Noch sind die Regale des Kaufhauses Kratt in Radolfzell ansprechend gefüllt. Doch beim genaueren Hinschauen bemerkt der aufmerksame Kunde einzelne Lücken. Hier und da sind Pfannen einer bestimmten Marke ausverkauft. Auch gibt es kaum noch Espressolöffel oder Besteck-Sets. Grund dafür sind allgemeine Lieferschwierigkeiten.

„Es betrifft eigentlich alle Bereiche, nicht nur Besteck“, sagt Hermann Kratt, Inhaber des Kaufhauses. Ob Kleidung, Spielsachen, Küchenutensilien oder Papier, fast alle Hersteller und Vertriebe von Konsumprodukten hätten seit Längerem bereits Lieferprobleme.

Hermann Kratt, Inhaber des Kaufhauses in der Radolfzeller Altstadt, steht vor dem Regal mit den Pfannen. Da tun sich wegen ...
Hermann Kratt, Inhaber des Kaufhauses in der Radolfzeller Altstadt, steht vor dem Regal mit den Pfannen. Da tun sich wegen Lieferschwierigkeiten schon erste Lücken auf. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Die Gründe dafür seien vielschichtig, erklärt Hermann Kratt. Einmal habe es wegen der Corona-Pandemie und der längeren Lockdown-Phasen weltweit Verzögerungen in der Warenlieferung gegeben. Oft gab es wegen geschlossener Grenzen auch schlicht kein Durchkommen mehr für die Güter über den Landweg, Frachtschiffe blieben auch zeitweise im Hafen oder die Transportzeiten hätten sich deutlich verlängert. Nachdem der Warenverkehr wieder aufgenommen wurde, sei es zu einem Verarbeitungsstau gekommen. Heißt: In den großen Warenhäfen Europas stapelt sich die Ladung, doch es fehlt an Personal um diese weiterzuleiten.

Lieferketten sind gestört

Gleichzeitig seien komplette Lieferketten gestört, so Kratt. Die Hersteller würden versuchen, die Versorgung aufrecht zu erhalten, doch sei dies nicht so einfach. „Manche Lieferanten haben schon Flugzeuge gechartert, um ihre Waren nach Europa zu bringen oder reaktivieren die Transsibirische Eisenbahn als Handelsroute. Doch dadurch steigen die Preise für die Produkte“, berichtet der Kaufhaus-Inhaber.

Ein weiterer Punkt, der den Warenfluss bremst, sind Produktionsstörungen bei Zulieferern. Vor allem im Elektronikbereich fehle es aktuell an Bauteilen wie Computerchips, betroffen seien aber wieder fast alle Bereiche, so Kratt. Diese würden vor allem in Asien hergestellt und dort habe die Corona-Pandemie über längere Zeiträume die Produktion komplett zum Erliegen gebracht. Auch den allgemeinen Mangel an Rohstoffen wie Stahl auf dem Weltmarkt würde man auch im beschaulichen Radolfzell bemerken: „Ohne Stahl gibt es auch keine Pfannen“, so Kratt.

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Ähnliches berichten auch Heike Heinzelmann und Sonja Uhl vom Spielwarengeschäft Swars. Auch sie bekommen von Lieferanten immer wieder Vertröstungen oder Absagen. Zwar würde auch einiges an Spielsachen in Deutschland produziert werden, doch wenn es an kleinen Einzelteilen mangele, wie zum Beispiel den Knopfaugen von Teddybären, würden diese auch nicht produziert und ausgeliefert werden können, erklärt Sonja Uhl.

Im Spielwarenfachgeschäft habe man bereits im Sommer die Warenlager so gut es geht aufgefüllt, berichtet Heike Heinzelmann, denn es sei jetzt schon schwer, bestimmte Dinge für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft vorzubestellen. „Wer ganz spezielle Wünsche hat, sollte sich frühzeitig umschauen, denn es ist fraglich ob wir es bis Weihnachten überhaupt noch bekommen können“, sagt sie. Doch im Moment habe man vieles noch da und wer bei den Produkten flexibel sei, könne auf jeden Fall fündig werden, sagt Sonja Uhl.

Corona könnte Handel bremsen

Auch Hermann Kratt empfiehlt Kunden möglichst früh an die Geschenke zu denken, denn noch seien auch in seinem Kaufhaus die Regale gefüllt. Wer etwas sehe, sollte lieber gleich zugreifen. Später könnte es ausverkauft sein, eine neue Warenlieferung würde vermutlich erst im neuen Jahr möglich sein. „Auch im Hinblick auf das Infektionsgeschehen ist es ratsam, nicht zu lange mit den Weihnachtseinkäufen zu warten. Denn noch können wir ganz normal geöffnet haben und jeder darf in unser Geschäft kommen“, sagt Kratt.

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Sollte die nächste Stufe der Corona-Verordnung greifen, die sogenannte Alarmstufe, würde auch im Einzelhandel die 3G-Regelung greifen. Am Eingang müsste also kontrolliert werden, ob Kunden geimpft oder genesen sind oder ob sie einen tagesaktuellen Schnelltest vorlegen können. „Das ist ein immenser Aufwand für uns und wir wollen auch eigentlich niemanden ausschließen“, sagt Kratt.

Die beiden Schwestern, die das Spielwarengeschäft in der vierten Generation führen, hoffen auch noch lange geöffnet haben zu können. Während des Lockdowns Anfang des Jahres habe man bei ihnen an der Türe die bestellten Waren abholen können. Auch hätten sie dann angefangen, Spielwaren auf Wunsch auszuliefern. Diesen Service haben sie weiter beibehalten, um ihren Kunden entgegenzukommen. „Wir hoffen aber, dass wir ganz normal weiterarbeiten können“, sagt Sonja Uhl.