Der Donnerstag am Christkindlemarkt in Radolfzell gehört den Einheimischen. Oder zumindest denen, die in der Stadt arbeiten. Nach Büroschluss ist die Afterwork-Party auf dem Marktplatz bei einem Glühwein angesagt. Der Preis für das Glas heißer und süßer Wein hat sich in Radolfzell mal bei 3,50 Euro, mal bei 4 Euro eingependelt, da ist kein Ausreißer dabei. Und nein, einen „Preisdeckel“ für Glühwein gebe es nicht, versicherte Sabine Hellner von der Tourismus und Stadtmarketing GmbH Radolfzell.
Auch das Angebot ist fast exakt das gleiche wie beim Christkindlemarkt vor der Pandemie geblieben. Sabine Hellner berichtete, dass sich 60 Stände für den Christkindlemarkt 2022 angemeldet hätten: „Das entspricht der Zahl von 2019.“ Lediglich zwei bis drei Anbieter hätten kurzfristig abgesagt, „aus gesundheitlichen Gründen“, so Sabine Hellner.

Pünktlich zur Eröffnungsrede von Oberbürgermeister Simon Gröger vor dem großen Weihnachtsbaum nahm die Besucherdichte deutlich zu. Er war froh, dass es nach zwei Jahren Pause wieder einen Christkindlemarkt in Radolfzell geben kann: „Das ist gut für die Stimmung“, sagte Gröger. Er wies besonders auf den Stand aus der französischen Partnerstadt Istres hin und den Stand der Ukrainehilfe.
Das Saxophon-Quartett der Musikschule Radolfzell mit Jens Bürklin (Bariton-Saxophon), Jürgen Callejas (Tenor-Saxophon), Lennox-Ali Bachmann und Ruby Wassmer (beide Alt-Saxophon) untermalte mit Weihnachtsliedern die kurze Ansprache des OB unter dem großen Weihnachtsbaum und spielte dann noch weiter, klamme Finger inklusive. „Es ist sehr kalt, aber wir machen alles“, lachte Jürgen Callejas die niedrigen Temperaturen weg. Kleiner Trost: In ihren aufgeklappten Instrumentenkasten warf der eine oder Besucher im Vorübergehen eine Münze rein. Dieses Quartett und andere Bläser-Formationen der Musikschule sind auch für Samstag und Sonntag auf dem Christkindlemarkt angekündigt.

Der OB hatte noch einen zweiten Auftritt, zusammen mit Andreas Joos von der Aktionsgemeinschaft Radolfzell setzte er sich auf ein aufgebautes Tandem für die Rad-Aktion zugunsten der Tafel. Über eine Rolle liefert das Rad bei einer entsprechenden Tretfrequenz Strom für den Lichtschmuck auf einem daneben stehenden Tannenbaum. „Für jede Minute Licht gibt es zwei Euro für die Tafel“, erläuterte Andreas Joos. Den Betrag brächten die beteiligten Sponsoren auf. Simon Gröger unterstützte diese Aktion: „Es ist schön diese Solidarität zu sehen, wenn jeder etwas dazu beiträgt, Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht.“
Und auch das war wie vor der Pandemie: Am Stand der Aktionsgemeinschaft bildete sich wegen der Nachfrage nach den Tüten des Schneeflocken-Gewinnspiels schon am ersten Tag des Christkindlemarkts eine Schlange.