Graffitis und abgerissene Dachziegel an der Markelfinger Kohlplatzhütte, herausgerissene Holzlatten und Schmierereien an der Jugendhütte im Radolfzeller Altbohlwald, ein von einem Böller abgerissenes Stück Balken an der Schutzhütte im Grubenweg in Mühlingen und im gleichen Ort durch Beschuss zerstörte Fenster an der Birkenhütte – es sind einige Fälle von Beschädigungen, bei denen seit dem vergangenen Herbst in der Region öffentliche Unterstände zu Schaden kamen.
Und nicht nur Hütten sind betroffen: Erst im Juni rissen Unbekannte an der Birkenhütte die Pfosten eines Holzlagerplatzes aus dem Boden und verfeuerten diese. Und wie Nicole Rabanser, Pressesprecherin der Stadt Radolfzell, berichtet, seien im Mai und im Juni an der Aussichtsplattform „Seeguckerle“ am Markelfinger Winkel mehrfach Holzelemente aus dem Geländer herausgeschlagen worden.
Mühlingen will die Schäden nur in Ausnahmefällen beheben
Das Ärgerliche: Die Verursacher zu finden ist eine oftmals erfolglose Angelegenheit. Zwar würden Schäden vor Ort dokumentiert und Beweise gesichert werden. „In Einzelfällen können auch spurensicherungstechnische Maßnahmen durchgeführt werden“, erklärt Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz Nicole Minge.
Allerdings bleibe in der Regel oft nur ein Zeugenaufruf, um einen Täter zu ermitteln. Und in vielen Fällen könne kein Täter ermittelt werden. Dann blieben Vereine oder Kommunen auf den Kosten für Reparaturen sitzen.
Zwar halten sich die Kosten für die Stadt Radolfzell in der jüngsten Vergangenheit in Grenzen – seit Herbst 2021 wurden von Mitarbeitern der Technischen Betriebe nach Vandalismus Arbeiten in Höhe von rund 1310 Euro ausgeführt.
Aber zum Teil fallen die Schäden auch größer aus: Laut Nicole Minge belief sich der Schaden an der Schutzhütte im Mühlinger Grubenweg nach auf 6000 bis 7000 Euro. Behoben werden die Folgen von Vandalismus laut Bürgermeister Thorsten Scigliano in der Gemeinde aber erst einmal nicht – „nur wo es zu Beeinträchtigungen oder Gefährdungen kommen kann“. Anders sehe das an der Birkenhütte aus, die dem Wanderverein gehört und von diesem repariert werde.

Mehr Beleuchtung, mehr Kontrolle
Wie aber lassen sich solche Probleme künftig vermeiden? Die Ansätze sind vielfältig: Thorsten Scigliano berichtet, die Gemeindeverwaltung Mühlingen habe die Polizei um mehr Kontrollfahrten gebeten, zudem seien an Schwerpunkten Präventivmaßnahmen wie Beleuchtungen und Bewegungsmelder umgesetzt worden.
Und man appelliere an alle, Auffälligkeiten sofort der Polizei zu melden – aber nicht unbedingt selbst einzugreifen. „Die Polizei hat dort einfach mehr Rechte und Möglichkeiten, einzugreifen, als ein Bürger oder eine Bürgerin“, erklärt er.
Laut Nicole Minge vom Polizeipräsidium Konstanz werden die Hütten im Landkreis unregelmäßig durch Polizeistreifen kontrolliert, zudem würden bei Routinekontrollen Personalien festgestellt, „damit im Nachgang von gemeldeten Beschädigungen nachvollzogen werden kann, wer die Hütte genutzt hat“. Eine regelmäßige Kontrolle der meist außerhalb von Ortschaften liegenden Hütten könne die Polizei allerdings nicht leisten.
Überlegungen, in Mühlingen die öffentlichen Hütten ganz abzureißen, wenn sich die Situation nicht bessert, gibt es laut dem Bürgermeister es zum aktuellen Zeitpunkt übrigens nicht. Die Gemeinde behalte die Lage aber im Blick.
Holzlieferung zeigt Wirkung
In Radolfzell wurden Maßnahmen ebenfalls bereits umgesetzt oder schon auf den Weg gebracht – zum Teil mit Erfolg. So hatte der Jugendgemeinderat schon Ende 2021 vorgeschlagen, doch an der Grillhütte im Altbohl zusätzlich zum normalen Grillholz auch Totholz zu lagern und damit den Lagerbestand zu vergrößern.
Wie die Technischen Betriebe Radolfzell auf Nachfrage mitteilen, wurden keine Büsche in der Nähe der Hütte als Brennholz verwendet oder Latten aus der Hütte gerissen, seit das Holz zur Verfügung gestellt wird.
Auch an den Grillhütten an der Karl-Wolf-Straße wird seit diesem Jahr kostenlos Holz zur Verfügung gestellt – zuvor war es zum Teil auf dem Gelände der benachbarten Vereine, insbesondere dem Kanu-Club, zu Vandalismus gekommen. Und laut Nicole Rabanser wurden zuvor auch am Skaterplatz Abgrenzungspfähle herausgerissen.
„Kostenfreies Brennholz an den öffentlichen Grillstellen bereitzustellen war eine richtige Entscheidung“, heißt es aus der mobilen Jugendarbeit der städtischen Abteilung Kinder und Jugend. „Das zur Verfügung stehende Brennmaterial trägt dazu bei, Beschädigungen durch eine Brennholzsuche zu verhindern.“ Zwar würden Beschädigungen niemals ganz vermeidbar sein, vielleicht lasse sich aber durch eine schnelle Reaktion verhindern, dass eine bereits entstandene Beschädigung zu noch mehr Vandalismus verleite.
Sprühwand und Hinweisschild kommen noch
Weitere Projekte gegen Vandalismus sind im Altbohl noch in Arbeit: Um Schmierereien zu vermeiden, soll an der Grillhütte noch eine Sprühwand aufgestellt werden, auf der sich Künstler ganz legal verewigen können. Im Frühjahr hatte der Jugendgemeinderat die Maßnahme auf den Weg gebracht, wie Nicole Rabanser mitteilt, sei die Sprühwand zum aktuellen Zeitpunkt aber noch nicht angebracht worden.
Außerdem soll ein Schild aufgestellt werden, mit dem der Jugendgemeinderat an der Grillhütte Nutzer auf ein umsichtiges Handeln hinweisen möchte. „Die Erstellung eines solchen Schildes ist gerade in Arbeit“, so die Pressesprecherin.