Es ist eines der ersten Gebäude, das die Besucher von Radolfzell sehen, sobald sie den Bahnhof verlassen und in Richtung Innenstadt gehen. Das ehemalige Hotel Victoria, das letzte Gebäude am Bahnhofsplatz zwischen Innenstadt und der historischen Stadtmauer, fristet ein trostloses Dasein. Im Sommer 2016 brannte der Dachstuhl aus. Seitdem beherbergt das Gebäude höchstens noch Tauben. Lange war unklar, was mit dem Gebäude an dieser prominenten Stelle geschehen soll.

Nun beriet jüngst der Gestaltungsbeirat über die Zukunft des einstigen Hotels. Bernhard Bihler, Geschäftsführer des RIZ und Eigentümer des Gebäudes, hatte dem Beirat einen ersten Entwurf für das Grundstück vorgelegt. "Was laut Bebauungsplan möglich wäre, haben wir versucht auszuschöpfen", erklärt Bernhard Bihler. Soll heißen, man habe ein größeres Gebäude geplant, um möglichst viel Raum zu gewinnen. Dieser Idee erteilte der Gestaltungsbeirat nun eine Absage. "Die Höhe des Gebäudes auf diesem stadtprägenden Grundstück sollte die aktuelle Bebauung nicht übersteigen", erklärte Architekt Mathias Hähning. Mehr als drei Stockwerke sind also nicht drin.

Im Gestaltungsbeirat sind nicht nur Mitglieder des Gemeinderates, sondern auch sachkundige Architekten wie Mathias Hähning, Gabriele D’ Inka und Hellmut Raff. Das Gremium hat eine beratende Funktion, ihre Vorschläge sind für Ratsbeschlüsse jedoch nicht bindend. Bernhard Bihler nimmt sich die Vorschläge des Gestaltungsbeirates dennoch zu Herzen. "Wir prüfen nun intern, ob die vorgeschlagene Optik auch wirtschaftlich für uns funktioniert", so Bihler. Der Investor würde an der Stelle gerne ein neues touristisches Angebot schaffen. Für ein rentables Hotel sei das Grundstück allerdings zu klein. Eine Anlage mit behindertengerechten Ferienwohnungen wäre eine denkbare Option, erklärte Bernhard Bihler. An dieser prominenten Stelle nur private Wohnungen zu schaffen, komme für ihn nicht in Frage.

Auch in der Nordstadt geht es voran. Für die Randbebauung des Quartierplatzes der Stadterweiterung Nord gibt es von der Siedlungswerkstatt Kollektivbau GmbH, die dort gemeinsam mit dem Verein Aufwind, ein Wohnhaus mit 33 Wohneinheiten und Backshop errichten möchte, die ersten Entwürfe. Von den 33 Wohnungen sollen zwölf für Mitglieder des Vereins Aufwind vorbehalten sein, die übrigen 21 Mietwohnungen sind sozial gefördert. Einige interessierte Bürger kamen zur Präsentation der Ergebnisse des Gestaltungsbeirates. Das Gremium war den ganzen Tag unterwegs, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Etliche Rückfragen im Bürgersaal richteten sich an die Anzahl der Parkplätze in der Nordstadt. Geplant sind 32 Tiefgaragenstellplätze für die Bewohner des Wohnblocks. Die Zuhörer äußerten die Sorge, dass die Café-Besucher zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen und einem Parkplatzproblem in dem Viertel sorgen könnten.
Das Gremium war an jenem Tag auch nach Markelfingen gefahren, um das geplante Neubaugebiet "Im Tal" zu begutachten. Der Rat der Architekten war, dass sich die neue Bebauung der Gebäude am Rand des Areals, bestehend aus Kirche, Pfarrhaus und Kindergarten, anpassen sollte. Von der Ortsumfahrung riet das Gremium rein optisch ab. "Eine Umgehungsstraße würde die Umgebung zerstören", sagte Mathias Hähnig.
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Der Gestaltungsbeirat hat während seiner Tagung nicht nur über das ehemalige Hotel Victoria, die Quartierplatzbebauung in der Nordstadt und das Neubaugebiet "Im Tal" in Markelfingen beraten, sondern hat auch über das Baugebiet Stürzkreuz Süd und Bauwünsche in der Straße Am Rimmelsberg in Liggeringen diskutiert. Aus den Fraktionen sind folgende Gemeinderäte teil des Gremiums: Bernhard Diehl (CDU), Waltraut Fuchs (FGL), Walter Hiller (FW), Reinhard Rabanser (SPD) und Manfred Brunner (FDP). Zudem wurde bis Ende des Jahres ein Mitglied des Bürgerforums Bauen Radolfzell aufgenommen. (ans)