Soll es das Feuerwerk am Hausherrensonntag künftig noch geben oder nicht? Mit dieser Frage setzte sich der Radolfzeller Kulturausschuss in seiner jüngsten Sitzung auseinander. Dass das Thema emotional aufgeladen ist, dessen war sich Christine Steiert, Leiterin des Kulturbüros, schon zu Beginn bewusst: „Mir ist schon klar, dass wir ein bisschen diskutieren werden“, sagte sie an das Gremium gewandt. Und sie sollte Recht behalten: Die Meinungen der Gemeinderäte gingen auseinander, die Fronten waren verhärtet. Es ging um Tradition, Naturschutz und mögliche Alternativen.

Knapp 10.000 Euro könnten gespart werden

Anlass für die Diskussion waren mögliche finanzielle Einsparungen beim Hausherrenfest. Dafür gebe es wenig Spielraum, erklärte Steiert. Die Kosten beim Hausherrenfest sind laut der Sitzungsunterlage seit 2019 im Bereich Ausrüstung um 15 Prozent und bei den Personaldienstleistungen um rund 30 Prozent gestiegen. Einsparpotenziale seien für 2023 bereits berücksichtigt worden. Weitere 9800 Euro könnten durch die Abschaffung des Feuerwerks am Hausherrensonntag eingespart werden.

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Wie Christine Steiert erklärte, hätten sich in diesem Jahr zudem vermehrt Bürger gemeldet, die das Feuerwerk als nicht mehr zeitgemäß ansähen und auf Lärm und Naturschutz hingewiesen hätten.

Sorge um die Tradition und die Vereine

Erwartungsgemäß stieß der Vorschlag nicht bei allen auf Gegenliebe. Gabriel Deufel (Freie Wähler) machte von Anfang an deutlich, dass er einer Abschaffung des Feuerwerks nicht zustimmen werde. Zum einen sei das Feuerwerk einer der Gründe, weshalb am Hausherrensonntag Besucher nach Radolfzell kommen und auch bis zum Ende bleiben. „Wir machen einen Teil wirtschaftlich kaputt für die Vereine, wenn das Feuerwerk nicht stattfindet“, befürchtete er.

Das Hausherren-Feuerwerk vom Iznanger Seeufer aus betrachtet.
Das Hausherren-Feuerwerk vom Iznanger Seeufer aus betrachtet. | Bild: Jarausch, Gerald

Finanziell sei der Aufwand für das Feuerwerk mit knapp 10.000 Euro „wirklich ein Klecks“. Er schlug alternativ vor, man könne das Feuerwerk vielleicht ja „reduzieren und kleiner machen“. Und was die Natur angehe, so habe es bisher ja auch mit dem Feuerwerk geklappt. „Die Vögel sind immer noch da, die brüten noch immer“, war Deufel überzeugt. „Die Tiere gewöhnen sich da auch dran.“ Zumal der Lärm durch das Feuerwerk nicht lange andauere.

Wäre eine Alternative möglich?

Martina Gleich (CDU) betonte zwar, sich in einem Zwiespalt zu befinden, gab zeitgleich aber zu bedenken, dass auch Musik am Hausherrenfest für Lärm sorgt und es sich bei dem Feuerwerk um eine besondere Tradition handle. „Leute brauchen solche positiven Erlebnisse“, befand sie. Aber auch sie schlug eine Alternative vor: So könne man das Feuerwerk womöglich zum Beispiel durch Videoprojektionen an Gebäuden ersetzen.

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Andere Räte äußerten sich deutlicher. „Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit, warum man das absagen sollte“, erklärte Helmut Villinger (CDU). Seit den 1960er Jahren gebe es das Feuerwerk und die Naturschutzbehörde genehmige es schon lange. Auch die Einsparung von knapp 10.000 Euro seien für ihn kein Grund. Dagegen würden Vereine einen Großteil ihrer Einnahmen am Hausherrenfest machen.

Zeichen für den Naturschutz setzen

Auf der ganz anderen Seite des Meinungsspektrums fanden sich die Vertreter der Freien Grünen Liste. Gisela Kögel-Hensen wollte das Argument der Tradition nicht gelten lassen. „Die Welt von heute ist nicht mehr die Welt von 1960“, betonte sie. Und das Hausherrenfest lebe von den Vereinen. „Ja, zum Schluss muss ein Highlight kommen“, sagte sie. „Aber muss das wirklich ein Feuerwerk sein?“ Außerdem seien Feuerwerke heutzutage keine Besonderheit mehr, es gäbe sie etwa an zahlreichen Hochzeiten. Mit der Abschaffung könne ein Zeichen für den Umweltschutz gesetzt werden. „Es geht um Feinstaubbelastung und um Tiere, die erschreckt werden.“ Als Alternative sei vielleicht eine Lasershow möglich.

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„Die Welt hat sich komplett verändert“

Auch Nina Breimaier (ebenfalls FGL) sprach sich gegen das Feuerwerk aus. In Radolfzell gebe es als lokale Besonderheit und Höhepunkt auch das Defilee der Segelboote des Yachtclubs Radolfzell. „Ich finde es nett, wenn wir uns auf unsere eigenen Besonderheiten besinnen oder eigene Besonderheiten entwickeln“, wünschte sie.

Beim Seedefilee reihen sich die Segelboote wie an einer Perlenschnur auf.
Beim Seedefilee reihen sich die Segelboote wie an einer Perlenschnur auf. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Zur Seite sprang der Freien Grünen Liste auch Reinhard Rabanser (SPD). Als Kind sei er mit dem Feuerwerk aufgewachsen. Aber: „Die Welt hat sich komplett verändert.“ Gerade auch mit Blick auf Geflüchtete aus Kriegsgebieten, die in der Stadt untergekommen sind, plädierte er auf den Verzicht auf das Feuerwerk. Auch er sprach sich für eine alternative Lasershow aus.

Sollen die Bürger beteiligt werden?

Nicht alleine die Entscheidung treffen wollte Rabansers Fraktionskollegin Susann Göhler-Krekosch. Sie schlug vor, eine Bürgerbeteiligungsaktion zur Zukunft des Feuerwerks durchzuführen.

Susann Göhler-Krekosch (SPD) schlug eine Bürgerbeteiligung vor.
Susann Göhler-Krekosch (SPD) schlug eine Bürgerbeteiligung vor. | Bild: SK

Manfred Brunner (FDP) zeigte sich alternativen Höhepunkten des Hausherrensonntags gegenüber nicht abgeneigt, wollte allerdings keine Entscheidung übers Knie brechen. Er sprach sich dafür aus, 2023 das Feuerwerk wie gehabt durchzuführen aber Alternativen genau zu analysieren.

Alternativen frühestens 2024 möglich

Dass die Alternativen ohnehin nicht schnell kommen können, machte die Stadtverwaltung deutlich. Es seien nicht nur Geräusche, die Tiere stören, sondern auch Lichteffekte, erklärte Christine Steiert. Deshalb müssten Veranstaltungen wie Lasershows erst abgeklärt werden.

„2023 wird es nicht mehr gehen“, betonte auch Bürgermeisterin Monika Laule mit Blick auf eine Alternative. Eines konnte Steiert aber jetzt schon sagen: Eine Lasershow wäre unter anderem durch einen enormen Programmieraufwand und Auf- und Abbau der Technik teurer als ein Feuerwerk.

Drei Abstimmungen fünf gegen fünf

Schlussendlich stimmte das Gremium über drei Vorschläge ab. Und dabei zeigte sich: Auf einen gemeinsamen Nenner kam es nicht. Erst schlug Helmut Villinger vor, das Feuerwerk 2023 in gewohnter Form stattfinden zu lassen, parallel aber für 2024 nach möglichen Alternativen zu suchen. „Das muss wirklich etwas Tolles sein, wo wir einzigartig sind“, stellte er klar. „Dann brauche ich das Feuerwerk auch nicht.“ Eine Mehrheit fand sich für seinen Antrag nicht, fünf Ausschussmitglieder stimmten dagegen, fünf dafür.

Helmut Villinger (CDU) war für einen Kompromiss: 2023 mit Feuerwerk und womöglich 2024 mit Alternativen.
Helmut Villinger (CDU) war für einen Kompromiss: 2023 mit Feuerwerk und womöglich 2024 mit Alternativen. | Bild: Andreas Kochloeffel

Es folgte Gisela Kögel-Hensens Antrag, das Feuerwerk abzuschaffen und nach Alternativen zu suchen, die aber erst 2024 umgesetzt werden könnten. Auch hier ging eine Hälfte der Mitglieder bei dem Vorschlag mit, die andere nicht. Gleich sah es beim Antrag der Verwaltung aus, das Feuerwerk einfach ab 2023 abzuschaffen. Diskussion hin oder her, es bleibt also alles beim Alten: Das Feuerwerk am Hausherrensonntag findet auch künftig wie gehabt statt.