So lange ist es noch gar nicht her, dass in Radolfzell zuletzt ein großes Jubiläum gefeiert wurde, erst 2017 standen 750 Jahre Stadtrecht im Mittelpunkt. Nun steht bereits das nächste Jubiläum an: 2026 kann sich die Stadt über 1200 Jahre Bestehen freuen. 826 gründete nämlich Bischof Radolf die „Cella Ratoldi“.
Bleiben noch zwei Jahre für die Vorbereitung – da die Zeit aber bekanntlich schnell vergeht und viel zu tun ist, ist es also kein Wunder, dass bereits ein Grobkonzept für die Feierlichkeiten steht. „Das Stadtjubiläum wirft seine Schatten voraus“, erklärte Bürgermeisterin Monika Laule in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses, wo die bisherigen Planungen vorgestellt wurden.
Großes Stadtfest als Höhepunkt
Ideen gibt es bereits einige. Und auch einige Ziele: „Wir erhoffen uns vom Stadtjubiläum, dass sich die Identifikation mit der Stadt erhöht“, erklärte Nina Herzog. Ebenso sollen die Menschen gemeinsam feiern und mehr über die Entwicklungen Radolfzells erfahren – und zwar das ganze Jahr über. Der Auftakt der Feierlichkeiten ist am Neujahrsempfang am 11. Januar 2026 geplant, ein Ende finden sollen sie erst im Dezember. Dabei solle auch etwas geschaffen werden, „das über das Jubiläum hinausgeht“, so Herzog – wie und was sei aber noch unklar.
Laut Nina Herzog sind drei Veranstaltungsbereiche geplant. Zum einen soll es spezielle Jubiläumsveranstaltungen und -projekte geben, ein Höhepunkt soll ein großes Stadtfest am Wochenende des 12. und 13. September 2026 werden, in das das Altstadtfest integriert wird. Das Fest bestehe dann aus einem großen Markt, „wo wir historische Aspekte miteinbringen“, so Herzog, und aus einem großen kirchlichen Fest mit Patrozinium und Gottesdienst. Der Termin ist nicht zufällig gewählt: Am 13. September ist der Todestag des Bischofs Radolf.
Weitere exklusive Veranstaltungen sollen etwa eine Ausstellung in der Villa Bosch und die Eröffnung des neuen Raums in der Dauerausstellung des Stadtmuseums sein.
Bestehende Veranstaltungen unter passendem Motto
Zum anderen sollen bestehende Veranstaltungen in das Jubiläumsjahr integriert werden – etwa, indem sie unter einem passenden Motto stattfinden. Dazu gehören der Neujahrsempfang, die Sonderausstellung im Stadtmuseum, die Promenadenkonzerte, der Abendmarkt, die Demokratiekonferenz und weitere Angebote.
Den dritten Veranstaltungsbereich machen Bürgerprojekte aus. Diese soll es das ganze Jahr über geben, wie Nina Herzog berichtete. Bürger aus der Kernstadt und den Ortsteilen können sich mit Ideen, die zu Themenschwerpunkten passen, um einen Förderbeitrag zur Umsetzung bewerben. Um die Radolfzeller vorab schon einmal darüber zu informieren, findet am 12. Juni dieses Jahres eine Informationsveranstaltung im Milchwerk statt.
Stadt rechnet mit hohen Kosten
„Wir wollen das ganze Jahr feiern“, fasste Nina Herzog zusammen. Und das will sich die Stadt auch einiges kosten lassen. Nach aktuellem Stand gehe man von einem Budget von einer Million Euro aus, hinzu kommen Personalkosten in Höhe von insgesamt 356.900 Euro, die ab diesem Jahr und bis einschließlich 2026 für die Umsetzung des Stadtjubiläums anfallen. Etwa 50.000 Euro davon sind laut Stadtverwaltung Bestandskosten, die aus Steuergründen dem Projekt zugeordnet werden müssen. Dem gegenüber stehen angestrebte Einnahmen in Höhe von 750.000 Euro, bestehend aus Sponsoring, Drittmitteln wie Förderungen, und Erlösen.
Wie Erik Hörenberg, Fachbereichsleiter Kultur, in der Sitzung betonte, handelt es sich dabei aber nur um annähernde Zahlen. Wie hoch die Kosten und Einnahmen schlussendlich ausfallen, ist noch unklar. Im Herbst sollen konkrete Informationen folgen.
Ist das alles zu teuer?
Helmut Villinger (CDU) störte sich jedoch schon jetzt an den finanziellen Planungen. Er verwies auf die angespannte Finanzlage der Stadt Radolfzell und beantragte, den Zuschussbedarf – also die Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen -, der aktuell mit 606.900 Euro angegeben wird, auf 400.000 Euro zu deckeln.
Dem widersprach Jürgen Aichelmann (Freie Wähler), er verwies darauf, dass damit auch das Konzept gekürzt werden müsse. „Ich würde zum jetzigen Zeitpunkt nicht schon alles streichen wollen“, erklärte er. Der Meinung waren auch andere Räte, denn der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt.
Anklang fand dagegen ein Antrag von Nina Breimaier (FGL): Sie forderte, die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr barrierefrei zu gestalten, um allen Bürgern die Teilhabe zu ermöglichen. „Gesellschaft funktioniert nur, wenn alle daran teilnehmen können“, erklärte sie.
Bitte barrierefrei, für Kinder und mit Historie
Auch ohne Anträge hatte das Ausschussgremium ein paar Vorschläge für das Stadtjubiläum. So schlug Bernhard Diehl (CDU) vor, vielleicht die verschiedenen Stadtgebiete in der Kernstadt, die Ortsteile und Industrieunternehmen zu berücksichtigen. Susann Göhler-Krekosch (SPD) sprach sich dafür aus, Kinder und Jugendliche bei den Veranstaltungen zu berücksichtigen.
Und ihr Fraktionskollege Reinhard Rabanser wünschte sich, die Stadt möge sich rechtzeitig vor dem Stadtjubiläum Gedanken über historische Gebäude in der Stadt, etwa das Haus Sernatinger, machen. Schlussendlich stimmte der Kulturausschuss dem Grobkonzept für das Stadtjubiläum zu.