Generation Weichei, Generation Selfie oder Generation „Ich mach was mir gefällt“ – über die Jugend und jungen Erwachsenen gibt es viele gesellschaftliche Vorurteile. Konkret geht es um die Generation Z, also junge Menschen der Jahrgänge 1995 bis 2010, die aktuell und in den nächsten Jahren ins Berufsleben einsteigen werden.

Am Arbeitsmarkt arbeiten vier Generationen zusammen

Felix Behm aus dem Radolfzeller Ortsteil Stahringen hat sich als Experte für die Generation Z hervor getan, hält Vorträge und Workshops zu dem Thema, hat ein Buch zur Generation Z veröffentlicht und gibt Unternehmen Tipps für den Umgang mit den jungen Leuten.

Der im Radolfzeller Ortsteil Stahringen aufgewachsene Felix Behm hat sich als Experte für die Generation Z, also für die in den Jahren ...
Der im Radolfzeller Ortsteil Stahringen aufgewachsene Felix Behm hat sich als Experte für die Generation Z, also für die in den Jahren 1995 bis 2010 geborenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, und deren Ansprüche an ihre Arbeitgeber einen Namen gemacht. | Bild: Petra Reichle

„Aktuell gibt es im Arbeitsmarkt vier Generationen, die zusammenarbeiten, angefangen von den Babyboomern der Jahrgänge 1950 bis 1964, über die Generationen X, Y bis hin zur neuesten Generation Z“, erklärt Behm. Die Grundproblematik sei, dass der sich bereits seit einigen Jahren abzeichnende akute Fachkräftemangel in den nächsten Jahren noch verstärken werde.

Den Unternehmen geht der Nachwuchs aus

Die Zahlen liefern bereits eine Erklärung: Während zu den Babyboomern rund 20 Millionen Menschen zählen, sind es bei der Generation Z mit rund 10 Millionen Menschen gerade mal die Hälfte. Die Generation Z wächst in einer Zeit auf, in der den Unternehmen der Nachwuchs ausgeht. Sie kann es sich dadurch leisten, anspruchsvoll zu sein, was die Berufs- und Arbeitgeberwahl angeht.

Die gravierenden Auswirkungen, die der Fachkräftemangel auf Arbeitgeber hat, konnte Felix Behm am eigenen Leib miterleben: In den Jahren 2012 bis 2016 war der gelernte Bürokaufmann als Ausbildungsleiter und Personalreferent für die technischen und kaufmännischen Berufe sowie die der medizinischen Fachangestellten am Hegau-Bodensee Klinikum in Singen tätig.

„Schon zu diesem Zeitpunkt war es eine große Herausforderung, junge Menschen für die Ausbildung zu gewinnen, sodass ich neue Konzepte entwickelt und ausprobiert habe“, berichtet Felix Behm. So hat er Lehrer zum Praktikum ins Krankenhaus geholt, damit diese aus eigener Erfahrung Schüler für eine Ausbildung im Krankenhaus begeistern konnten.

Die Auswahlmöglichkeiten sind groß

Basierend auf seinen Erfahrungen ist bei ihm der Wunsch entstanden, sich selbstständig dem Thema Fachkräftemangel zu widmen. Diesen Wunsch konnte er mit einem Umzug nach Berlin verbinden, wo er sich als Berater für Unternehmen zum Thema Generation Z einen Namen gemacht hat. Für Unternehmen wie Möbelhaus Höffner, DB Schenker aber auch die IHK Hochrhein Bodensee hält Behm Impulsvorträge und Workshops.

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„Rund 50 Prozent der Generation Z ziehen es in Betracht, nach der Unterzeichnung des Ausbildungs- oder Arbeitsvertrags weiter zu suchen“, sagt Felix Behm. Die Ursachen dafür seien vielfältig. „Die jungen Leute haben eine Fülle von Auswahlmöglichkeiten, sei es an Ausbildungsberufen, Studiengängen, aber auch den Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten. Viele Jugendliche sind damit überfordert“, ergänzt Behm.

Wählerischer und anspruchsvoller

Hinzu komme, dass sie von einer Fülle an Informationen über die sozialen Medien bombardiert werden, denn die Generation Z ist die erste, die von Kindesbeinen an mit digitalen Medien groß geworden ist und diese mehr als vier Stunden täglich nutzt.

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„Es geht nicht einfach nur darum einen Job zu haben, der einen finanziell absichert. Vielleicht wechsle ich nach ein paar Jahren und schaue einfach mal bei einem anderen Arbeitgeber, wie es mir da gefällt oder wechsle auch den Beruf. Denn mittlerweile gibt es viel mehr Möglichkeiten und Sicherheiten, als es bei den anderen Generationen gab. Wir sind freier in der Berufswahl und können dabei auch wählerischer sein und auch anspruchsvoller“, erläutert Robert Humenny, der als ein Mitglied der Generation Z in den Arbeitsmarkt eingestiegen ist.

Sinnhaftigkeit der Arbeit ist wichtig

Wenn Felix Behm Unternehmen nur einen Tipp geben könnte, wie sie junge Arbeitskräfte finden und halten können, dann wäre das die Sinnhaftigkeit. „Junge Leute sind weder Weicheier noch arbeitsscheu. Ihnen fehlt lediglich zum einen die Orientierung und zum anderen suchen sie nach einer sinnvollen Arbeit. 50 Prozent der Generation Z gibt an, dass sie lieber arbeitslos wäre als einen sinnlosen Job zu machen“, so Behm.

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Robert Humenny bestätigt das: „Arbeitszeit ist auch Lebenszeit. Ich möchte einen Sinn sehen. Ich möchte sagen: Das ist mein Ergebnis, das ich bei der Arbeit geliefert habe und mit diesem identifiziere ich mich auch und kann stolz darauf sein“. Neben der Sinnhaftigkeit seien die Wertschätzung, Perspektiven für die Zukunft und flexible Arbeitszeiten wichtige Faktoren, so Behm. Eine besondere Bedeutung misst Felix Behm den Führungskräften bei. Denn Studien zeigten, dass Arbeitnehmer letztendlich nicht ihren Arbeitgeber verlassen würden, sondern ihren Vorgesetzten.