Nach einem Rettungseinsatz noch schnell ein Fleischkäs-Wecken zwischen die Zähne und danach ab vor die Kamera: Nicht jeder frisch gebackene Rettungssanitäter steht regelmäßig vor einem Filmteam eines Fernsehsenders. Für Joel Heindle aber gehören Fernsehteams seit er 2012 in der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ teilnahm und ein Jahr später bei der Sendung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ den Titel Dschungelkönig gewann, schon ein Stück weit zum Alltag.
Er hat seine Prüfungen zum Rettungssanitäter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Radolfzell bestanden. Heindle selbst beschreibt seinen Erfolg so: „Über das Ergebnis bin ich richtig froh. Es macht mir einfach Spaß, zu den Patienten rauszufahren, um ihnen zu helfen.“ Anderen Menschen in Extremsituationen zu helfen, erfülle ihn voll und ganz.
Er wolle ihnen in ernsten Situationen beiseite stehen. „Sie sollen wissen, dass sie bei uns in guten Händen sind und sich keine Sorgen machen müssen“, erklärt der 27-Jährige. Bei den Einsätzen des DRK stehen den Menschen die Einsatzkräfte physisch und psychisch zur Seite.
Markus Heil, Notfallsanitäter und stellvertretender Schulleiter der DRK Landesschule, Bildungseinrichtung Radolfzell, beschreibt Heindle als guten Kollegen: „Als Klassenlehrer von Joey kann ich sagen, dass er von Anfang an recht unscheinbar war und das obwohl er um einiges prominenter ist, als die Meisten hier.“ Heindle habe das Show-Business während seiner Ausbildung immer zurückgehalten und sich auf die Einsätze konzentriert.

„Er hat oft nach Rat gebeten oder nachgefragt wenn ihm etwas unklar war“, sagt Heil. Heindle habe die Professionalität im Beruf von Anfang an gewahrt. Sein Ausbilder sieht in dem TV-Star einen geborenen Rettungssanitäter: „Ihm ist die Arbeit mit Menschen wirklich wichtig und es macht Spaß zuzusehen, wie er mit anderen umgeht.“
Die Nähe zu Radolfzell
Heindle habe in den vergangenen Jahren immer wieder Phasen gehabt, in denen er sich durch die TV-Shows und Gesangsauftritte überrumpelt gefühlt habe. „Ich konnte aber trotzdem nie genau sagen, was ich wirklich will.“ Um sich besser zu orientieren, sei die Corona-Pandemie hilfreich für ihn gewesen: „Durch die abgesagten Live-Konzerte hatte ich mehr Zeit darüber nachzudenken, wer ich eigentlich bin und was ich machen möchte.“
Während der beiden Lockdowns im vergangenen Jahr habe er sich im Internet umgeschaut und sei auf die Ausbildung zum Rettungshelfer beim DRK in Radolfzell gestoßen. „Da war für mich klar: Das möchte ich auf jeden Fall machen“, sagt Heindle.
Dabei war es ihm wichtig, dass der Ausbildungsort in der Nähe seines Wohnortes in der Schweiz liegt, um täglich pendeln zu können. Deshalb habe er sich gezielt für Radolfzell entschieden: „Von mir zu Hause bis nach Radolfzell ist es gerade mal eine Stunde. Das ist gut machbar.“ Nachdem er die Ausbildung zum Rettungshelfer hinter sich hatte, hat ihn die Lust nach mehr gepackt. „Ich habe gemerkt, dass das genau das ist, was ich machen möchte und sagte mir – jetzt ziehst du auch noch die Ausbildung zum Rettungssanitäter durch.“
Zwischen den beiden Ausbildungen absolvierte Heindle zusätzlich verschiedene Praktika auf der Rettungswache und im Krankenhaus in der Notaufnahme für etwa eineinhalb Monate. „Alles zusammen ging etwa ein halbes Jahr“, schätzt der frisch gebackene Rettungssanitäter. Mit der Ausbildung habe er sich seinen Traum verwirklicht.
Die Reise ist noch nicht vorbei
Das fernere Ziel des ehemaligen Dschungelkönigs sei es, irgendwann als Berufsfeuerwehrmann in der Schweiz zu arbeiten: „Die Grundausbildung, Atemschutzausbildung und zusätzlich eine Rettungsschwimmerausbildung habe ich bereits vor meiner Rettungssanitäter-Ausbildung abgeschlossen.“ Mit der Ausbildung zum Rettungssanitäter habe sich Heindle jetzt einen weiteren Grundstein für seinen Weg in die Berufsfeuerwehr gelegt.
Seine Faszination beschreibt er so: „Das Thema Feuerwehr liegt einfach ein stückweit in der Familie. Mein Onkel ist bereits seit über 35 Jahren in München bei der Feuerwehr.“ Egal ob Gerätekunde, Brandeinsätze oder Hilfeleistungen – es interessiere ihn alles, was dazugehört. „Mit dem Rettungssanitäter bin ich jetzt gut qualifiziert. Das kann man immer gebrauchen“, sagt er. Einen Knackpunkt gebe es trotzdem: Die Ausbildung in Deutschland werde in der Schweiz so nicht anerkannt.

„Da brauche ich dann noch mal eine Zusatzausbildung.“ Vorher wolle er aber mindestens ein halbes Jahr Berufserfahrung als Rettungssanitäter sammeln und sich dann erst weiter umsehen. Es sei noch unklar, ob er dafür in Radolfzell bleibe. Fest stehe aber: Die Erfahrung will er in Baden-Württemberg sammeln.
Nebenher produziert Heindle weiterhin Musik: „Es ist schon alles zeitlich ziemlich eng. Aber noch machbar.“ Sein Wunsch sei es, in Zukunft etwa 70 Prozent als Rettungssanitäter oder Feuerwehrmann zu arbeiten und 30 Prozent seiner Zeit für das Fernsehen und die Musik aufzubringen.
„Ich kann mir aber vorstellen, mehr für die Feuerwehr zu machen, wenn das erstmal angelaufen ist.“ Was die Sendungen angeht sei er heute vorsichtiger geworden: „Meine Fernsehauftritte müssen schon zu meinem Beruf passen. Sendungen wie das Dschungelcamp beispielsweise kommen für mich nicht mehr in Frage. Das passt einfach nicht zusammen.“
Ein Filmteam des Senders Kabel Eins dokumentierte die Arbeit von Joel Heindle als Rettungssanitäter beim DRK in Radolfzell über mehrere Tage. Sie interviewten sowohl Heindle, als auch seine Ausbilder und waren bei Einsätzen mit dabei. Zu sehen ist der Beitrag am Donnerstag, 29. April, um 22.15 Uhr in der Sendung „K1 Magazin“.