Es war nur ein Satz am Rande einer Veranstaltung, den Landrat Zeno Danner da äußerte. Während des Besuches von Sozialminister Manne Lucha im hebammengeleiteten Gesundheitszentrum (HGZ) Radofine wurde auch der Wunsch der Hebammen, der Stadträte und der Radolfzeller Stadtverwaltung geäußert, in Radolfzell ein Geburtshaus einrichten zu können.
Ein Geburtshaus ohne Ärzte gibt es für Danner nicht
Eine Beteiligung des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz (GLKN) schloss Danner in dieser Runde kategorisch aus. Mit ihm werde es kein Geburtshaus geben, welches nicht in der direkten Nähe zu einer Geburtsklinik läge. Auch sprach der Landrat persönliche Erlebnisse an, die ihn zu dieser deutlichen Entscheidung geführt hätten. Ohne eine Beteiligung des GLKN an einem Geburtshaus rückt dieser Wunsch für Radolfzell in weite Ferne. Finanziell kann die Stadt so eine Einrichtung nämlich nicht alleine tragen.
Verwundert über diese Aussage zeigt sich indes die Fraktion der Grünen im Kreistag. Denn laut einer Presseinformation von den beiden Fraktionssprecherinnen Saskia Frank und Christiane Kreitmeier sei im Kreistag noch gar nicht über das Thema Radofine und ob der Landkreis oder der GLKN sich daran beteiligen gesprochen worden. „Es entsteht der Eindruck, als hätten entsprechende Beratungen in den Entscheidungsgremien stattgefunden“, schreiben die Grünen in der Presseinformation. Dem sei aber nicht so.
Grüne stellen Antrag auf Diskussion
Das wolle man nun nachholen und so stellt die Fraktion der Grünen für die Kreistagssitzung am Montag, 24. Oktober, den Antrag, dass das Thema Radofine behandelt werde. Neben Vorstellung des vom Land geförderten Modellprojektes sowie dessen aktueller finanzieller Situation sollen die Möglichkeiten der Unterstützung des Projektes durch den Landkreis Konstanz dargestellt werden. Zudem sollen Perspektiven und Rahmenbedingungen zur Etablierung eines Hebammengeleiteten Geburtshauses im Landkreis Konstanz beraten werden.
Schwangere Frauen hätten im Landkreis keine freie Wahl des Geburtsortes, wie es eigentlich im Sozialgesetzbuch verankert ist, schreiben Saskia Frank und Christiane Kreitmeier weiter. Überhaupt lägen landesweit erhebliche Versorgungsengpässe vor, sei es die Betreuung und Versorgung von Schwangeren durch Hebammen oder der flächendeckenden Versorgung im Wochenbett durch Hebammen. Auch fehle es an außerklinischer Geburtshilfe. Die führe zu einer Überlastung von Hebammen und Ärzten und bei Eltern zu teils traumatischen Geburtserlebnissen.
Hebammengeleitete Einrichtungen sind politisches Ziel
Der 2018 vom Land Baden-Württemberg ins Leben gerufene Runde Tisch Geburtshilfe habe eigentlich die Errichtung hebammengeleiteter Einrichtungen in ausgewählten Regionen des Landes befürwortet. Und die Errichtung hebammengeleiteter Einrichtungen als zukunftsfeste, geburtshilfliche Versorgung in der
Fläche sei politisches Ziel des Landes Baden-Württemberg im Rahmen der Gesundheitsvorsorge, fasst die Kreistagsfraktion der Grünen den politischen Auftrag zusammen.
Das hebammengeleitete Gesundheitszentrum Radofine in Radolfzell sei eines von vier Modellprojekten, die aufzeigen sollen, wie man die Geburtshilfe verbessern konnte. Es habe eine Art Lotsenfunktion im Landkreis übernommen und wirke Betreuungsengpässen entgegen.
Kooperationen mit Ärzten, Kliniken und dem Notdienst
Auch Kooperationen mit den Kliniken in der Region, das Hinzuziehen ärztlicher Dienste sowie die Notfallversorgung vor Ort würden bei der Weiterentwicklung der Radofine besondere Beachtung finden. „Mit der Einrichtung des HGZ Radofine wurde ein erster wichtiger Baustein für eine am tatsächlichen Betreuungsbedarf der jungen Elternschaft rund um die Geburt eines Kindes in moderner Art im Landkreis Konstanz geschaffen. Als wesentliches Angebot ist in einem zweiten Schritt die Einrichtung eines Geburtshauses im HGZ geplant“, schreiben die Fraktionssprecherinnen in der Presseinformation abschließend.
Der baden-württembergische Sozialminister Manne Luche hingegen sprach sich beim Vor-Ort-Termin in der Radofine für ein Geburtshaus aus, auch wenn er keine finanzielle Hilfe des Landes zusichern könne. Aber die zwingende Nähe zu einer Klinik, wie sie Landrat Zeno Danner fordert, sei für Manne Lucha kein Kriterium.