Freundlicher gestaltet soll der neue Kirchenraum werden sowie heller und wärmer. Die evangelische Kirchengemeinde nimmt für die Renovierung und Sanierung der Christuskirche rund 4 Millionen Euro in die Hand. Die Gläubigen feierten ein letztes Mal in ihrer Stammkirche einen Gottesdienst, ehe sie wegen der Großbaustelle für den Innenausbau die nächsten eineinhalb Jahre heimatlos sein werden.
Ein Ort der Zuflucht
Seit 1967 wurden mehr als 3500 Gottesdienste in der modern anmutenden Christuskirche gefeiert. Gläubige ließen in der Kirche ihre Kinder oder sich selbst taufen. Sie ließen sich konfirmieren, vor Gott den Bund der Ehe besiegeln oder gedachten in Trauer ihrer Angehörigen. Vielen gab die Christuskirche einen Ort der Zuflucht, der Orientierung im Leben, der Freude und Besinnung. 15 Prediger verkündigten dort den christlichen Glauben aus evangelischer Sicht. Während der Bauphase nimmt die St. Meinrad-Kirche die Gemeinde für ihre Gottesdienste auf. Geplant sind ebenso Andachten am Konzertsegel, bis die evangelische Gemeinde in ihre Stammkirche zurückkehren kann.
Obergrenze bei Gläubigen
Der Abschiedsgottesdienst und die Renovierung der Christuskirche fallen mitten in die Pandemiezeit. Maximal 70 Gläubige durften beim vorerst letzten Gottesdienst dabei sein. Bei der Umsetzung der Hygieneregeln zeigte sich die evangelische Gemeinde kreativ. Mitglieder malten einen Lebensbaum auf den Kirchenboden, dessen Stamm den Gläubigen die Laufrichtung vorgab und dessen Verästelungen mit seinen Trieben die Markierungen für die auseinander liegenden Sitzplätze vorgaben. Die Krone des Lebensbaumes kletterte die Stufen bis zum Altar hinauf.
Das Fehlen des Gotteshauses mitten in der Corona-Pandemie birgt für manch Gläubigen eine Verunsicherung und Furcht, denen Pfarrer Christian Link in seiner Predigt mit Zuversicht begegnete. Sein Bibelzitat „Fürchte Dich nicht“ klang in diesem Zusammenhang weniger nach einem Fatalismus in schweren Zeiten als vielmehr nach einem erfrischenden Gegenmittel zur menschlichen Hybris, die mit aller Macht das Naturereignis Pandemie in den Griff zu bekommen sucht. Dieses Gottvertrauen ohne Furcht könnten die Gläubigen trotz Auszugs aus dem Kirchengebäude mitnehmen.

Pfarrer Link spricht von Abschiedsblues
„Wir haben den Abschiedsblues“, beschrieb Pfarrer Link in seiner Predigt den Gemütszustand, den die Organistin und ein Gitarrist in einem Blues musikalisch zum Ausdruck brachten. In Analogie zu dem Auszug der Israeliten aus Ägypten stellte Christian Link dem Abschiedsblues den Trost seines Glaubens entgegen und dass Gott die Gemeinde ebenso begleiten werde, bis sie wieder ihren Platz in der Kirche findet. Nach den Fürbitten für die Sanierung und den Herausforderungen der Pandemie sowie dem Vaterunser entnahmen Gemeinderatsmitglieder dem Kirchenraum die Prinzipalien der Liturgie und verbrachten sie in einem feierlich anmutenden Zeremoniell und bei gelöschtem Licht in ein Nebengebäude.