Es sollte ein arbeitsreiches Probenwochenende werden, um dem für 5. Dezember geplanten Familienkonzert „Aschenputtel“ nach wochenlangen intensiven Vorbereitungen noch den Feinschliff zu geben. Doch angesichts der explodierenden Infektionszahlen beschloss das Orchester des Musikvereins Böhringen mehrheitlich, die Reißleine zu ziehen und das Konzert abzusagen.

„Das können wir nicht verantworten“

„Schade um die Arbeit, aber alles andere wäre nicht vernünftig, da wir mit diesem Konzert insbesondere Familien und Kinder ansprechen. Es wäre nach unserer Werbung in Kindergärten und Schulen mit einer hohen Anzahl noch nicht geimpfter Kinder im Saal zu rechnen“, erklärt Peter Lingg, Vorsitzender des Musikvereins.

„Das können wir gegenüber der Gesellschaft und auch jedem einzelnen unserer Orchestermitglieder, die zwar alle geimpft sind, zum jetzigen Zeitpunkt nicht verantworten, zumal auch Geimpfte unter 2G-Bedingungen das Virus übertragen können“, bekräftigt der Vorsitzende. Das Probenwochenende wurde nach dem Orchestergespräch abgebrochen, der Probenbetrieb bis auf Weiteres eingestellt.

Neuer Termin steht noch nicht fest

Ein neuer Termin für das Familien- und Kinderkonzert steht noch nicht fest. Dass es nachgeholt wird, sobald es die Corona-Lage erlaubt, ist sicher, denn bei dem musikalischen Märchen handelt sich um ein spannendes Modellprojekt.

Mit der innovativen Idee des rührigen Dirigenten Marco Geigges, ein Kinder- und Familienkonzert, wie man es von Symphonieorchestern kennt, erstmals für Blasmusik schreiben zu lassen und mit der Musikkapelle Böhringen aufzuführen, konnte sich der Verein unter 1100 Bewerbern für das vom Bundesmusikverband ausgelobte Förderprogramm „Neustart Amateurmusik“ durchsetzen und wird als eines von bundesweit 109 Projekten finanziell unterstützt.

„Alle spielen es einfach gerne“

Dazu hatte der Musikverein mit seinem Dirigenten eine neue Kinderkonzert-Komposition in Auftrag gegeben. Diese neue Komposition für Sinfonisches Blasorchester und Sprecher erzählt das Märchen „Aschenputtel“ und kommt zur Uraufführung. „Als Sprecher haben wir einen professionellen Erzähler, der es versteht, alle in seinen Bann zu ziehen“, kündigt Marco Geigges an.

Die Musik – eindrückliche, schöne Melodien und gut instrumentiert – sei auf Anhieb beim Orchester gut angekommen. „Alle spielen es einfach gerne“, sagt er. Bewusst sei der Schwierigkeitsgrad nicht ganz so hoch gewählt worden, da dieses Werk möglichst vielen anderen Amateur-Blasorchestern als fertiges Konzept für ein Kinderkonzert zur Verfügung stehen soll.

Eine größere Herausforderung für die Musiker stelle die Länge des Werks dar, beim dem es gelte, über 45 Minuten die volle Konzentration aufrecht zu erhalten. Peter Lingg: „Für unsere Musikkapelle ist dieses Konzert wieder ein einmaliges und außergewöhnliches Projekt, das dazu beiträgt, dass wir ein schönes Ziel vor Augen haben. Alle sind hochmotiviert.“

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Solche Ideen – wie auch das vorherige Förderprojekt „Klangkunst und Farbenspiel“ sorgten natürlich auch für Zusammenhalt in diesen schwierigen Zeiten, macht er deutlich. Bisher habe es keine Austritte von Musikern gegeben, führt er zufrieden an und zollt Marco Geigges großes Lob: „Ein Dirigent mit solchen Ideen ist für uns als Verein wie ein Sechser im Lotto!“