Zwölf Monate, 366 Tage – das Jahr 2024 war lang, Zeit für herausragende Ereignisse und Aufreger war jede Menge. So manches Thema beschäftigte die Radolfzeller und Bewohner der Höri dabei ganz besonders. Wir blicken zurück auf eine Auswahl der wichtigsten Themen.

Die Erde bebt in Radolfzell

Zum ersten Mal seit fünf Jahren bebte im April bei Radolfzell die Erde: Der Landeserdbebendienst (LED) meldete ein Erdbeben mit Herd nordwestlich von Böhringen. Obwohl es sich mit einer Stärke von 2,9 auf der Richterskala um ein schwaches Erdbeben handelte, sorgte es für Aufsehen. Beim LED gingen bis zum Mittag des Folgetages knapp 200 Meldungen ein, berichtet wurde etwa von Grummeln, Rumpeln, Grollen oder Knacken im Gebälk – und das sogar in Richtung Schwarzwald in einer Entfernung bis etwa 80 Kilometer. Ursächlich für diese Reichweite war laut LED-Leiter Stefan Stange die Tiefe des Erdbebenherdes von etwa 19 Kilometern.

Zuckmücken, soweit das Auge reicht – so sah es 2024 am Seeufer aus. (Archivbild)
Zuckmücken, soweit das Auge reicht – so sah es 2024 am Seeufer aus. (Archivbild) | Bild: Marinovic, Laura

Die Mücken sind wieder da

Wer am See lebt oder dort seine Freizeit verbringt, der musste sich den Platz mit tausenden kleinen Insekten teilen: In großen Schwärmen waren die Zuckmücken am Bodensee unterwegs und bedeckten nicht nur den Himmel, sondern auch Wege und Plätze. Mehr als lästig waren die Tiere aber nicht – denn sie ernähren sich nicht von Blut, stechen also keine Menschen. Anders sieht es mit den Bodenseeschnaken aus. Und davon gab es laut Biologe Rainer Bretthauer deutlich mehr als in den vergangenen Jahren.

Die Villa Sernatinger auf der Mettnau. (Archivbild)
Die Villa Sernatinger auf der Mettnau. (Archivbild) | Bild: Jarausch, Gerald

Traumvilla auf dem Markt

Eine Traumlage am Bodensee, direkt auf der Mettnau, mit eigenem Seezugang – es sind Umstände wie diese, die sich viele Menschen nur wünschen können. In Radolfzell soll der Traum vom Anwesen am Wasser aber wahr werden: Denn die Stadt will die historische Villa Sernatinger samt Grundstück für 30 Jahre zur Wohnnutzung im Erbbaurecht vergeben – und zwar gegen Höchstgebot des Erbbauzinses. Klingt gut, hat aber einen Haken. Denn das Gebäude ist stark in die Jahre gekommen und der Käufer muss noch einiges investieren. Interessenten gibt es dennoch einige.

Tiefe Furchen haben Wassermassen in den Boden in Schienen gegraben. (Archivbild)
Tiefe Furchen haben Wassermassen in den Boden in Schienen gegraben. (Archivbild) | Bild: Jarausch, Gerald

Der Bodensee breitet sich aus

Viel Niederschlag sorgte im Sommer 2024 nicht nur für viele Schnaken, sondern auch für einen überlaufenden Bodensee: Wegen Hochwasser musste im Juni die Straße zwischen Moos und Radolfzell zunächst halbseitig und dann schließlich komplett gesperrt werden – allerdings hielt sich nicht jeder an dieses Durchfahrtsverbot. Auch in Radolfzell wurden mehrere Bereiche vorübergehend gesperrt, da sie überflutet waren. Wegen des Starkregens wurde sogar Trinkwasser in Radolfzell verunreinigt.

Besonders mit dem Wasser zu kämpfen hatte Schienen. Vom steigenden Bodenseepegel war die Gemeinde zwar nicht betroffen, dafür sorgte heftiger Regen für Sturzfluten und eine Ausnahmesituation. 18 Stunden lang hielt diese Einsatzkräfte in Atem, es wurden unter anderem Keller überflutet, Wege zerstört und Trinkwasser verunreinigt. Der Schaden war groß.

Neue Zukunft für das Schlössli

Schon mehrfach wurde in Gaienhofen über die Zukunft des Schlössli-Gebäudes am Seeufer in Horn gesprochen – und auch darum gerungen. Denn gegen ein eigentlich geplantes Bauprojekt regte sich Widerstand in der Bevölkerung. 2024 ergab sich plötzlich eine ganz neue Perspektive: Die Brüder Sebastian und Martin Amann, die mit der Familie auch schon das Hotel Hirschen in Horn betreiben, übernahmen das Gebäude und stellten ihre Pläne vor. Sie wollen das Gebäude sanieren und renovieren und mit einem Anbau zu einem Hotel umwandeln. Auch soll es eine öffentlich zugängliche Gastronomie mit Seeterrasse erhalten.

Norbert Matt war im September das letzte Mal auf dem Radolfzeller Wochenmarkt vertreten (Archivbild)
Norbert Matt war im September das letzte Mal auf dem Radolfzeller Wochenmarkt vertreten (Archivbild) | Bild: Pascal Guegan

Abschied nach 35 Jahren

Der September brachte für Norbert Matt und Besucher des Radolfzeller Wochenmarktes einen Abschied mit sich: Rund 35 Jahre lang hatte Matt dort Gemüse von seinem Betrieb auf der Höri verkauft, mit gerade einmal 19 Jahren schon seinen eigenen Stand eröffnet. Im Herbst war dann aber Schluss – unter anderem, weil es schwer sei, gute Erntehelfer zu finden und sie zu halten, weil die Kosten steigen und weil die Belastung groß war. Den Gemüseanbau will Matt nun nur noch in kleinerem Umfang betreiben, verkündete er zum Abschied.

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Porsche trotz Sozialleistungen

Dieser Fall sorgte für Empörung: Im Herbst musste sich eine Frau vor dem Amtsgericht Radolfzell verantworten, da sie gemeinsam mit ihrem früheren Ehemann 28.000 Euro an Sozialleistungen bezogen hatte, obwohl sie wegen eines großen Erbes eigentlich gar keinen Anspruch auf das Geld hatten. Auf die Angeklagte war unter anderem ein Porsche Cayenne zugelassen worden, während etwa zur gleichen Zeit Zuschüsse, zum Beispiel für Heizkosten, beantragt wurden. Nicht nur die Frau wurde dafür verurteilt, auch der Mann landete vor Gericht – allerdings nicht nur wegen der zu Unrecht bezogenen Leistungen.

Praxis nur noch für Privatversicherte

Es war eine Entscheidung, die viele Leser 2024 interessierte – und die dem Radolfzeller Hautarzt Martin Schätzle laut eigenen Aussagen schwerfiel: Im Sommer wandelte er seine Praxis in eine für Selbstzahler und Privatpatienten um, gab dafür seinen Kassenarztsitz zurück. Das habe mehrere Gründe, berichtete er – etwa gesundheitliche, aber auch die zunehmende Bürokratisierung des Gesundheitssystems. Viele seiner Kassenpatienten aus der Stadt seien bei seinem Radolfzeller Kollegen András Rozsondai untergekommen, an ihn habe er die Hälfte seines Kassensitzes abgegeben. Für die andere Hälfte seines Kassensitzes suchte Schätzle Anfang Dezember noch einen Abnehmer.