Milchwerk, Kletterwerk, Bibliothek, Bodensee – wer in Radolfzell lebt, findet Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungsorte wie diese meist schnell und ohne Probleme. Schwieriger wird es allerdings für Auswärtige, sich in der Stadt zurechtzufinden. Helfen soll ein Fußgängerleitsystem, das mithilfe von Schildern die Richtung weist. In Radolfzell gibt es ein solches bereits seit über zehn Jahren, doch das hat Schwachstellen.

Unter anderem werden zu viele Ziele gleichzeitig ausgeschildert, außerdem sind manche Schilder ungünstig ausgerichtet und werden von Fußgängern zum Teil gar nicht wahrgenommen. Um diese Probleme zu beheben, möchte die Stadt das Leitsystem sowie ein Informationssystem, das etwa über Veranstaltungen informiert, künftig überarbeiten und erneuern. Mit den Plänen setzte sich jüngst der Verwaltungs- und Finanzausschuss auseinander.

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Wie in den Sitzungsunterlagen erklärt wird, sei eine Verbesserung oder Aktualisierung der vorhandenen Schilder sehr schwierig und teuer, unter anderem, weil die verantwortliche Firma ihren Sitz im Ausland habe. Vorgesehen ist daher, in den Jahren 2025 und 2026 ein neues Beschilderungskonzept sowie digitales Informationssystem zu erstellen. Dafür soll das Förderprogramm „Kommunale Tourismusinfrastruktur“ des Landes genutzt werden, über das 60 Prozent der Kosten übernommen werden könnten.

Wie soll das neue Leitsystem aussehen?

Mit dem neuen Fußgängerleitsystem sollen Such- und Irrwege vermieden werden. Dabei geht es hauptsächlich um den Weg zu touristischen Zielen wie dem Marktplatz, der Altstadt, dem Stadtmuseum sowie Parks, aber auch Parkplätzen und Informationsstellen.

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Das Beschilderungssystem bestehe aus rund 20 Standorten, auch soll es an relevanten Ausgangspunkten wie Parkplätzen oder dem Busbahnhof einen Übersichtsplan geben. Bei der Neugestaltung sollen teilweise die Standorte der bisherigen Beschilderung übernommen und wenn sinnvoll ergänzt werden. „Die Tiefbauarbeiten werden somit auf das Nötigste reduziert, was Kosen und Aufwand spart“, heißt es hierzu in der Sitzungsvorlage.

Die neue Beschilderung solle mit Bezug auf den Denkmalschutz in einer gedeckten Farbe und möglichst barrierefrei gestaltet werden. Außerdem soll sie vor Vandalismus geschützt werden. Zu diesem Zweck soll eine spezielle Beschichtung zum Einsatz kommen, von der Aufkleber oder Farben leicht entfernt werden können. Und auch das Thema Nachhaltigkeit soll berücksichtigt werden – sowohl bei der Herstellung, als auch durch eine lange Lebensdauer des Systems.

Bildschirme an zwei Stellen

Neben dem Leitsystem soll auch das Informationssystem, über das Gäste und Einheimische über Veranstaltungen, Einrichtungen, Ausstellungen und besondere Aktionen informiert werden, erneuert werden. Aktuell kommen zu diesem Zweck in Radolfzell etwa Plakatschaukästen zum Einsatz. Diese sind laut Sitzungsunterlagen aber in die Jahre gekommen, häufig von Vandalismus gezeichnet und außerdem nicht geeignet, um „zu einem attraktiven und modernen Gesamtbild der Innenstadt“ beizutragen.

Künftig sind daher ergänzend zwei digitale Stelen geplant, die in der Innenstadt aufgestellt werden sollen. Ein Standort dafür ist am Seetorplatz geplant, dort soll ein einseitiger Bildschirm angebracht werden mit Informationen zu Veranstaltungen, Wetter oder tourismusrelevanten Hinweisen. Eine weitere Stele ist am Seemaxx geplant, dort sind beidseitig Bildschirme vorgesehen.

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Nachts sollen die Bildschirme ausgeschaltet werden, um Ressourcen zu sparen und Insekten nicht zu stören. Um die Stelen gegen Vandalismus zu schützen, ist außerdem der Einbau von Panzerglas sowie die Verwendung einer Pulverbeschichtung geplant. Außerdem sollen die Stelen versichert und jährlich von einer Fachfirma gewartet werden.

Wie viel kostet das?

Siegfried Lehmann (FGL) störte sich in der Sitzung jedoch an einem der geplanten Standorte: „Das passt am Seetorplatz nicht, so einen Bildschirm aufzustellen“, fand er. Auch wollte er wissen, wie groß der Aufwand ist, die Bildschirme mit den digitalen Informationen zu bestücken. Laut Regina Brüsewitz, Geschäftsführerin der Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH (TSR), hält sich dieser in Grenzen: Zum einen müsse auch jetzt schon eine Mitarbeiterin die Plakatschaukästen bestücken, zum anderen erhalte die TSR die Plakate überwiegend sowieso schon in digitaler Form.

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So geht es weiter

Der Ausschuss stimmte schließlich bei drei Enthaltungen und einer Gegenstimme für die Umsetzung des neuen Leit- und Informationssystems. Sollten Gemeinderatsbeschluss und Förderbescheid positiv ausfallen, soll laut Brüsewitz die detaillierte Planung beginnen, die dann auch wieder in Ausschuss und Gemeinderat vorgestellt werden soll. Umgesetzt werden soll das Projekt, dessen Kosten laut Sitzungsunterlage bei rund 178.800 Euro liegen, nur wenn das Land die Kosten zu 60 Prozent übernimmt. Eine Fertigstellung ist für Frühsommer 2026 geplant.