Alternative Bestattungsformen, bei denen Verstorbene nicht mit einer traditionellen Erdbestattung auf dem Friedhof beerdigt werden, gibt es zahlreiche. Neu ist die Reerdigung – dabei handelt es sich, wie die Zusammensetzung des Wortes schon andeutet, um eine Rückführung der menschlichen Überreste in den Kreislauf des Lebens. Technisch betrachtet handelt es sich um eine Turbokompostierung in rund 70 Kilogramm reine Humuserde. Das Verfahren ist seit Jahren in anderen Ländern üblich und wurde nun auch in Deutschland zugelassen.

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Die Reerdigung weckte auch am diesjährigen Tag des Friedhofes, der am 18. September auf dem Radolfzeller Waldfriedhof stattfand, das Interesse der Bürger. Das zumindest ist die Bilanz und Quintessenz der Veranstaltung für Thomas Schäuble vom Bestattungsinstitut Koller aus Radolfzell, wie er mit einigen Wochen Abstand berichtet.

Urnenbeisetzung am beliebtesten

Das Bestattungswesen hat sich in den vergangenen Jahren ohnehin stark gewandelt. Nachdem die Feuer- und Urnenbestattung in Deutschland erst seit den 60er Jahren zunehmend gefragt ist, hat sich diese Bestattungsform mittlerweile etabliert. Annähernd 80 Prozent wählen laut Thomas Schäuble mittlerweile die Kremation und anschließende Urnenbeisetzung.

Das kann mittlerweile auch für die Naturbestattung gelten, bei der die Überreste der Verstorbenen in einem Friedwald oder ähnlichem Gelände beigesetzt wird. In Deutschland müssen alle Verstorbenen auf geregelten Flächen beigesetzt werden. In anderen Ländern ist es durchaus üblich, dass die Hinterbliebenen diese in Form einer Urne bei sich zu Hause aufbewahren. Die klassische Erdbestattung, wie sie über Jahrhunderte bei uns üblich war, nimmt mittlerweile gerade noch 20 Prozent der Bestattungsformen in Anspruch. Künftig könnte mit der Reerdigung noch eine neue Variante hinzukommen, die eine Alternative darstellt.

Sterbliche Überreste werden zu Erde

Die Idee, die sterblichen Überreste einer geliebten Person möglichst rasch dem natürlichen Kreislauf des Lebens zurückzuführen, ist durchaus charmant. Dabei wird die Person auf ein Bett aus Stroh und Grünschnitt, der laut Thomas Schäuble einer Blumenwiese ähnelt, gebettet. Innerhalb von 40 Tagen verwandeln Mikroorganismen die sterblichen Überreste in einem Kokon in rund 70 Kilogramm weiche, fruchtbare Erde, aus der neues Leben entstehen kann.

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Die Kosten liegen mit rund 2100 Euro bis zu diesem Zeitpunkt etwas höher als bei der Kremation mit Urnenbestattung. Spätestens dann folgen jedoch Kosten, auf die nicht einmal der Bestatter einen Einfluss hat. Denn rein rechtlich ist die Reerdigung eine Erdbestattung, was nichts anderes bedeutet, als das die Überreste in einem Grab auf einem Friedhof ihren letzten Platz finden müssen. Immerhin kommt dafür kein Sarg in die Erde, er dient lediglich zum Transport der Humuserde.

Erschwerender Umstand

Könnte die neue Beisetzungsform zum Trend werden? Die Beisetzung auf dem Friedhof macht fast den größten Posten auf der Rechnung einer Bestattung – egal welcher Art – aus. „Ich sehe das als erschwerend“, sagt Thomas Schäuble, der die Dienstleistung anbietet.

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Weil die Kosten von Beerdigungen für seine Kunden erfahrungsgemäß immer relevanter werden, hat es die Reerdigung nicht leicht auf dem Markt, sagt der Bestatter. Erschwerend kommt aktuell noch hinzu, dass es keinen Anbieter im süddeutschen Raum dafür gibt, der die Reerdigung umsetzt – das geschieht in anderen Bundesländern. Eine Überführung nach Berlin oder nach Norddeutschland bedeutet aber Zusatzkosten.