Für Radolfzeller Sportvereine brachte dieses Jahr bereits zahlreiche Änderungen. Nicht nur wurde die Umsatzsteuerpflicht für die Vergütung der Hallennutzungen eingeführt. Auch gibt es eine neue Entgeltordnung zur Nutzung der Radolfzeller Hallen sowie eine neue Hallenordnung. Zum Teil hat das auch finanzielle Folgen: Die Sportvereine müssen nun tiefer in die Taschen greifen.
Dass das Konfliktpotenzial birgt, dessen scheint sich auch die Stadtverwaltung bewusst zu sein. Bei einer Informationsveranstaltung für Sportvereine wies sie jüngst noch einmal explizit auf die Hintergründe der Änderungen hin – versprach zum Teil aber auch, sich über Einwände Gedanken zu machen.
Änderungen sind laut Stadt wichtig
Dass die Umsatzsteuer nun auch für die Benutzung der Radolfzeller Sporthallen und Sportanlagen zu entrichten ist, ist so laut Selina Schauppel, die bei der Stadt für Steuerangelegenheiten zuständig ist, nicht zu ändern: „Wir haben keine Wahl, sondern müssen das umsetzen“, betonte sie. Und auch dass es durch die neue Entgeltordnung für die Vereine teurer wird, ist laut der Verwaltung nötig, um eine fünfprozentige Kostendeckung anzustreben. Diese wiederum braucht es, um bei Arbeiten an den Hallen, etwa dem Bau der Markolfhalle und der geplanten Sanierung der Litzelhardthalle, die Vorsteuer geltend machen zu können.
Brigitte Reichmann, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Jugend und Sport, sprach zudem die Hintergründe der neuen Hallenordnung der Sport- und Mehrzweckhallen an. So gebe es nun nicht mehr wie zuvor pro Halle eine einzelne Ordnung, sondern eine gesamt geltende – und in dieser sei nun unter anderem geregelt, wie mit Stornierungsfällen oder Veranstaltungsabbrüchen umzugehen ist. „Das muss einfach geregelt sein, wenn der Fall eintritt“, erklärte Reichmann. Und auch Monika Laule betonte an die Vereine gewandt: „Das dient der Sicherheit für Sie. Wir schaffen Ihnen und uns gute Grundlagen.“
Auch die künftige digitale Hallenbelegung hat laut Brigitte Reichmann Vorteile: Unter anderem sei dann leicht im Internet einsehbar, wann welche Hallen bereits belegt sind und wann sie für Veranstaltungen noch gebucht werden können. Auch sei die Abrechnung für die Stadt einfacher. Mit den zuständigen Verwaltungsmitarbeitern seien noch Schulungen geplant, um zu zeigen, wie Anfragen, die online eingehen, verarbeitet und wie Verträge verschickt werden. Wenn die digitale Hallenbelegung dann in Betrieb gehe, sei auch noch einmal eine Informationsveranstaltung mit den Vereinen geplant, um diesen die Funktionsweise zu erklären.
Fragen und Probleme der Vereine
Für Tobias Klumpp, Vorsitzender des TuS Böhringen, stellte sich jedoch schon vor der Einführung eine Frage zur Hallenbelegung. Es sei unklar, wie vorgegangen werde, wenn am Abend vor einer Veranstaltung, für die Aufbauarbeiten stattfinden müssten, bereits Trainingeinheiten gebucht seien. Dann sei die entsprechende Halle noch in Benutzung, obwohl bereits Vorbereitungen für den nächsten Tag getroffen werden müssten. Sportkoordinatorin Karin Heydgen wies darauf hin, dass in solchen Veranstaltungen nach wie vor Gespräche zur Abstimmung stattfinden müssten. „Wir wollen die Gespräche durch die Digitalisierung nicht abschaffen“, betonte sie.
Andere Anmerkungen bezogen sich vor allem auf die Mehrbelastung der Vereine durch die jüngsten Änderungen. Reinhard Metzler, stellvertretender Vorsitzender des TV Radolfzell, versicherte zwar, er schätze sehr, was die Stadt für die Jugendförderung mache. Zuletzt waren etwa Fördergelder erhöht worden.
Allerdings betonte er auch: „Die finanzielle Mehrbelastung erdrückt uns fast“. Ebenso zunehmende Vorschriften. Im Verein finde sich kaum noch jemand, der Aufgaben im Vorstand übernehmen wolle. Dem stimmte der Vorsitzende des TSV Stahringen, Oliver Kromrey, zu. „Wir haben nicht das Gefühl, dass das in ausreichender Form zurückkommt“, sagte er und meinte den Ausgleich durch die erhöhte Jugendförderung. Boris Barke, stellvertretender Vorsitzender des SV Liggeringen, verwies dagegen darauf, dass auch andere Investitionen im sportlichen Bereich den Vereinen auch zugute kommen.
Mehraufwand durch die Zeller Karte?
Brigitte Reichmann verwies zudem auf die Förderung durch die Zeller Karte. Diese soll laut Petra Ott, Leiterin der Stabsstelle Partizipation und Integration, im Herbst digitalisiert werden. Ott bat zudem die Vereine darum, neue Mitglieder explizit auf die Möglichkeit der Zeller Karte aufmerksam zu machen. Denn sie könne einen Beitrag zur Förderung der Jugendarbeit leisten: Für minderjährige Mitglieder übernimmt die Stadt 50 Prozent der Mitgliedsbeiträge.
Dass sich um diese Rückerstattungen allerdings die Vereine kümmern müssen, das sorgte für Unverständnis. Mark Freischlad, Kassierer des SV Liggeringen, wollte so wissen, weshalb die Abrechnung nicht über die Stadt laufen könnte. „Es ist ein erheblicher Mehraufwand für die Vereine“, sagt er über die aktuelle Situation. Ihm stimmten mehrere weitere Vereinsvertreter zu. Ilona Bitzer, Geschäftsführerin des Karate Dojo Radolfzell, bat um eine neue Lösung: Die Mitglieder könnten die vollständigen Beträge an die Vereine zahlen und diese wiederum einen Nachweis ausstellen, damit die Mitglieder sich die 50 Prozent von der Stadt zurückerstatten lassen können.
Petra Ott wollte sich darauf nicht einlassen. Sie verwies darauf, dass Personen, die die Radolfzeller Karte beziehen, finanziell zum Teil gar nicht in der Lage seien, den vollständigen Betrag zu zahlen. Zudem sei die Zeller Karte lediglich ein Angebot der Stadt an die Vereine. „Wenn Sie das nicht nutzen wollen, können wir Sie nicht zwingen“, sagte sie. Sie glaube aber nicht, dass die Abrechnung über die Vereine ein gigantischer Aufwand sei. Bürgermeisterin Monika Laule erklärte schlussendlich, werde man nun prüfen, ob die anstehende Digitalisierung der Zeller Karte Erleichterungen für die Vereine bringe.