Es sind Zahlen, die sich sehen lassen können – trotz eines kleinen Wermutstropfens: Rund 468.780 Übernachtungen gab es 2023 in Radolfzell. Das sind zwar rund 15.740 und damit 3,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Allerdings liegt die Zahl noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau im Jahr 2019, damals waren es rund 15.420 Übernachtungen weniger. Und wie Regina Brüsewitz, Geschäftsführerin der Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH (TSR), berichtet, habe man mit dem kleinen Minus bereits gerechnet.

Denn 2022 habe es auch deshalb so viele Übernachtungen gegeben, weil es erstmals überhaupt keine Corona-Einschränkungen mehr gab, viele Menschen holten damals Urlaube nach. Gleichzeitig hätten sich viele Menschen aber noch nicht getraut, Auslandsreisen zu machen, erklärt Silja Neumaier von der TSR. Das sei 2023 anders gewesen.

Wie lassen sich die Zahlen erklären?

Auch habe Radolfzell 2023 mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Zum einen sei das Wetter vor allem in der Sommersaison sehr durchwachsen gewesen, immer wieder habe es geregnet. Das habe zu Stornierungen geführt. Bei Hotels, Gasthöfen und Pensionen in Radolfzell und den Ortsteilen habe es auch dadurch 5,8 Prozent weniger Übernachtungen gegeben als 2022.

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Und auch auf Campingplätze und Wohnmobilstellplätze habe sich das ausgewirkt, allerdings wird dort noch immer ein Plus von 14,2 Prozent bei den Übernachtungen verzeichnet. Dies begründet die TSR mit der Reduzierung der Dauerstellplätze und die Erhöhung der touristischen Plätze auf den Campingplätzen im vergangenen Jahr. Im Gegenzug habe das allerdings dazu geführt, dass die Zahl der Dauercamper abgenommen habe.

Stellplätze auf der Mettnau sind zu teuer

Hinzu kam laut Silja Neumaier auch noch ein technisches Problem beim Wohnmobilstellplatz auf der Mettnau, der im Januar eine Kartenzahlung unmöglich gemacht habe – und damit den Stellplatz auch einen Monat lang unnutzbar, da dort nur mit Karte gezahlt werden könne. Auch das wirke sich auf die Zahlen aus. Insgesamt gab es dort 5,2 Prozent weniger Übernachtungen als noch im Vorjahr.

Bild 1: Geht dem Tourismus in Radolfzell die Puste aus? 2023 gab es weniger Übernachtungen
Bild: Schönlein, Ute

Wesentlich deutlicher ist der Einbruch beim Wohnmobilstellplatz am Herzen, dort sind es 27,8 Prozent weniger Übernachtungen. Regina Brüsewitz und Silja Neumaier begründen das mit dem Preis: Zum 1. April 2023 sei der Preis dort an die Stellplätze auf der Mettnau angepasst und auf 19 Euro angehoben worden. Gleichzeitig gebe es dort aber im Gegensatz zur Mettnau keine vergleichbare Infrastruktur. Das soll sich künftig aber ändern: Wie Regina Brüsewitz erklärt, gibt es Pläne, die Infrastruktur im Herzen künftig zu verbessern und die Stellplätze dort attraktiver zu machen.

Positive Veranstaltungssaison

Vor diesem Hintergrund zeigt sich die Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH laut Regina Brüsewitz weiterhin zufrieden mit den Entwicklungen. Vor allem bei der Kur auf der Mettnau habe es auch einen deutlichen Anstieg der Übernachtungszahlen gegeben. Da es dort 2023 keine Einschränkungen mehr gegeben habe, sei ein Plus von 19,6 Prozent zu verzeichnen.

Und auch der Blick auf die Veranstaltungen im vergangenen Jahr fällt positiv aus: „Wir waren sehr zufrieden mit der Veranstaltungssaison“, erklärt Regina Brüsewitz. Zwar habe der erste Abendmarkt aufgrund von Unwetterwarnungen ausfallen müssen, danach sei das Wetter aber immer gut gewesen. So sei zum Beispiel das Altstadtfest „proppenvoll“ gewesen, und auch die Filmnächte seien sehr gut besucht gewesen. Ein Abend sei sogar ausgebucht gewesen, der andere beinahe.

So fällt der Blick auf 2024 aus

Für das aktuelle Jahr rechnet die TSR aufgrund der Inflation mit keinem Wachstum bei den Übernachtungszahlen. Eine leichte Steigerung sei aber dennoch nicht auszuschließen, da sowohl in Markelfingen, als auch auf der Insel Reichenau 1300 Jahre Bestehen gefeiert werden.

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Einiges vorgenommen hat sich die TSR in jedem Fall. Wie Regina Brüsewitz berichtet, soll so das Marketing im Bereich der Sozialen Medien ausgeweitet werden, außerdem wolle man mehr mit den Vereinen zusammenarbeiten, um auch auf deren Veranstaltungen hinzuweisen. Zudem könne voraussichtlich noch in diesem Jahr die Nachhaltigkeitszertifizierung der Tourist-Information abgeschlossen werden, was zu einer positiven Außenwirkung führe. Auch werde weiter an der Innenstadtoffensive gearbeitet.

Wanderungen werden überarbeitet

Ebenso sollen die bestehenden Wanderangebote der TSR umstrukturiert werden. Bislang wurden so während der Tourismus-Saison jeden Samstag geführte Wanderungen in die Umgebung angeboten, das soll sich künftig ändern. Wie Regina Brüsewitz erklärt, sollen sie hin und wieder nach wie vor stattfinden, allerdings wolle man mehr auf Eventwanderungen wie Kräuter- und Pilzwanderungen setzen.

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Grund dafür sei, dass die Nachfrage nach den bisherigen Samstagswanderungen extrem gesunken sei. Laut Silja Neumaier ist das auch nicht erst seit der Pandemie der Fall, schon zuvor habe es nur noch wenig Nachfrage gegeben. „Es war selten so, dass wir mehr als zehn Teilnehmer hatten“, sagt sie. Weiterhin sollen die Ausflugsangebote für Gruppenreisen individueller werden.

Neuerungen bei den Veranstaltungen

Die Veranstaltungen in Radolfzell sollen wie gehabt auch 2024 stattfinden – allerdings gebe es beim Abendmarkt eine kleine Änderung. Nachdem es zuletzt keine Themenabende mehr gegeben hatte, sollen drei davon in diesem Jahr wieder zurückkehren, so Brüsewitz.

Und auch beim Kinderfest, das erneut am Konzertsegel ausgerichtet wird, gibt es eine Neuerung: Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr sehr gut besucht war, soll sie in diesem Jahr weiter ausgebaut werden. Wie Regina Brüsewitz schon einmal ankündigt, sollen so mehr Spielstationen aufgebaut werden, damit die teilnehmenden Kinder nicht so lange warten müssen, bis sie an der Reihe sind. Eine weitere positive Nachricht betrifft den Kräutermarkt: Für diesem gebe es bereits mehr Anmeldungen als im vergangenen Jahr.