Georg Lange

Steht die Fasnacht im nächsten Jahr wegen der Corona-Pandemie vor dem Aus? Eine Umfrage unter den Narrenpräsidenten der Höri zum 11. 11. ergiebt ein überraschendes Bild. Obzwar die meisten Hauptversammlungen, das Drei-Königstreffen in Moos, der Höri-Umzug in Wangen und die bunten Abende entfallen, so zeigen sich die Narrenzünfte der Höri zuversichtlich in Bezug auf eine Dorf-Fasnacht im Freien.

Im Januar wollen die Narrenpräsidenten eine Absprache für die kommende Fasnacht-Saison treffen. Eines wird jetzt schon deutlich: Die Fasnacht 2021 soll im wahrsten Sinne des Wortes im Dorf bleiben. Und eine Wanderung von Dorf zu Dorf sowie ein Treffen der Höri-Narren untereinander soll vermieden werden.

Dekorierte Fasnacht-Fenster an den Häusern

Die Wangener Mondfänger feiern 2021 ihr 60-jähriges Bestehen und gestalteten hierfür einen Familienkalender, der ab heute in Gärtnerei und Metzgerei im Dorf erhältlich ist. Pünktlich um 11.11 Uhr stellt Präsident Patrick Willig für die Vereinsmitglieder einen Lagebericht in die vereinseigene Social-Media-Gruppe.

Je nach der Pandemie-Lage und unter Einhaltung der dann geltenden Corona-Verordnung planen die Mondfänger für den Schmutzigen Donnerstag eine Dorffasnacht. Geplant seien dekorierte Fasnacht-Fenster an mindestens fünf Häusern als Anlaufstelle für eine Straßenfasnacht. Der Verein möchte die Kinder vor dem Schulgebäude befreien und ihnen einen Schabernack spielen, so Patrick Willig.

Vereinsleben leidet bereits

Für die Hemmenhofer Käfertaler ist der 11.November normalerweise ein Datum für die Planung der Fasnacht. Schon jetzt werden die Zusammenkünfte mit dem Nähen der Kostüme für den Höri-Umzug sowie das Dichten für den Narrenspiegel vermisst, berichtet deren Präsident, Rudi Hasenfratz. Seit der letzten Fasnacht stünden die Narren nur schriftlich in Kontakt.

Das Vereinsleben leide bereits an den fehlenden Herbstwanderungen der Narrengruppen, bedauert Hasenfratz die aktuelle Lage. Der Verein wolle ab Januar allerdings kurzfristig eine pandemie-konforme Dorf-Fasnacht im Freien planen. Die Senioren liegen dem Präsidenten dabei besonders am Herzen: Für sie könne man vor dem Gaienhofer Seniorenheim eine Musikaufführung anbieten.

„Fasnacht kann man nicht absagen“

„Die Fasnacht kann man so wenig absagen wie der Heilige Abend. Sie wird jedoch anders sein“, ist sich Sebastian Amman sicher. Der Präsident der Horner Heufresser möchte das Bestmögliche aus der Pandemie-Situation machen: Die kommende Fasnacht bleibt im Dorf. Es gehe um die Gesundheit aller. Die Heufresser planen allerdings „einzelne Aktionen mit einem Wow-Effekt“, verspricht Amman. Ebenso wolle der Verein einen Videofilm drehen und ins Internet stellen.

Gratwanderung, was machbar sei

Als Ersatz für die Hauptversammlung möchte Pascal Stauss den Mitgliedern der Hägelisaier aus Gaienhofen einen schriftlichen Bericht und eine bebilderte Chronik über die letzte Fasnacht-Saison anbieten. Angesichts der geringen Zahl an Mitgliedern möchte der Präsident für die kommende Fasnacht vorbereitet sein. Seine größte Angst bestehe darin, dass die Fasnacht in Vergessenheit geraten könnte. Gleichgültig wie sich die Lage entwickelt, plant er deshalb jetzt schon eine Fasnacht im Freien und im kleinen Rahmen.

Die Herausforderung läge nun in der Gratwanderung, was machbar sei und was zum Schutz der Menschen unterlassen werden sollte. „Eine Fasnacht auf Teufel komm raus“ soll vermieden werden. Deshalb sei auch das letzte Party-Schiff abgesagt worden.

Mund-Nasen-Schutz reicht

Die Narrenpräsidentin der Bützigräbler zieht ein positives Fazit aus der Pandemie: Für die Fasnacht brauche es keine Vollmaske. „Es reicht ein Mund-Nasen-Schutz aus und gut ist es“, scherzt Inge Vogler: Der Begriff Maskenball bekäme nun eine völlig neue Bedeutung. Die Jugendgruppe ist für ihr närrisches Esprit bekannt und möchte zur Fasnacht ein Video drehen und online stellen. Der Narrenverein sucht noch nach einer Möglichkeit, wie er pandemiekonform für Senioren eine Fasnacht anbieten kann. Der Verein lebt von der närrischen Spontanität seiner Mitglieder. Auf dieses Konzept könne man, so Vogler, weiterhin bauen und eine Fasnacht im Freien kurzfristig umsetzen.

Motto: „Weniger ist mehr“

Das Motto der Fasnacht für die Mooser Rettiche lässt sich in einem Satz ausdrücken: „Weniger ist mehr“. Auch wenn sie Teil des kulturellen Brauchtums sei und sämtliche Mitglieder ausgesprochene Fasnachtsnarren seien, stehe die Gesundheit an erster Stelle, erläutert die Narrenpräsidentin, Sandra Hugenschmidt. Dem Verein steckt noch der letzte Höri-Umzug in den Knochen. Der Narrenverein sei kraftmäßig an seine Grenzen gekommen, so die Präsidentin: Daher sehe sie kein Problem, wenn die Narren pausieren müssten. Zum Erhalt der Gesundheit appelliert die Präsidenten an die Vernunft: Auch private Fasnacht-Feste sollten vermieden werden. Wenn die Pandemie es jedoch zulasse, so wolle der Verein eine eintägige Dorf-Fasnacht im Freien anbieten.

Spontanität der Narren gefragt

Ehe die Fasnacht zu Gunsten der Arbeit ausfalle und das Narrentreiben aus zwei Hansele bestehe, möchte der Joppen-Präsident Martin Heller aus Bankholzen die lokalen Narren motivieren, wie man guten Gewissens eine Dorf-Fasnacht im Freien umsetzen könne. Auch Martin Heller setzt hier auf die Spontanität der Narren. Das Konzept „Zuhause bleiben und Trübsal blasen“ stehe im Kontrast zu dem, was die Fasnacht an Aufhellung bieten würde. Und wenn man die Schutzregeln einhalte, so könne man auch unter Corona-Bedingungen sich im Freien eine Dorf-Fasnacht in Betracht ziehen.

Und wenn jemand anstelle einer Dorf-Fasnacht lieber zur Arbeit gehen wolle, fordert ihn Heller dazu auf, ein Häs zu tragen: „Es wird eine andere Fasnacht sein. Aber es wird Fasnacht sein“, macht er deutlich. In einem ist sich der Joppen-Präsident definitiv sicher: Zur Fasnacht wird Bürgermeister Patrick Krauss nicht im Amt sein.

Eine Fasnacht fernab vom Kommerz?

Frank „Fuzzi“ Graf von den Piraten aus Öhningen setzt beim Teil-Lockdown auf Videokonferenzen seines Elferrats. Beim kleinen Herbstkonvent sprachen sich die Abordnungen der Narrenvereinigung Bodensee-Hegau für eine Dorf-Fasnacht im Freien aus – je nachdem, wie die Lage zu beurteilen ist. Bei den Piraten soll ab Weihnachten nun das Risiko abgewogen werden, ob eine bestuhlte Aufführung von zwei Personenstücken im Freien möglich sein könnte.

„Es tut sehr weh, dass wir sämtliche Veranstaltungen in der Halle vor allem für die Kinder absagen mussten“, kommentiert Martin Moser von den Holzbirregüggel aus Schienen das Pandemie-Geschehen. Für eine Dorf-Fasnacht im Freien zeigt sich Moser offen und teilweise auch erleichtert: Das könnte eine Fasnacht werden, wie sie früher stattgefunden habe – fernab von einem Kommerz, der mit der ursprünglichen Tradition nichts zu tun habe.

Jubiläum kann nicht gefeiert werden

Auch das 60-Jahr-Jubiläum des Narrenvereins in Weiler am 14. November fällt der Pandemie zum Opfer. Die Hauptversammlung fand bereits im September statt. Der Präsident der Büllebläri, Markus Maier, hofft auf eine kurzfristig geplante Dorf-Fasnacht im Freien ohne einen Wandertourismus. Die letzten drei Jahre hatte der Verein viele neue Mitglieder gewonnen. Schade sei, dass das Narrenboot nun im Hafen liege, nicht lossegeln könne und die Mitglieder am Ufer stehen würden, so Moser.