Auf Schnee musste die Region zuletzt lange warten: Nachdem Dächer und Wiesen Anfang Dezember erstmals unter einer weißen Decke verschwunden waren, blieb winterliches Wetter in den vergangenen Wochen erst einmal Mangelware. Stattdessen war es bis zum neuerlichen Wintereinbruch Mitte Januar geradezu frühlingshaft warm. Wer aber glaubt, dass dem Radolfzeller Winterdienst bis dahin die Arbeit ausgegangen ist, der irrt. Wie Ferdi Cihan, Leiter der Technischen Betriebe, und Winterdienst-Einsatzleiter Ralf Wiedemann berichten, gab es weiterhin viel zu tun.
Glatteis droht auch bei milderen Temperaturen
Dass kein Schnee falle, bedeute zum einen nicht, dass der Winterdienst nicht ausrückt. „Bei uns ist mehr das Problem das Glatteis, nicht der Schnee“, erklärt Ralf Wiedemann. Und das könne auch ohne besonders kalte Temperaturen auftreten – insbesondere an Schwerpunktstellen wie etwa Brücken.
„Der Haselbrunnsteg ist meist schon glatt, wenn es drei bis vier Grad hat“, nennt Wiedemann ein Beispiel. Es könne sein, dass dort bereits ab Oktober und sogar bis in den März oder April hinein gestreut werden müsse. Ein Grund sei etwa, dass die Brücke nicht windgeschützt ist. Und auch auf dem Marktplatz sei Glatteis in diesem Winter schon ein Problem gewesen.
Am Morgen wird immer kontrolliert
Damit nichts passiert, werde bereits am Morgen überprüft, ob es glatt ist: „Es gibt eine Person, die unter der Woche morgens eine Kontrollfahrt macht“, erklärt Ralf Wiedemann den Ablauf. Am Wochenende beginne diese Fahrt eine Stunde später. „Die Person hat dann auch ein Fahrzeug, das streuen kann.“ So könne direkt reagiert werden, falls sich Eis gebildet hat. Das sei auch passiert, als es zuletzt recht milde Temperaturen hatte. Zum Teil müsse die Strecke mehrfach abgefahren werden, falls sich später noch Eis gebildet haben könnte.
Allerdings ist der Kontrolleur nicht alleine für Maßnahmen zuständig. Wenn nötig oder wenn etwa Schnee gefallen ist, informiert er laut Cihan und Wiedemann die restlichen Einsatzkräfte des Winterdienstes. Diese befinden sich in Bereitschaft, sobald der Winterdienst von den Technischen Betrieben angesagt wurde.
Änderungen gibt es trotzdem
Dennoch bringt ein zum Teil frühlingshafter Winter einige Änderungen für die Technischen Betriebe mit. Zum einen werde ein bisschen weniger Streusalz gebraucht als früher, berichtet Ralf Wiedemann. Und die Zeit, in der die Mitarbeiter in Winterdienst-Bereitschaft versetzt werden, werde verschoben. „Wir sagen jetzt gar nicht mehr so früh die Bereitschaft an“, sagt Ferdi Cihan. In diesem Jahr habe man damit erst Anfang Dezember begonnen.
Zum anderen muss der komplette Winterdienst dank wenig Schnee und milderer Temperaturen nicht so häufig unterwegs sein – und das schafft Kapazitäten für andere Aufgaben. „Dass Mitarbeiter keinen Winterdienst machen, kommt das uns entgegen“, sagt Ferdi Cihan.
Arbeit gibt es zu Genüge
Denn sind sie nicht mit Räum- oder Streuarbeiten beschäftigt, können sie sich schon einmal anderen Aufgaben widmen, zum Beispiel der Vorbereitung der Saison. Dazu zählen die Sanierung von Bänken, das Schneiden von Bäumen und das Setzen von Blumenzwiebeln. „Würden sie viele Stunden Winterdienst machen, würde uns diese Zeit fehlen“, so Cihan.

Damit die Fahrzeuge der Technischen Betriebe auch für solche Einsätze zur Verfügung stehen, können die Aufsätze für den Winterdienst, etwa die großen Schneeschaufeln, abmontiert werden. Werden sie dann durch einen Wintereinbruch doch wieder gebraucht, werden sie einfach wieder angebracht.
Klimawandel hat Auswirkungen
Die Kapazitäten für andere Aufgaben neben dem Winterdienst brauchen die Technischen Betriebe auch. So sorgen die milderen Winter dafür, dass Grünflächen wesentlich häufiger und schon viel früher gemäht werden müssen. Bereits jetzt sei man damit beschäftigt, „und wir mähen mittlerweile auch die ganze Zeit bis in den September“, so Cihan. Auch Sträucher und Hecken müssten mehr beschnitten werden.
Und auch die zunehmenden Wetterextreme durch den Klimawandel sorgen für mehr Arbeit. Starkregenereignisse beschädigen Schotterwege und Parkplätze, weil der Boden aufgeweicht wird. Und Stürme sorgen für Schäden an Bäumen – was wieder für mehr Baumarbeiten sorgt.