Dort wo die Bundesstraßen 33 und 34 sich im Landkreis Konstanz kreuzen, dort wo die Gutachter von Lohfert und Lohfert die Mitte des Landkreises verorten, genau dort bietet die Stadt Radolfzell dem Gesundheitsverbund ein Grundstück im Gewann Kempfrain für den in der Diskussion stehenden Klinikneubau an. Das Grundstück liegt von Singen aus kommend Richtung Steißlingen rechter Hand an der Bundesstraße 34, kurz bevor die Auffahrt zur Bundesstraße 33 abzweigt.
Rein von der Fläche gesehen bietet das Grundstück mehr als genug, es sind 34 Hektar oder 340.000 Quadratmeter. Bei der Fläche handelt es sich um ein ehemaliges Kiesabbaugebiet. Das Grundstück liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gemarkung Singen, gegenüber liegt das Kieswerk von Meichle und Mohr.
26 Kilometer nach Konstanz und sieben Kilometer nach Singen
Im Gutachten von Lohfert und Lohfert hat man als Flächenbedarf für einen Klinikneubau 70.000 bis 100.000 Quadratmeter angesetzt. Der Klinikneubau soll die bestehenden Krankenhäuser in Radolfzell und Singen ersetzen. Wie Radolfzells OB Gröger in einer digitalen Pressekonferenz am Donnerstagmittag mitgeteilt hat, sei der Standort mit dem Auto selbst von den am weitesten entfernten Punkten im Landkreis maximal 30 Minuten entfernt. Konstanz liege 26 Kilometer entfernt, Singen sieben Kilometer und der Seehas-Haltepunkt in Böhringen vier Kilometer.
Diese Fläche bietet Radolfzell für die Klinik an:
Die Erreichbarkeit der neuen Klinik mit dem Öffentlichen Nahverkehr könne über einen Shuttle-Bus umgesetzt werden. Das werde auch an Klinikstandorten wie in Villingen-Schwenningen oder Friedrichshafen so praktiziert. „Ich habe gestern Landrat Zeno Danner von unserem Angebot unterrichtet“, berichtet OB Gröger.
Der Entschluss, dieses Grundstück dem Gesundheitsverbund anzubieten, sei im Gemeinderat Radolfzell geschlossen getroffen worden.
Jetzt hofft Radolfzell auf Begeisterung der Verantwortlichen
„Ich bin überzeugt, dass wir ein attraktives Angebot abgegeben haben“, so der OB. Jetzt setzen er und die Gemeinderatsfraktionen darauf, dass sie die entsprechenden Gremien im Kreistag und im Gesundheitsverbund für diesen Standort begeistern können, wie es FGL-Stadträtin Gisela Kögel-Hensen stellvertretend für alle Fraktionen formulierte: „Ich hoffe, dass wir für diesen Plan eine Mehrheit gewinnen können.“
Dietmar Baumgartner, der für die Freien Wähler im Gemeinderat Radolfzell und im Kreistag Konstanz sitzt, ergänzt: „Ich kann mir das Grundstück sehr gut für einen Klinikneubau vorstellen, weil es am zentralsten im Landkreis gelegen ist.“
Für SPD-Stadtrat Norbert Lumbe ist das Angebot ein politisches Statement im weiteren Verfahren für einen Klinikneubau: „Im Gemeinderat besteht große Einigkeit, wir als Vertreter der Stadt Radolfzell wollen und werden eine wichtige Rolle spielen.“
Selbst eine Einhaus-Lösung wäre auf diesem Grundstück denkbar
Emanuel Flierl, Leiter der Abteilung Liegenschaften, hat im Auftrag des OB nach einem passenden Grundstück für den Klinikneubau auf der Gemarkung der Stadt Radolfzell gesucht. Die Fläche im Gewann Kempfrain entspräche allen aktuellen Anforderungen. Das Grundstück direkt an der Bundesstraße habe eine Größe von 100.000 Quadratmetern. Dazu böte es noch Erweiterungsmöglichkeiten auf der Restfläche mit 240.000 Quadratmetern.
Zudem gehört das Grundstück komplett der Stadt Radolfzell, was die Verhandlungen vereinfacht. „Hier wäre langfristig sogar eine Einhaus-Lösung möglich, die für den ganzen Landkreis funktioniert“, sagt Gröger.

Auch grundsätzliche Umweltfragen kann Emanuel Flierl beantworten. Es handelt sich um eine Renaturierungsfläche eines ehemaligen Kiesabbaugeländes und sei für eine Bebauung geeignet. Im Moment werde es als Wald genutzt. „Unseres Wissens gibt es dort noch keine hochwertigen Biotope“, sagt Flierl.
OB Gröger weist darauf hin, das in diesem Fall die Gesundheitsvorsorge mit Umweltfragen abgewogen werden müssten. „Natürlich müssen wir darauf achten, so flächenschonend wie möglich vorzugehen“, so Gröger. Auch spreche der Abstand zur Wohnbebauung in Böhringen oder Steißlingen für dieses Grundstück.
Die Kiesabbauflächen in unmittelbarer Nachbarschaft auf Singener und Steißlinger Gemarkung sehen Flierl und Gröger im Gewann Kempfrain als unproblematisch an, genauso wie der Verkehrslärm von den Bundesstraßen her. Das könnte durch technische Baumaßnahmen im Klinikneubau aufgefangen werden. Das gelte auch für den Schutz des Grundwassers, das an dieser Stelle im Einzugsgebiet des Trinkwasserbrunnens in Böhringen liegt.
Offen zeigt sich OB Gröger, wie das Grundstück – falls es ausgewählt wird – in die Nutzung des Gesundheitsverbunds übergehen könnte: „Da gibt es mehrere Möglichkeiten wie Erbpacht oder Verkauf, aber das müssen dann die Verhandlungen ergeben.“
Weiteres Grundstück kann in Frage kommen
Radolfzell will noch ein weiteres, geeignetes Grundstück dem Kreistag und dem Gesundheitsverbund zur Prüfung vorlegen. Dies befände sich im Privatbesitz eines einzigen Eigentümers, er sei verhandlungsbereit und könne sich ein Verkauf für den Zweck eines Klinikneubaus vorstellen, so Gröger. Für eine Vorstellung dieses Grundstücks sei es noch zu früh.