48 Orchestermitglieder, ein Dirigent und drei Elternbeiräte des Jugendblasorchesters (JBO) haben sich Anfang August aufgemacht, um im fernen Schottland zu zeigen, wie gut Radolfzeller Musikerinnen und Musiker sind. Konzertreisen gehören seit Jahrzehnten zur Tradition im JBO der Stadtkapelle. Diese führten die Mitglieder nach Kanada, USA, Russland und China. Die 2021 für Prag geplante Reise ist wegen der Corona-Pandemie ins Wasser gefallen. Doch jetzt ging es für die Nachwuchsmusikerinnen und -musiker nach Schottland und England.
Konzerte und Sightseeing
„Es war sehr schön, sowohl die Konzerte, die wir gespielt haben, als auch das Erkunden der Städte“, sagt Malte Burger, der im JBO Posaune spielt. Dabei hatte die Gruppe ein straffes Programm für die Konzertreise. Mit dem Bus ging es bis nach Holland, dort mit der Fähre nach England, dann weiter mit dem Bus bis nach Inverness im Norden Schottlands, ganz in der Nähe des berühmten Sees Loch Ness. Die Anreise dauerte zwei Tage.

Da es nicht nur ein musikalischer Ausflug war, sondern auch eine Gelegenheit Land und Leute kennenzulernen, standen eine Bootsrundfahrt auf dem See und diverse Stadtführungen auf dem Programm. Und wie es sich für echte Seekinder gehört, scheuten zwei der Musikerinnen auch das Bad in Loch Ness nicht. Anna-Carina Feßler und Emma Rauch wagten es in das eiskalte Wasser. „Es war kalt und steinig, aber das sind wir ja von unserem See gewöhnt“, sagt die 19-jährige Anna-Carina, die die erste Querflöte im JBO spielt.

Abends stand dann das erste Konzert auf dem Plan. In der Crown Church in Inverness spielte das Jugendblasorchester für einige schottische Gäste. „Der Pfarrer der Kirche war total begeistert und hat uns eingeladen, wiederzukommen und noch ein Konzert zu spielen“, erzählt Magnus Haverkamp, der als Elternbeirat bei der Reise dabei war.
Er war selbst früher Mitglied im JBO und hat Konzertreisen unternommen. Er versteht die Bedeutung für die jungen Musikerinnen und Musiker, auch einmal außerhalb ihres gewohnten Umfeldes spielen zu wollen und welche Auswirkung ein gemeinsamer Ausflug auf die Gemeinschaft im Orchester hat.

Dabei ist er voll des Lobes für die jungen Menschen, die er begleiten durfte. Die Altersspanne reichte von zwölf bis 22 Jahren. „Und die Älteren haben sich ganz super um die Jüngeren gekümmert, die Stimmung war immer gut und es gab keine Zwischenfälle“, so Haverkamp.
Ausschreitungen verhindern das letzte Konzert
Obwohl es bei der letzten Station in Liverpool kurz zu einer etwas brenzligen Situation gekommen war. Genau zur Ankunft fanden in der Stadt wie in vielen anderen britischen Städten rechtsradikale Ausschreitungen statt. Das JBO ist mit dem Reisebus hineingeraten und konnte für eine ganze Weile nicht aussteigen, weil sich Demonstranten und Polizei eine handfeste Auseinandersetzung geleistet haben.

Mit Unterstützung des Hotelmanagers, bei dem das JBO einquartiert war, wurde die Polizeisperre für einen Spalt geöffnet und die Gruppe konnte im Gänsemarsch hindurch und das Hotel beziehen. Das geplante Konzert an diesem Abend wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt, die gebuchte Beatles-Tour fand nur in sehr abgespeckter Version statt und statt abends die Liverpooler Pubkultur zu erkunden, blieb die Gruppe im Hotel. „Das war aber auch gut, wir hatten einen richtig guten Gemeinschaftsabend, das Hotel hatte uns den ganzen Keller zur Verfügung gestellt“, sagt Magnus Haverkamp.
Ausflug führt Gruppe mehr zusammen
Zwischen Inverness und Liverpool machte die Gruppe noch Halt in Edinburgh. Neben einer Stadtführung und einem Konzert abends in der St. John‘s Church blieb den jungen Musikerinnen und Musikern Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. „Es war wirklich toll. Alle Schotten, die wir getroffen hatten, waren so nett und offen“, sagt Anna-Carina Feßler.
Für sie und Malte Burger war der Ausflug nach Schottland ein einmaliges Erlebnis, welches sie auch dem JBO näher gebracht hat. „Man lernt die anderen Orchestermitglieder ganz anders oder besser kennen, weil man nicht nur mit den Leuten zusammen ist, mit denen man ohnehin befreundet ist“, sagt Malte Burger.