Beim Strom und Gas explodieren derzeit die Preise – ausgerechnet jetzt, wo es auf den Winter zugeht und es kalt und dunkel wird. Für manche Verbraucher ein echtes Problem, wenn sie ihre Rechnungen nur noch mit Mühe bezahlen können. Wie die Stadtwerke Radolfzell berichten, hat sich etwa der Gaspreis seit Jahresbeginn im Großhandel mehr als verdreifacht. Als Grund für die Verteuerung nennt Vertriebsleiter Joachim Kania unter anderem eine erhöhte Nachfrage sowie eine allgemeine Energieknappheit. „Die Preise sind in den letzten zehn Jahren nicht so gestiegen wie in den letzten zwei Wochen“, sagt er.

Nicht der ganze Preis kann von den Stadtwerken beeinflusst werden

Dabei sieht die Lage bei den Stadtwerken laut eigener Aussage derzeit zum Großteil stabil aus. Zwar ist der Strompreis laut dem Geschäftsführer Andreas Reinhardt zu mehr als 50 Prozent staatlich bestimmt – „da haben wir nur einen kleinen Teil, den wir beeinflussen können“. Beim Gas sehe es ähnlich aus. Wie die Stadtwerke ausführen, zählen zu den nicht beeinflussbaren Komponenten etwa Steuern, Netzentgelte, Messkosten sowie der CO2-Preis.

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Dennoch: „Durch unsere Beschaffungsstrategie haben wir es geschafft, für 70 Prozent der Kunden stabile Preise zu bieten“, berichtet Joachim Kania bezogen auf den Strom. Betroffen seien die meisten Sondertarife. Möglich sei das, weil die Stadtwerke bereits sehr früh, nämlich Jahre im Voraus, Strom einkauften, und sie darum nicht so sehr von aktuellen Entwicklungen abhängig seien. Das solle auch im gesamten kommenden Jahr so bleiben. Auch die reduzierte EEG-Umlage wirkt sich laut den Stadtwerken ausgleichend auf die Kosten aus. Bei der Grundversorgung allerdings, auf die jeder Radolfzeller im Versorgungsgebiet einen Anspruch habe, seien die Stadtwerke gezwungen, ab dem kommenden Jahr die Preise um 1,9 Cent pro Kilowattstunde anzuheben. Mit dem aktuellen Grundtarif gebe es allerdings momentanen keinen günstigeren Anbieter als die Stadtwerke, so die Aussage der Geschäftsführung.

Gaspreise entspannen sich langfristig

Auch beim Gas setzen die Stadtwerke Radolfzell auf einen vorausschauenden Energieeinkauf – allerdings können die höheren Börsenpreise und der steigende CO2-Preis nicht vollständig aufgefangen werden, so das Unternehmen. Der Grundpreis könne stabil gehalten werden, bei Erdgas müssten die Arbeitspreise zum 1. Januar des kommenden Jahres jedoch um 1,8 Cent pro Kilowattstunde angehoben werden – das bedeute für einen Durchschnittshaushalt eine Änderung von etwa 18 Euro brutto im Monat. „Über 50 Prozent unserer Kunden profitieren allerdings dank der Fixpreisprodukte von stabilen Preisen“, so die Stadtwerke.

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Und wie werden sich die Energiepreise auf dem Weltmarkt entwickeln? Andreas Reinhardt und Joachim Kania prognostizieren, dass sich die Gaspreise noch bis Frühjahr 2022 auf hohem Niveau befinden werden. Aber: „Langfristig sieht man, dass es sich wieder entspannt“, sagt Kania. „Weil das eben sehr kurzfristige Entwicklungen sind.“

Strompreise bleiben erst einmal hoch

Beim Strom sehe das anders aus. Dort gehen Reinhardt und Kania davon aus, dass der Preis erst einmal auf hohem Niveau bleibt, bevor er wieder fällt. Es gebe eine erhöhte Stromnachfrage, etwa aufgrund von E-Mobilität. Und: „Je mehr Strom nachgefragt wird im Ortsnetz, desto stärker muss das Verteilernetz sein“, erklärt Reinhardt. Ein Ausbau kostet Geld. Außerdem müssen bei der regenerativen Energie erst einmal Kapazitäten geschaffen – also etwa Photovoltaik-Anlagen installiert oder Windräder aufgestellt – werden. Auch das sorge für steigende Preise.

Gebäudeteil am Haken: Die Stadtwerke haben ein neues Schalthaus errichten lassen.
Gebäudeteil am Haken: Die Stadtwerke haben ein neues Schalthaus errichten lassen. | Bild: Marinovic, Laura

Zudem investieren die Stadtwerke in den Bestand. Wie Joachim Kania berichtet, wurden in der Schlesierstraße Teile für ein neues Schalthaus angeliefert, das neben dem alten entstehen soll. Dort werde die Hochspannung umgewandelt, damit der Strom auf die Haushalte verteilt werden kann. Das alte Schalthaus soll abgerissen werden. „Das ist das größte Projekt, das wir in den letzten Jahren gemacht haben“, so Kania. Laut Andreas Reinhardt werden mit dem neuen Gebäude zwei Millionen Euro „in die Versorgungssicherheit der nächsten 30 bis 40 Jahre“ investiert.