Vorübergehend vom Marktplatz verschwunden: Der Stand gutes aus Südtirol ist hinter das Österreichische Schlösschen verbannt worden.
Vorübergehend vom Marktplatz verschwunden: Der Stand gutes aus Südtirol ist hinter das Österreichische Schlösschen verbannt worden. | Bild: Becker, Georg

Samstag, 27. Juni, auf dem Markt: Nach dreimaligem Umrunden des Ratoldusbrunnens, einem Spaziergang zum Zunfthaus der Narrizella und einem zweimaligen Schlendern bis zur Ratoldus-Apotheke ist die Furcht groß. Der Stand „Gutes aus Südtirol„ ist verschwunden. Hinter seinem angestammten Platz schauen die Straßencafé-Gäste so fragend zurück, wie der Marktgänger suchend guckt. Fragen wir den freundlichen Fischverkäufer: Ist der Speck aus Südtirol heute nicht da? Doch, sagt er, der steht hinter dem Österreichischen Schlösschen. Tatsächlich fristet Hermann Dellagnolo mit seinem Wagen an diesem Tag dort das Dasein eines vom Markt abgehängten Außenseiters. Selbst die Schlange am Bratwurststand schaut mitleidig herüber: Na, Ihr gehört wohl nicht mehr dazu? Sieht so aus. Wer Speck aus Südtirol und eine harte Bergsteigersalami will, hat auf dem Marktplatz nichts verloren. Ist Corona schuld? Hermann Dellagnolo weiß nicht richtig, wie er seinen Standortwechsel erklären soll. An Corona läge es eher nicht, am Hintereingang der Stadtbücherei gebe es nicht mehr Platz als vor dem Tiramisu. Die Stadt habe ihm geschrieben, dass sein bisheriger Platz für eine gastronomische Nutzung gebraucht werde. Sein Trost: Seine Marktkollegen haben ihn nicht vergessen und sagen, wo er steht.

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Sonntag, 28. Juni, am Ende des Sonntagsdiensts: Schnell wird noch eine Anfrage an die Pressestelle der Stadt verschickt. Sie lautet: „Warum ist der Stand Gutes aus Südtirol hinter das Österreichische Schlösschen verbannt worden?

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Mittwoch, 1. Juli, auf dem Markt: Der Stand „Gutes aus Südtirol„ ist nicht da, er hat sich für diesen Markttag abgemeldet. Dafür kommt die Antwort aus der Pressestelle: „Durch die Corona bedingte Neuordnung hat sich nicht nur eine veränderte Lage der Marktstände ergeben, sondern auch eine neue Situation für umliegende Händler und Gastronomiebetriebe. Um allen Interessen gerecht zu werden, haben wir das Gespräch mit den Beteiligten gesucht. Eine bauliche Veränderung des Standes von Herrn Dellagnolo kam nicht in Frage, sodass wir ihm den Platz hinter dem Österreichischen Schlösschen angeboten haben. Weitere geeignete Standplätze stehen nicht zur Verfügung. Wir haben die Situation erneut geprüft. Der Standort hinter dem Österreichischen Schlösschen hat sich unter Berücksichtigung der Rettungsgassen nicht bewährt. Die Platzverhältnisse dort sind zu eng. Der Stand ‚Gutes aus Südtirol' wird ab Samstag wieder vor dem Tiramisu stehen.“ Hurra, Speck schlägt Eis.

Zur Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.