Im Radolfzeller Ortsteil Möggingen finden die Störche ein neues Zuhause. Auf dem Dach des BUND-Naturschutzzentrums in der Ortsmitte ist das Storchennest erneuert worden. Das alte hat immerhin 15 Jahre seinen Dienst getan. Daran erinnerte sich BUND-Mitarbeiter Wolfgang Friedrich noch ganz genau: „Damals wurde das Dach des Gebäudes gerichtet und wir haben den Anlass genutzt, dort ein Storchenhorst anzulegen“, sagte er. Zusammen mit Kollegen hatte er seinerzeit den Horst befüllt, was sich nun nach 15 Jahren wiederholte. Störche lassen sich besonders gern dort nieder, wo sie gute Bedingungen für ein Nest vorfinden. Im Jahr 2005 ist die Rechnung voll aufgegangen: „Damals hatten wir gleich im ersten Jahr ein Paar im Nest. Allerdings haben sie keine Jungen bekommen“, erinnerte sich Friedrich.
Die Erneuerung des Horstes am Wochenende hatte einen konkreten Anlass. Im Verlauf der vergangenen 15 Jahre haben die nistenden Störche in Möggingen immer mehr Material in das Nest auf dem Naturschutzzentrum eingetragen. Die Folge war, dass die Konstruktion allmählich in Schieflage geriet. Bei starken Sturm bestand die Gefahr, dass Material aus dem über zehn Meter hohen Horst hätte herausfallen können. Zudem war die Nestmulde der Vögel nach Jahren der Nutzung verlandet.
Das Nest wiegt mit Unterkonstruktion fast 400 Kilo
Das war mittlerweile sogar für Laien von außen sichtbar. Wer von einem erhöhten Standort im Ort Sicht auf den Horst hatte, konnte erkennen, dass zuletzt sogar Gras in diesem großen Nest zu wachsen begann. Spätestens nachdem Mitarbeiter der Zimmerei Leiz den Horst mit Spezialgerät vom Dach gehoben hatten, wurde das ganze Ausmaß der verlandeten Nestmulde deutlich. Das Gesamtgewicht des Nestes samt der Unterkonstruktion brachte stolze 300 bis 400 Kilogramm auf die Waage, wie Zimmerer Thomas Schmidhuber berichtete. Also immerhin soviel, wie das technische Gerät tatsächlich problemlos noch anheben konnte.
Bester Humusboden
Bei genauerer Betrachtung entpuppte sich das Material zum großen Teil als bester Humusboden. Das ursprünglich von Wolfgang Friedrich und seinen Kollegen angelegte Nest samt Holzhackschnitzeln war hingegen im Untergrund noch sehr gut erhalten. Nachdem das gesamte Material entfernt worden war, ging es sogleich an die Neubestückung des Horstes. Am Metallrahmen wurden Haselnusszweige zu einem Kranz verwoben und in die Mitte des Horstes wieder neue Holzhackschnitzel eingefüllt. Diese ermöglichen eine trockene Nestkonstruktion für die Störche. Denn durch die Hackschnitzel kann das Regenwasser hindurchlaufen und die Jungen müssen nicht im Nassen sitzen.
Das Anlegen des neuen Nestes dauerte dank der Erfahrung von Wolfgang Friedrich nur wenige Minuten. Zusammen mit Liangwen He, einem jungen Mann aus China, der im BUND-Naturschutzzentrum sein Bundesfreiwilligenjahr in der Schutzgebietsbetreuung absolviert, war die Arbeit in rund 15 Minuten erledigt. Dann konnten die Zimmerleute den Horst wieder mit dem Kran auf das Dach des Gebäudes hieven. Nun hoffen die Naturschützer, aber auch viele Bewohner des Ortes, dass die Arbeit erneut von Erfolg gekrönt sein wird und ein Storchenpaar dort nistet.

Dass den Möggingern viel an ihrem Storchenhorst in der Ortsmitte liegt, zeigte das Interesse an der Aktion. So mancher kam vorbei, um sich über die Arbeiten zu informieren oder einfach nur zuzuschauen. Wolfgang Friedrich für seinen Teil hofft nun, dass dies der letzte Storchenhorst sein wird, den er anlegt. Wenn die neue Konstruktion wieder 15 Jahre ihren Dienst verrichtet, könnte die Rechnung aufgehen. Friedrichs Sohn Max, der am Samstag in Diensten der Zimmerei Leiz bei der Aktion behilflich war, war bereits schon zum zweiten Mal beim Bestücken des Horstes dabei. Als kleiner Junge durfte er sich damals sogar „einmal kurz in das Nest setzen“, wie er berichtete.