Auch wenn sich die Narrizella Ratoldi nach zwei Jahren Pandemie auf eine ganz normale Fasnacht einstellt: So ganz wie früher wird es eben doch nicht mehr sein. Nicht nur die Stadt, auch seine Narren haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Doch viele heiß geliebte Narrizella-Klassiker wird es wieder geben, wie zum Beispiel der Narrenspiegel, Holzhauerball, Kinderball und vieles mehr. Vorgestellt wurde das Programm der Narrizella beim Fasnet vuzelle im Zunfthaus, in diesem Jahr gesponsert von der Volksbank Konstanz.
Eine neue zentrale Rolle bei der Radolfzeller Fasnacht nimmt die Teggingersporthalle ein. Nachdem der Scheffelhof jetzt ein hebammengeleitetes Gesundheitszentrum ist und das Milchwerk für viele Veranstaltungen zu groß oder zu teuer ist, öffnet die Teggingerschule für die Narren ihre Türen. Auch das Preiskleppern des Turnvereins am Abend des Hemdglonkerumzuges (Mittwoch, 15. Februar) wird in der Schulsporthalle stattfinden. „Schulleiter Norbert Schaible hat uns eine Heimat geboten“, sagt Fabian Dieterle dankbar.
Neue Hemden und Gewänder
Doch auch für die Klepperlehoheiten gibt es etwas Neues: Neue Umhänge sind für die Gewinner des Wettbewerbs genäht worden. Und der große Mann beim Hemdglonkerumzug hat ein neues, weißes Hemd bekommen.

In der Teggingersporthalle möchte sich auch die Ellipse, der Jugendnarrenrat der Narrizella, an ihrer ersten großen Fasnachtsveranstaltung versuchen. Am Abend des Fasnachtssonntag, 19. Februar, soll dort der Ellipsenball stattfinden. Ellipsen-Mitglied Lars Brunner erklärte, dass der Ball nicht nur für Teenager gedacht sei. „Einlass ist ab 14 bis 99 Jahren“, so die Ansage. Und gefeiert werden kann bis 3 Uhr in der früh.
Auch die Themen Geld und wo man sein Geld an der Fasnacht ausgeben kann, beschäftigen die Radolfzeller Narren. Eine Woche Straßenfasnacht koste die Narrizella einen fünfstelligen Betrag, rechnet Narrizella Präsident Martin Schäuble vor. Die finanziell wichtigsten Stützen seien dabei der Narrenspiegel und die Narrenzeitung Kappedeschle. Doch würde vieles immer teurer werden, vom Sicherheitskonzept bis zur Saalmiete.
Narren müssen im Milchwerk selbst bedienen
Und nun müsse man im Milchwerk auch noch selbst für die Bewirtung sorgen. Das würde zwar die Einnahmen erhöhen, doch möchte die Narrizella die Fasnacht nicht zum durchgängigen Arbeitseinsatz werden lassen. „Wir machen Fasnacht, um Fasnacht machen zu können und nicht um die ganze Zeit zu arbeiten“, so Schäuble.
Und mit Blick auf Bürgermeisterin Monika Laule äußerte er den Wunsch, bei der Neuvergabe der Pacht für das Catering des Milchwerks doch wieder auf jemanden zu setzen, der nicht nur Selbstbedienung anbietet. Für die Garde ergibt sich beim Narrenspiegel, am Wochenende des 4. und 5. Februar, folgende Situation für die Gäste: „Wer nicht lacht, bekommt nicht mehr zu Trinken“, sagt Tim Schwenke, der in diesem Jahr das erste Mal Regie führt.
Für die Kutsche fehlt es an Pferden
Doch neben all den Neuerungen werden auch viele traditionelle Veranstaltungen wieder belebt. So erfreut sich der Sonntagsumzug, 19. Februar, wieder großer Beliebtheit. 37 Gruppen hätten sich bereits angemeldet, allein aus der Teggingerschule würden 100 Kinder mitlaufen. Einzig an einer Sache fehlt es der Narrizella: An Pferden, die die Kutsche mit den Narreneltern und Präsident Martin Schäuble ziehen. Zunftmeister Sascha Hain beruhigte aber die Anwesenden: „Keine Sorge, irgendwie wird die Kutsche schon fahren.“ Die Suche nach Pferden läuft wohl schon.
Ebenfalls wie in den Jahren zuvor richten sich die Narren im Zunfthaus ein Narrennescht ein, die Machtübernahme am Schmutzigen Dunschtig, 16. Februar, findet wieder auf dem Marktplatz statt. Die erste nicht pandemiegeprägte Fasnacht für Oberbürgermeister Simon Gröger. Doch Narrizella-Präsident Martin Schäuble gibt sich gelassen: „Das ist schon der dritte Kollege, den ich einlerne“.
Programm an fast allen Tagen
Auch der Marktplatz wird am Schmutzigen Dunschtig bespielt, Zünfte und Musikgruppen wollen dort für Stimmung sorgen. Am Fasnachtssamstag, 18. Februar, startet um 10.30 Uhr das Fasnetsumzügle für Kinder mit dem Kinder-Narrenbaumstellen vor dem Seemaxx. Abends findet dann die Premiere des Zeller Narrenballs im Milchwerk statt.

Eine Tradition ist es auch, dass Lothar Rapp den Kappedeschle herausbringt. Mittlerweile zum 50. Mal. Wie beim Narrenball, der von Narrizella und Froschenzunft gemeinsam veranstaltet wird, hat er die Gemeinsamkeit der beiden Zünfte gesucht und für das Titelbild ein Kunstwerk vom Froschen-Ehrenpräsidenten Willy Cierpinsky ausgesucht.
Eine andere Tradition wird vielleicht auch erst geboren. Das Fasnachtsverbrennen am Dienstag, 21. Februar, wird wieder gemeinsam mit den Froschen am Konzertsegel stattfinden. Auch wenn es laut Martin Schäuble keinen schöneren Ort für ein großes Feuer gibt, als den Radolfzeller Marktplatz, so sei dieser wegen des begrenzten Platzes mittlerweile problematisch. Und das Seeufer habe auch einen gewissen Charme.