Auf dem ersten Blick sieht es riesig aus. Das Areal hinter der Bora-Sauna, im Fachjargon Streuhau genannt, soll touristisch erschlossen werden. Der Investor Bernd Schuler, Besitzer des Bora-Hotels am gleichen Fleck des Bodenseeufers, hat sich die Bauoption gesichert.
Investor ist Besitzer mehrere Einrichtungen, unter anderem dem Bora-Hotel
Er plant ein Feriendorf mit 35 Ferienhäusern, ein Hotel, Restaurant, fünf Bäumhäuser, die man als Tagungsräume mieten kann und ein Gebäude für Sport. Neben dem bereits bestehenden Bora-Hotel sieht das Feriendorf aus wie ein Tourismus-Tempel.
Die ersten konkreten Pläne sind nun im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik vorgestellt worden und finden zu großen Teilen Anklang bei den Stadträten. Mit zehn Ja-Stimmen, bei zwei Enthaltungen, stimmte das Gremium dem Bebauungsplan zu.
Flächentausch um den Naturschutz zu stärken
Dabei hat das Grundstück eine bewegte Geschichte hinter sich. „Das Streuhau war jahrzehntelang die heilige Kuh der Stadt“, erinnerte sich auch Norbert Lumbe, Fraktionssprecher der SPD. Bis man das Areal mit dem Bodenseereiter getauscht hatte.
Das Grundstück des Bodenseereiters ist ökologisch wertvoll und die Verlängerung des Naturschutzgebietes Radolfzeller-Aach. Hier war eigentlich die touristische Entwicklung geplant. Gemeinsam mit den Naturschutzverbänden tauschte die Stadt Radolfzell die Grundstücke: Der Bodenseereiter wurde der Natur versprochen, das Streuhau darf bebaut werden.
Pläne wurden über 18 Monate ausgearbeitet
Und Bernd Schuler hat einiges auf dem Grundstück vor. Ein großer Ferienhaus-Hotel-Komplex soll die Stadt touristisch voranbringen. 18 Monate wurde inzwischen geplant und mit den einzelnen Behörden abgestimmt, was alles an welcher Stelle möglich ist.
Um möglichst wenig Flächen zu versiegeln und um die Häuser vor Hochwasser zu schützen, sollen diese wie Pfahlbauten errichtet werden, die Besucher sollen mit Elektro-Caddys an ihre Häuser gebracht werden. Zum Areal des Bodenseereiters wird es keine Wegeverbindung geben, hier soll sich die Natur ungestört entfalten können.
Auch Oberbürgermeister Martin Staab zeigte sich begeistert: „Es ist eine der Landschaft angemessene, adäquate und dem Gelände angepasste Planung“.
Detailplanung ist noch nicht abgeschlossen
Trotz der grundsätzlichen Zustimmung für die Bebauung wurde klar, dass man sich in der Detailplanung noch nicht einig ist. Wo genau die Badestelle sein soll, ob das Hotelgebäude wirklich westlich als Grenze zum Naturschutzgebiet oder doch besser nördlich des Grundstücks stehen soll – all diese Fragen kamen auf und blieben doch ungeklärt.
Susann Göhler-Krekosch (SPD) brachte es auf den Punkt: „Es muss eine Kompromiss-Lösung gefunden werden“. Die Umweltverbände selbst sind diesen bereits eingegangen. „Eigentlich wäre es uns am Liebsten gewesen, wenn auf dem Streuhau auch nichts mehr passiert, aber der Flächentausch war schon eine gute Sache“, sagt Markus Peintinger vom Nabu.
Im Großen und Ganzen sei man zufrieden, auch wenn konkrete Standorte der Gebäude nicht im Detail abgesprochen worden seien.
Es war auch schon einmal ein Delfinarium geplant gewesen
Christof Stadler zeigte sich angetan von den ersten Plänen. „Wir haben in dieser Planung eine gute Entwicklung erreicht vom Delfinarium zum Feriendorf“, sagte er. In den 80er-Jahren sei an diesem Standort ein Delfinarium geplant gewesen.
Doch auch Norbert Lumbe sah das Feriendorf am See als Schritt in die richtige Richtung: „Die Zukunft von Radolfzell liegt im Tourismus.“
Streit um Bäume
Bereits bei der geplanten Erweiterung der Bora-Sauna in das Gelände des Streuhaus hinein, formierte sich Widerstand in der Bevölkerung, die den Erhalt der Bäume forderten. Auch für das Feriendorf werden einige Bäume gefällt werden müssen, auch wenn ein Teil des Waldes erhalten bleiben wird. Im Lauf der Jahre hat sich das Areal zur Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten entwickelt, obwohl der Boden des Streuhaus nicht besonders hochwertig ist. Die Natur ist gewachsen und aus Gebüsch ist ein richtiger Wald entstanden. (ans)