In Sachen neue Halle in Markelfingen tut sich was. Die Architekten Bernhard Nägele und Alexander Kionka von Solar-System-Haus in Friedingen-Singen stellten im Ortschaftsrat drei Vorentwurfsvarianten einer 1,5-fach-Mehrzweckhalle und die jeweiligen Kostenschätzungen vor. Für die detaillierte Präsentation äußerte der Ortschaftsrat viel Anerkennung. Einstimmig sprachen die Räte sich für die Variante des Baus einer nahe an der Radolfzeller Straße gelegenen Halle aus.
Da die neue Halle größer werden soll, komme der bisherige Standort nicht mehr in Frage, erläuterte Bernhard Nägele. Das Grundstück sei zu klein, es würde zusätzlich Fläche vom Schulgelände benötigt.
Zudem müsste das Feuerwehrhaus abgerissen und neu gebaut werden. Damit lägen die gesamten Baukosten mit geschätzten 8,8 Millionen Euro weit über den beiden Varianten, die vorsehen, dass die Halle an einem anderen Standort errichtet wird.
Am besten gefiel den Räten der Vorentwurf einer Halle, die mit ihrer Schmalseite an die Radolfzeller Straße rückt und deren Längsseite am Pirminweg liegt. Der Fußballplatz müsste versetzt und parallel zur Halle angelegt werden.
Von Vorteil sei, so der Architekt, dass der Höhenunterschied von drei Metern im Verlauf des Pirminwegs für zwei barrierefreie Eingänge genutzt werden könne. Von der Radolfzeller Straße kommend, könne man das Erdgeschoss betreten, in dem Umkleiden, Garderobe, Sanitärbereich und Nebenräume untergebracht sind.
Lichte Atmosphäre
Der Haupteingang läge an der nordöstlichen Seite. Von einem davorliegenden Platz aus beträte man das Gebäude in Höhe des ersten Geschosses. Vom Foyer aus könnte der Blick in die darunterliegende Halle und zur linken Seite auf den Sportplatz und in die Natur fallen.
Die nach Süd-Osten liegende Längsseite soll oberhalb einer etwa zweieinhalb Meter hohen Mauer durch eine große Fensterfront geschlossen werden. Damit erhielte der kubische Bau eine lichte Atmosphäre.
Als sehr attraktiv werteten die Räte den direkten Bezug von Halle und Sportplatz und den prominenten Platz der Halle am Ortseingang. Ferner könnten der bisherige Parkplatz und das Feuerwehrhaus erhalten bleiben. Andreas Blum sprach von einer "Top Lösung", für Andreas Danner war die Variante "hervorragend" und Martina Gleich wertete sie als die "beste Variante".
Problematisch an diesem Standort sei allerdings, dass der verschobene Fußballplatz in das angrenzende Biotop reichen könnte. Zudem läge das Baufeld außerhalb der bebaubaren Fläche und der vorgeschriebene Abstand zur Kreisstraße wäre nicht eingehalten.
Was die bau- und straßenrechtlichen Fragen angeht, zeigte Thomas Nöken, Leiter des Baudezernats sich optimistisch, dass die rechtlichen Hürden innerhalb der weiteren Planungszeit zu nehmen sein sollten. Er könne sich vorstellen, dass die Baugenehmigung in einem Jahr vorläge.
Gesamtkosten rund 7,3 Millionen Euro
Die Gesamtkosten des Neubaus, einschließlich eines Umbaus des Feuerwehrhauses, schätzen die Architekten auf etwa 7,3 Millionen Euro, wobei sie betonten, dass sie im Vorentwurfsstadium lediglich eine Grobschätzung vorlegen können.
Die erste Variante ist zugleich auch die günstigste, die die Architekten unterbreitet haben. Im zweiten, sehr ähnlichen Entwurf läge die Halle auf dem jetzigen Parkplatz. Die Räte bemängelten bei dieser Lösung, dass die Park- und Eingangssituation sich gedrängter darstellen würde.
Thomas Nöken will die Entwürfe und die Empfehlung des Ortschaftsrats in den Planungsausschuss mitnehmen. Der Gemeinderat habe sich bislang nicht für eine Vorzugsvariante ausgesprochen. Bei der veranschlagten Bausumme sei eine europaweite Ausschreibung nötig. Angesichts der schnellen Planung, die Nägele und Kionka vorgelegt haben, hoffe man auf eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro, meinte Ortsvorsteher Lorenz Thum.
Die Interimslösung
Um die Zeit zu überbrücken, bis die neue Markelfinger Mehrzweckhalle steht, hätte die Stadt Radolfzell 450.000 Euro für eine Interimslösung zur Verfügung gestellt. Ein Hallenprovisorium auf dem Sportplatz würde für die Bauzeit allerdings bei einer Million Euro liegen. Ein Arbeitskreis, in dem der Ortschaftsrat, Vereine und die Schulleitung zusammengeschlossen waren, sprach sich mit Hinsicht auf die hohen Kosten gegen diese Lösung aus.
Stattdessen stimmte der Ortschaftsrat einstimmig dafür, dass für die Einschulungsfeier auf dem Schulgelände ein Zelt aufgestellt wird. Ferner ist geplant, Veranstaltungszelte nach Bedarf für Feste aufzustellen. Zusätzlich ist angedacht, einen Bürgerbus mit neun Sitzplätzen zu leasen oder zu kaufen, damit vor allem Eltern entlastet werden können, die ihre Kinder zu Vereinsveranstaltungen fahren.
Die Kosten für die drei Maßnahmen wurden mit 90.000 Euro angegeben. Die vom Gemeinderat angebotenen 150.000 Euro wolle man trotz allem vorbehalten, so die Räte. Man wolle beispielsweise Vereine für ausgefallene Veranstaltungen entschädigen, sagte Ortsvorsteher Lorenz Thum.