Unfälle an Bahnübergängen sind besonders gefährlich. Was erst vor wenigen Tagen in Sipplingen mit nur 15 Leichtverletzten glimpflich ausging, als ein Lastwagen mit einem Interregio-Express kollidierte, endete in Stahringen gleich zweimal tödlich. In den vergangenen zehn Monaten wurden zwei Frauen, eine Autofahrerin und eine Fußgängerin, beim Überqueren eines Bahnübergangs in dem Radolfzeller Ortsteil von einem Zug erfasst.

Zwei Todesfälle innerhalb von zehn Monaten

Im Jahr 2017 kamen nach Erhebung des Statistischen Bundesamts 50 Menschen bei Unfällen an Bahnübergängen ums Leben, im Radolfzeller Ortsteil Stahringen kam es innerhalb der vergangenen zehn Monate zu gleich zwei Todesfällen an einem Bahnübergang. Ende September kollidierte der Wagen eine 47-jährige Autofahrerin mit einem Zug, Anfang Dezember vergangenen Jahres starb eine 68 Jahre alte Frau. Sie wurde nach Angaben der Polizei von einem herannahenden Zug erfasst, als sie die geschlossene Halbschranke überqueren wollte. Im Fall der 47-jährigen Autofahrerin hat die Staatsanwaltschaft zur Klärung des Unfallhergangs einen Gutachter beauftragt.

Obwohl die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, gebe es nach jetzigem Stand keine Anzeichen dafür, dass die Schranken nicht funktioniert haben, erklärt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf Anfrage. Vielmehr deute es daraufhin, dass die Frau die geschlossenen Halbschranken umfahren hat.

Hohes Zugaufkommen in Stahringen

Die Vorfälle werfen die Frage nach der Sicherheit an den Stahringer Bahnübergängen auf. Gleich drei Stück gibt es in relativ kurzen Abständen in dem Radolfzeller Ortsteil, auch das Zugaufkommen ist relativ hoch. "Grob geschätzt fahren täglich rund 80 Züge durch Stahringen", berichtet der Stahringer Ortsvorsteher Jüren Aichelmann. Neben dem Seehäsle mit Halt in Stahringen verkehrt ein Interregioexpress mit hohem Tempo auf der Strecke.

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Ortsvorsteher sind keine Probleme bekannt

Doch trotz der Unfälle sind dem Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann keine Probleme mit den Bahnübergängen bekannt. "Es ist ein Riesenzufall, dass gleich zwei solche Unglücke innerhalb eines Jahres passieren", sagt der Ortsvorsteher betroffen.

Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann.
Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann. | Bild: Halter, Maximilian

Seit mittlerweile 46 Jahren wohnt Aichelmann in Stahringen, an ähnliche Fälle kann er sich nicht erinnern.

Deutsche Bahn schließt Mängel aus

Auch der Deutschen Bahn sind keine Mängel an den Stahringer Anlagen bekannt, wie eine Bahnsprecherin auf Nachfrage mitteilt: "Nach unserer Kenntnis gab es in Stahringen keine Fehlfunktion." Außerdem finde regelmäßig oder bei Hinweisen auf eine Störung eine Verkehrsschau statt, um festzustellen, ob die an den Übergängen vorhandene Beschilderung und Technik in ihrem Zustand noch ausreichend ist, so die Bahnsprecherin. Dabei seien verschiedene Behörden wie die Bahn, die Gemeinde, die Straßenverkehrsbehörde und Vertreter der zuständigen Polizei beteiligt.

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Vollschranken nicht immer einsetzbar

Auch wenn die meisten Unfälle nach einer Studie der Unfallforschung der Versicherer aus dem Jahr 2017 durch bewusste oder unbewusste Regelmissachtung passiert, sind Vollschranken nicht immer einsetzbar. Bei Vollschranken muss der Übergang überwacht werden, so die Bahnsprecherin. Außerdem seien Bahn, Bund und Eigentümer der Straße gleichermaßen gefragt, denn Bahnübergänge sind Gemeinschaftsaufgabe. Die Bahn befinde also nicht allein über die technische Ausrüstung eines Bahnübergangs, so die Sprecherin.