Das hebammengeleitete Gesundheitszentrum Radofine ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte. Es bietet Familien ein niederschwelliges Versorgungsangebot, hilft bei der Suche nach einer Hebamme, im Sommer gibt es eine Feriensprechstunde für Schwangere und eine Übersicht über verschiedene Kurse. Und doch bangt das Gesundheitszentrum um seine Zukunft. Denn die Finanzierung ist nicht nachhaltig geklärt.
„Die Radofine wird gefragt und gebraucht“
Kathrin Burgbacher, Leiterin der Radofine, gab im jüngsten Stiftungsausschuss einen Überblick über die Arbeit in der Radofine. Von Januar bis Juli habe es 126 Vermittlungsanfragen gegeben, im gesamten Jahr 2022 waren es 224. „Die Radofine wird gefragt und gebraucht“, sagt sie. Auch die Anzahl der angebotenen Kurse durch die Hebammen habe in diesem Jahr zugenommen.
Insgesamt habe die Radofine nun ein Team von acht Hebammen. Bald gebe es auch eine Hebamme am Zentrum, die Hausgeburten anbietet. „Das ist der erste Schritt zu einer außerklinischen Geburt“, so die Zentrumsleiterin. Denn das Ziel für alle sei noch immer das Geburtshaus.
Einzugsgebiet aus dem gesamten Landkreis
Die Schwangeren, die im Hebammenzentraum nach einer Hebamme gesucht haben oder einen Kurs besuchen wollten, kommen aus dem gesamten Landkreis, nicht nur aus Radolfzell. Auch Frauen aus benachbarten Landkreisen hätten die Angebote der Radofine in Anspruch genommen, berichtet Burgbacher. Die zentrale Lage im ehemaligen Scheffelhof, in der Nähe des Radolfzeller Bahnhofes, sei passend für die Radofine, ist sie sich sicher. „Es ist ein wichtiges Angebot am richtigen Standort. Eltern und Hebammen profitieren davon“, so das Fazit von Kathrin Burgbacher.
Außerdem habe Radofine sich ein breites Netzwerk aufgebaut und viele Kooperationspartner gewonnen. Unter anderem ist das Gesundheitszentrum Mitglied im Babyforum Konstanz geworden, einer Beratungsstelle für Schwangere und Mütter, und pflege einen engen Kontakt zur Diakonie, zu Gynäkologen und Psychologen.

Was dem Gesundheitszentrum allerdings fehlt, ist eine Zukunftsperspektive. Denn finanziell ist die Radofine auf Zuschüsse angewiesen. Zwar konnten die Einnahmen von 2022 auf 2023 erhöht werden. Im Vorjahr hat die Radofine etwa 15.590 Euro eingenommen, in diesem Jahr plant man Einnahmen von 25.311 Euro. Doch dem gegenüber stehen Ausgaben, die diese Einnahmen weit überschreiten. 2022 hatte das Gesundheitszentrum Ausgaben in Höhe von 107.117 Euro, 2023 sind es voraussichtlich 159.300 Euro.
Der Aufbau der Radofine wurde mit Fördergeldern des Landes Baden-Württemberg finanziert. Seit 2022 unterstützt der Landkreis Konstanz mit maximal 75.000 Euro pro Jahr das hebammengeleitete Gesundheitszentrum. Aber dies nur bis Ende 2024. Träger ist der Spitalfonds Radolfzell, der sich allerdings wegen den hohen Baukosten für das neue Pflegeheim auf der Mettnau den laufenden Betrieb der Radofine nicht leisten kann. „Wir arbeiten deswegen etwas mit angezogener Handbremse“, erklärt Kathrin Burgbacher die Stimmung.
Wenig Hoffnung auf Hilfe vom Land
Stefan Basel, Leiter des Dezernats für Soziales und Gesundheit beim Landkreis Konstanz, hat sich intensiv mit der Radofine beschäftigt, wie er während der Sitzung des Stiftungsausschusses sagte. „Ich habe ein bisschen die Befindlichkeiten unterschätzt“, so Basel. Doch habe man mit der Netzwerkarbeit viel Vertrauen gewinnen können. Er hofft, ein Konzept für die Finanzierung der Radofine erarbeiten zu können, welches die Einrichtung dauerhaft sichern solle. Viel Hoffnung, dass das Land Baden-Württemberg nochmals einsteigt, habe er allerdings nicht: „Wir müssen das für uns auf den Weg bekommen und nicht auf das Land warten.“
Denn Kritik in Richtung Stuttgart äußerte Bürgermeisterin Monika Laule. Sie merket an, dass das Land zwar Fördergelder für die Gründung von Infrastruktur bereitstellen würde. Aber wenn es dann darum ginge, die geschaffenen Strukturen dauerhaft zu betreiben, müsse die Kommune das wieder alleine stemmen. Doch sicherte sie während der Ausschusssitzung zu, ein nachhaltiges Finanzierungskonzept zu erarbeiten.