Inflation und steigende Baukosten zwingen zum Baustopp: Die Stadtwerke Radolfzell verschieben den Neubau ihres künftigen Gebäudes an der Herrenlandstraße um mindestens sechs Monate. Die dramatisch angestiegenen Preise in der Baubranche hätten den Aufsichtsrat jetzt zu diesem Schritt veranlasst, wie Oberbürgermeister und Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender Simon Gröger sowie die Geschäftsführung der Stadtwerke jetzt gemeinsam verkündeten.
Baustelle ruht seit einigen Wochen
Seit Wochen ist auf der Baustelle an der Ecke Hausherrenstraße und L192 nichts geschehen. So mancher Passant hat sich deshalb schon gefragt, was die Ursache dafür ist. „Auch wenn es vielleicht nicht danach aussieht, aber im Hintergrund wird viel gearbeitet“, berichtete Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer jetzt in diesem Zusammenhang.

Das betreffe insbesondere die Marktentwicklung in der Baubranche und die möglichen Einsparungen, die man durch Umplanungen an dem Gebäude vornehmen könnte. Wie bei jedem privaten Bauherren auch, machen die Preisanstiege im Baubereich den Neubau deutlich teuer als geplant. In manchen Gewerken habe sich der Preis verdoppelt. „Das hat aktuell einen Grad angenommen, den wir nicht akzeptieren möchten“, erklärte Simon Gröger in einem Pressegespräch.
Hoffnung auf bessere Preise in ein paar Monaten
In der Hoffnung, dass sich die Preise wieder etwas entspannen, möchte man zunächst einmal rund ein halbes Jahr verstreichen lassen. Als Gründe führt der Aufsichtsratsvorsitzende bereits jetzt einsetzende Effekte an. In der Folge der Preisanstiege hätten viele Unternehmen und Privatpersonen ihre Bauvorhaben zurückgestellt.
Die dadurch abnehmende Nachfrage in den Betrieben könnte nach Kalkulation von Simon Gröger eine Entspannung der Preise nach sich ziehen und auch wieder mehr Angebote möglich machen. Denn bei den Ausschreibungen der verschiedenen Gewerke hatte sich zuletzt mitunter nur eine Firma mit einem Angebot zurückgemeldet.
Auch am Gebäude selbst soll gespart werden
Darauf allein wolle man sich jedoch nicht verlassen bei den Stadtwerken. „Der Bau soll noch einmal von den Architekten auf ein mögliches Einsparpotenzial überdacht werden“, sagte Simon Gröger. Die möglichen Veränderungen seien jedoch eingeschränkt. Denn nach der Fertigstellung der Gebäudegründung sind Umplanungen nur noch bedingt sinnvoll und machbar. „Man kann das nicht einfach umplanen. Physikalisch und statisch ist der Handlungsspielraum sehr begrenzt“, erklärte Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer.

Und die Zeit spielt den Stadtwerken nur bedingt in die Hände. Denn beliebig können sie den Neubau nicht in die Zukunft verschieben. Ende Dezember 2026 müssen die Stadtwerke spätestens ihre Bestandsgebäude am Untertorplatz verlassen haben. Bis dahin hätten sie gegenüber dem Investor „noch eine Verlängerungsmöglichkeit“, wie Prokurist Udo Rothmund in dem Gespräch wissen ließ.
Stadtwerke müssen neu kalkulieren
Bei einer rund 18-monatigen Bauzeit für die noch auszuführenden Arbeiten bleibt also nicht mehr viel Spielraum. Das gilt auch ein Stückweit für die Finanzen der Stadtwerke selbst. „Wenn die Preise so bleiben, müssen wir uns auch die wirtschaftliche Situation der Stadtwerke anschauen“, gab Tobias Hagenmeyer zu bedenken.
Dass man nicht um Preissteigungen gegenüber der Kalkulation umherkommt, ist den Akteuren bewusst. „Uns ist klar, dass wir nicht wieder den Ursprungszustand erreichen“, erklärte der Geschäftsführer. In jedem Fall ruhen die Arbeiten bis zu einer Wiederaufnahme nun für mehrere Monate. „Im Spätsommer werden wir eine Neubewertung des Marktes vornehmen“, stellte Simon Gröger in Aussicht.