Wer die Pressekonferenz zum Strukturgutachten des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN) verfolgt hat, der konnte sich des Eindrucks nicht erwehren: Die aufgebotenen Vertreter sind sich beim Verkünden ihrer Botschaft sicher. Sehr sicher. Die Auswahl der vier Herren am Mikrofon drückt aus, hier hat kein anderer und keine andere Meinung Platz: Landrat Zeno Danner, OB Bernd Häusler aus Singen, OB Uli Burchardt aus Konstanz und GLKN-Geschäftsführer Bernd Sieber. Verkündet wird der Plan für das Aus des Krankenhaus-Standorts Radolfzell.
Ein Vertreter aus Radolfzell in der PK, vielleicht sogar als Hauptbetroffener OB Simon Gröger? Überflüssig, wie der Landrat erklärt: Das sei keine Missachtung der Stadt Radolfzell, man müsse sich an die Strukturen halten. Danner sagt, wie es in den Gremien der Kreis-GmbH läuft: Es sei überall möglich, Radolfzell zu überstimmen. Das sei keine große Schwierigkeit. Da spricht die Arroganz der Macht. Radolfzell scheint aus der Sicht der vier keiner weiteren Aufmerksamkeit wert. Das Haus marode, das Personal ausgedünnt, das Angebot veraltet.
Die Empfehlung lautet: Singen
Geschäftsführer Sieber versteigt sich zur Aussage, Chefarzt Wolff Voltmer habe gekündigt, weil er seine Biographie noch ergänzen wolle. Widerspruch: Nein, er hat gekündigt, weil der Gesundheitsverbund dem anerkannten Chirurgen keine Perspektive bieten wollte. Die Geschäftsführung hat das Angebot in Radolfzell nach und nach heruntergeschraubt, das Gebäude vernachlässigt, es soll so marode wie die Klinik in Singen sein. Deshalb: Die vier empfehlen den Bau eines zweiten, neuen Krankenhauses „am sinnvollsten in Singen“.
Desaster für Radolfzell
OB Häusler glaubt, davon müsse man den Bürger nicht großartig überzeugen. In Singen mag das so sein, in Konstanz auch. In Radolfzell nicht. Hier wird das Krankenhaus in kommunaler Hand zum Desaster. Der Kreis hat nicht gehalten, was er versprach, den Standort Radolfzell auszubauen. Jetzt will er ihn zerschlagen. Die Macht hat er.