Innerhalb von anderthalb Wochen ist jetzt das ehemalige Molencafé im Radolfzeller Uferbereich abgerissen worden. Damit ist der Weg frei für das neue Gebäude, das an gleicher Stelle errichtet werden soll. Die Bodensee-Hafengesellschaft (BHG) möchte an dieser Stelle ein größeres Gebäude errichten, das in den Grundzügen einem Bootshaus nachempfunden ist.

Nachdem der Abriss mehrfach verschoben werden musste, rückte der Bagger am 2. Juni an und begann umgehend mit den Abbrucharbeiten. Zuvor jedoch waren Mitarbeiter des beauftragten Abbruchunternehmens in den Räumlichkeiten tätig, um verschiedene Elemente zu entfernen, um den eigentlichen Abbruch zu erleichtern. Denn anders als noch vor ein bis zwei Jahrzehnten, müssen heute die verschiedenen Baustoffe und eingebauten Materialen möglichst sortenrein getrennt werden.
„Sortieren ist das A und O“ sagt dazu Meinrad Joos, Geschäftsführer des gleichnamigen Abbruchunternehmens aus Radolfzell. Alles was lose ist, wird möglichst im Vorfeld von den Handwerkern entfernt. Dazu zählen zum Beispiel Fenster, Deckenplatten oder auch Heizkörper.
Was dann folgt, ist eine Demonstration im perfekten Umgang mit Maschinen. Denn der heimliche Star auf so einer Baustelle ist der Baggerführer. An der Mole war das Markus Hagen, der seit rund neun Jahren diese Tätigkeit für das Unternehmen Joos ausübt. Zuvor war er LKW-Fahrer. Übung mit großen Fahrzeugen hat er also reichlich. Und das ist seiner Arbeit anzusehen.
Zuschauer sind fasziniert von der Arbeit des Baggerführers
So mancher Passant stand in den vergangenen zwei Wochen fasziniert am Radolfzeller Ufer, um Hagen beim Abbruch des Molencafés zuzusehen. Denn der Baggerführer zeigt hier praktisch den Gegenentwurf zur klassischen Abrissbirne. Markus Hagen ist in der Lage, selbst kleine und relativ dünne Bauteile mit dem Greifer des Baggers zu fassen und diese dann sortenrein an anderer Stelle abzulegen. Auf diese Weise baute er das Gebäude Stück für Stück zurück.
Während man bei höheren Gebäuden selbstverständlich oben beginnt, kann das bei flacheren auch an der Seite sein. Getrennt werden die Materialen nach Metall, Holz, Dämmstoffen, Leichtbaustoffen und mineralischen Baustoffen. Letztere werden von Joos aufbereitet und kommen zu Beispiel auf Baustraßen wieder zum Einsatz. Das Metall kann an Metallhändler veräußert werden und die anderen Bestandteile werden in der Mehrzahl an Recycling- und Wertstoffunternehmen gegeben.

Handarbeit ist beim Abbruch nur selten notwendig
Um möglichst viele Arbeiten mit dem Bagger zu erledigen, benötigt dieser verschiedene Werkzeuge. Diese liegen immer in Griffweite bereit, um bei Bedarf gewechselt zu werden. Dazu gehören Greifer, Meißel, Betonschere, Reißzahn und Löffel in verschiedenen Größen. Damit wird die Handarbeit auf ein Minimum reduziert.

Im Falle des Molencafés waren nur zwei weitere Mitarbeiter vor Ort, um die Baggerarbeiten zu unterstützen. Jochen Eger und Antonio Care wurden immer dann aktiv, wenn der Bagger doch mal an seine Grenzen stieß. Zum Beispiel durchtrennte Antonio Care regelmäßig die Metallträger der Glaskonstruktion mit einer überdimensionalen Flexmaschine. Ferner mussten immer wieder verschiedene Bauelemente voneinander getrennt werden, um sie sortenrein entsorgen zu können.

Die Arbeiten waren laut Markus Hagen im Falle des Molencafés durchaus „langwierig“, wie er im Anschluss bemerkte. Die Stahlkonstruktion und die verschiedenen Dämmstoffe machten seine Tätigkeit relativ aufwändig. „Langweilig wird einem dabei mit Sicherheit nicht“, ließ Hagen wissen.
