung zur Mini-WM. Beim Wettkampf unter Länderflaggen treten jeweils vier Spieler in Teams gegeneinander an.

Der BSC Nordstern stellt während des Fußballcamps die Infrastruktur bereit und bietet die Logistik für die Schule: Pro Camptag gibt es zwei Obstpausen und ein Mittagessen. Das Mittagessen wird vom Klinikum Radolfzell gekocht, das von Michael Fuchs täglich an den Sportplatz gebracht wird. Mehrmals am Tag befüllt der Trainer an den Stationen dutzende Eimer Wasser zur Abkühlung. Im zwei Stunden Takt bereitet er riesige Kanister mit isotonischen Getränken für die Fußballspieler vor.

Alle beim BSV Nordstern helfen mit

Fünf Helfer des BSV bereiten drei Obstsorten vor und verteilen die Essen an die Kinder. Eltern des Clubs helfen beim abendlichen Grillen, bringen Kuchenspenden und verkaufen Getränke und Kuchen am eigenen Stand. Sandra Fuchs ist von einem Fieber infiziert, den sie seit elf Jahren immer wieder das Camp organisieren lässt: "Es ist einfach diese Freude bei den Kindern zu sehen und diesen Spaß, den sie haben", sagt Sandra Fuchs.