Es waren lange eineinhalb Jahre für die Anwohner der Konstanzer Straße. Und es hat viele etliche Nerven gekostet, die Umfangreichen Bauarbeiten direkt vor der Tür zu überstehen. Nun ist es vollbracht. Mit Glühwein, Bratwurst und Getränken versuchte die Stadt Radolfzell alle Anwohner der Konstanzer Straße für die Einschränkungen während Sanierungsarbeiten zu entschädigt.
„Wir bedanken uns für ihre Geduld und das Verständnis“, sagte Oberbürgermeister Martin Staab den rund 80 Bürgern, die zu diesem Anlass gekommen waren.

Auch wenn die Einschränkungen während der Bauphase teilweise für die Anwohner erheblich waren, zeigten sie sich generell erfreut über die Sanierung der Konstanzer Straße. Die große Mehrzahl der Besucher machten gleichwohl keinen Hehl daraus, dass sie mit der Umsetzung der Pläne nicht sehr glücklich sind.
Mittelinseln werden als Fehlplanung eingeschätzt
Insbesondere die Engstellen, die sich durch die Mittelinseln auf der Straße ergeben, machen vielen Anwohnern und Nutzern Sorge: „So wie es jetzt gemacht wurde, ist es das gefährlichste, was man bauen konnte“, urteilte zum Beispiel Anwohner Fritz Angermayer im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Dabei monierte er insbesondere die schmalen Fahrstreifen für Fahrräder, die seiner Ansicht nach für ein großes Gefahrenpotential sorgen.
Stadtverwaltung und Planer müssen viel Kritik einstecken
Das sahen auch andere Besucher der Veranstaltung so, die die Chance nutzten, im Gespräch mit den Verantwortlichen Kritik zu üben. Tiefbauamtsleiter Uwe Negrassus, Mitarbeiter Jörg Schwarze und der beratende Planungsingenieur Franz Braun wurden während der rund zweistündigen Veranstaltung von den Bürgern über die Details der Planung ausgefragt und offen kritisiert.
Die beriefen sich dabei in erster Linie auf die Vorschriften, die bei solchen Baumaßnahmen eingehalten werden müssen. „Natürlich gibt es unterschiedliche Interessen, aber wir haben ein Regelwerk, dass wir beachten müssen“, erklärte Franz Braun im Gespräch. Ferner habe man bei dem Ausbau der Konstanzer Straße dem Wunsch Rechnung getragen, wie man den Verkehr grundsätzlich in der Stadt regeln wolle, führte er weiter aus.

Doch selbst der OB und einzelne Gemeinderäte – tatsächlich ließen sich nur die FDP-Gemeinderäte Richard Atkinson und Jürgen Keck am Samstagmorgen dort sehen – räumten Verständnis für den geäußerten Unmut der Bürger ein. „Ich habe für jeden Verständnis, der Kritik übt“, sagte OB Martin Staab und Jürgen Keck gestand sogar, dass „man darauf nicht stolz sein kann“, wie er freimütig einräumte.
Er erinnerte sich auch daran, dass man „die Dimensionen mit den Verkehrsinseln bei den Plänen so nicht erkennen konnte“, sagte Keck gegenüber dem SÜDKURIER. Zu einem späteren Zeitpunkt, als sich das Ergebnis abzeichnete, habe er jedoch nicht mehr intervenieren wollen, um den Gesamtprozess nicht noch zusätzlich zu verzögern, verriet der FDP-Gemeinderat.

Den passenden Zeitpunkt hatte man offenbar verpasst, als die bereits mehrere Jahre existierenden Pläne im Gemeinderat vorgelegt wurden. Zumindest einige der Planungsvorlagen seien so eingetreten, wie sie vorausberechnet wurden. So hat die 1,5 Jahren lange Bauzeit tatsächlich so lange gedauert, wie es die Planer angekündigt hatten.
Was in der Konstanzer Straße alles gemacht wurde
- Umfang der Arbeiten: Um die Straße wieder verkehrssicher zu machen und auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen, wurde sie in vier Bauabschnitten vollständig saniert. Die Bauarbeiten im ersten Bauabschnitt begannen am 4. Juni 2018. Die verschiedenen Schichten der Straße wurden abgetragen und gänzlich neu aufgebaut. Die neue hochbelastbare lärmoptimierte Asphaltdeckschicht sorgt nicht nur für einen besseren Fahrkomfort und eine höhere Verkehrssicherheit, sondern mindert auch den Straßenlärm um etwa zwei Dezibel. Darüber hinaus wurden die Regenwasserkanäle beidseitig erneuert. Die Schmutzwasserkanäle wurden bereits im Jahr 2011 saniert und sind voll funktionstüchtig. Die Stadtwerke Radolfzell haben im Zuge der Straßensanierung zudem modernste Glasfaserkabel für eine schnellere Datenübertragung verlegt. Gleichzeitig wurde die Straßenbeleuchtung vollständig auf stromsparende und klimafreundlichere LED-Leichten umgestellt. Bereits im Jahr 2011 wurde etwa die Hälfte der herkömmlichen Lampen mit Fördermitteln des Bundes gegen LED ausgetauscht.
- Idee und Kosten: Durch die Gestaltung von Mittelinseln sollte die ehemalige Bundesstraße den Stadtautobahncharakter verlieren und zur Beruhigung des Verkehrs beitragen. Auf den Mittelinseln wurden 15 Silberlinden gepflanzt, die unter anderem Insekten und Vögeln als Lebensraum und Nahrungsquelle dienen. Diese Baumart ist extrem robust und für diesen Standort besonders gut geeignet. Mit dem Einbau des lärmoptimierten Belages ist die Konstanzer Straße die erste Maßnahme des umfangreichen Lärmaktionsplans. Die Kosten der Sanierung belaufen sich auf ungefähr 3,3 Millionen Euro.