Wer viel Geld für ein Grundstück ausgibt, der will seine Investition auf die ein oder andere Weise wieder reinholen. Davon sind auch die Nachbarn des Mirabellengartens, der Streuobstwiese am Krankenhaus auf der Mettnau, überzeugt.

Sie befürchten nun, dass sobald das Grundstück mit dem stolzen Preis von mindestens 1250 Euro netto pro Quadratmetern verkauft wird, der Käufer versuchen wird, so viel Wohnungen auf die Fläche zu bauen, wie es nur geht. Je mehr Wohnfläche, desto mehr Einnahmen, so die einfache Rechnung. Mit der Konsequenz, dass eine Bebauung entsteht, die sich zum Nachteil aller Gebäude, die an die Wiese grenzen, auswirken könnte.

Nachbarn gründen Bürgerinitiative

„Wir befürchten an dieser Stelle eine Bausünde, diese wollen wir verhindern“, sagt Hans-Jochen Baeuerle. Er wohnt in direkter Nachbarschaft zu der Krankenhaus-Wiese und hat zusammen mit anderen Nachbarn wie dem Ehepaar Günther Stubenrauch und Oktavia Kamra, Werner und Gerlinde Rosswog, Marga und Anton Werner sowie Evelyn Buchmüller-Reiss eine Bürgerinitiative gestartet, um auf die Art der Bebauung Einfluss nehmen zu können. Dass das Grundstück verkauft werden muss, damit haben sich die Anwohner längst abgefunden.

Wie viele Angebote es gegeben hat, soll ein Geheimnis bleiben

Für die Finanzierung des Pflegeheims am Krankenhaus muss der Spitalfond die Wiese zwingend verkaufen. 3.099 Quadratmeter waren zum Höchstgebot ausgeschrieben. Mehr als 3,8 Millionen Euro muss die Stadt mindestens einnehmen, um die vom Regierungspräsidium erforderliche Eigenkapitalquote von 60 Prozent für den Pflegeheim-Neubau erfüllen zu können.

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Die Frist für Angebote für das Grundstück ist ausgelaufen, wie viele Interessenten es indes gibt, darüber schweigt sich die Stadtverwaltung aus. Es sei eine „ausreichende“ Anzahl an Angeboten eingegangen. Was die Stadt als ausreichend ansieht, das möchte die Verwaltungsspitze auch auf konkrete Nachfrage dieser Zeitung nicht sagen. Man prüfe noch die Angebote, heißt es ausweichend. Jedoch seien eines oder mehrere Angebote über der geforderten Mindestsumme von 3,8 Millionen Euro gelegen.

Pflegeheim-Neubau wird immer teurer

Geld, welches der Spitalfond dringend braucht, denn der Pflegeheimbau wird immer teurer. Inflation und gestiegene Kosten im Baubereich haben das Projekt bereits drei Millionen Euro teurer werden lassen. Anfangs waren 19 Millionen Euro berechnet, aktuell ist man bei 22,9 Millionen Euro. Eine Entwicklung, die auch den Mitgliedern der Bürgerinitiative Sorge bereitet.

Je größer die Geldnöte bei dem Projekt Pflegeheim, umso höher die Bereitschaft, die Krankenhauswiese mit einem riesigen Wohnklotz mit überteuerten Wohnungen bebauen zu lassen. „Wir haben alle Sorge, dass hier wieder so etwas wie beim Seevillenpark passiert“, sagt Oktavia Kamra. Der Seevillenpark steht im Radolfzeller Gedächtnis für teuren Wohnraum, der am Ende schwer zu vermarkten sei.

Anwohner hätten sich mehr Transparenz und Beteiligung gewünscht

Die Mitglieder der Bürgerinitiative hätte sich von der Stadt gewünscht, bereits vor der Ausschreibung des Grundstücks zum Verkauf an den Meistbietenden, einbezogen zu werden. Für das Areal fehle ein Bebauungsplan, gibt Hans-Jochen Baeuerle zu Bedenken. Viele Dinge seien somit nicht geklärt, wie zum Beispiel Höhe oder Volumen des Baukörpers. Oder wie viel Grün noch übrig bleiben werde, wenn auf der Mirabellenwiese gebaut werde.

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Laut Auskunft der Stadtverwaltung richte sich der Bebauungsplanvorentwurf an der Umgebungsbebauung. Das heißt, dass das geplante Gebäude auf der Krankenhauswiese sich in Größe und Form an die benachbarten Gebäude anpassen muss. Hier aber geben die Mitglieder der Initiative zu bedenken, dass das Krankenhaus oder Versorgungsamt, welche ebenfalls direkt neben der Wiese liegen, nicht der Maßstab seien, der zähle. Diese seien deutlich höher als die Wohnhäuser in der Umgebung. „Wir würden uns wünschen, die Stadt würde zuerst einen Bebauungsplan aufstellen, bevor sie das Grundstück verkaufen“, so Baeuerle.

Stadt hat die Größe des Gebäudes auf drei Stockwerke begrenzt

Laut Radolfzeller Stadtverwaltung gibt es bereits durchaus Grenzen für Höhe und Volumen des Gebäudes. Der Bebauungsplanvorentwurf siehe eine Grundflächenzahl von 0,3 vor, schreibt die Pressestelle auf Nachfrage des SÜDKURIER. Dies bedeutet, dass maximal 30 Prozent des Grundstücks bebaut werden dürfen. Die höchstzulässige Geschosszahl sei mit drei angegeben. Die maximal zulässige Länge der im Baufenster gemäß Planzeichnung zulässigen Einzelhäuser solle auf 22 Meter beschränkt werden.

Die Wiese neben dem Krankenhaus soll verkauft und bebaut werden.
Die Wiese neben dem Krankenhaus soll verkauft und bebaut werden. | Bild: Stadt Radolfzell

Die Bürgerinitiative hat einen ganz eigenen Vorschlag, wie die finanziellen Nöte des Spitalfonds und der Wunsch, möglichst viel von der Mirabellenwiese erhalten zu können, in Einklang gebracht werden können. Sie schlagen vor, das Grundstück in sechs Einzelparzellen aufzustückeln und einzeln für Einfamilienhäuser auf den Markt zu bringen. Kleinere Wohnhäuser mit Gärten würden besser in die Nachbarschaft passen und einen Teil des Baumbestandes erhalten, so das Argument der Initiative.

Auch durch Einzelverkauf lässt sich das Geld zusammenbringen

Auch so, da ist sich Hans-Jochen Baeuerle sicher, könnte der Spitalfond das erforderliche Geld einnehmen. Schließlich gebe es einen Markt für finanzstarke Bauherren, die sich ihren Traum vom Eigenheim auf der Mettnau so verwirklichen könnten.

Die Initiative kritisiert, dass diese Option gar nicht geprüft worden wäre, sondern das Grundstück für Geschosswohnungsbau in den Verkauf gegangen wäre. Auch fordern sie eine Umweltprüfung für das Grundstück, schließlich sei die Mirabellenwiese wichtig für das Stadtklima. Um für ihr Anliegen zu werben, hat die Initiative eine Homepage eingerichtet: krankenhauspark-mirabellenwiese-schuetzen.com