Wie kann klimafreundliches Heizen erreicht werden? Welche neue Heizung kann künftig eingebaut werden? Um Fragen wie diese sollte es jüngst beim Bürgerdialog Wärmewende gehen, der im Zunfthaus der Narrizella stattfand. Bei der Veranstaltung offenbarten sich gleich mehrere Probleme.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung trat mit rund 60 Bürgern und zwei Fachleuten in den Dialog. Mit Tobias Hagenmeyer, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, und Martin Schäuble, Obermeister der Sanitär-Heizung-Klima-Innung Konstanz, flankierten zwei örtliche Kenner den Politiker. Während die beiden die generelle Ausrichtung der bundesdeutschen Politik, mit der künftig der Kohlenstoffdioxidausstoß durch Heizungen reduziert werden soll, guthießen, äußerten sie Kritik an der Umsetzung der Ziele.

Problem Nummer 1: Umsetzung durch das Handwerk

Insbesondere der Plan, möglichst viele private Heizanlagen in den nächsten Jahren zu modernisieren, um von fossilen Energieträgern wie Gas und Öl wegzukommen, wird laut Martin Schäuble viele Wohneigentumsbesitzer überfordern: „Wir müssen die Leute mitnehmen bei dieser nächsten Aufgabe“, forderte der Obermeister.

Ein großes Problem stellt seiner Meinung nach die Umsetzung durch das Handwerk dar: „Wir haben die größte Sorge, ob wir das schaffen“, sagte er. Denn der Plan der Bundesregierung, bereits im Jahr 2030 Treibhausgase um rund 65 Prozent zu reduzieren, ist sehr ambitioniert. Schon heute kommt das Handwerk aufgrund von Personal- und Materialmangel kaum mit der Auftragslage hinterher. Hinzu kommt die Unsicherheit, in welche Richtung sich die Politik bewegen will. „Wir wissen nicht einmal, wie wir beraten sollen“, berichtete der Handwerksmeister aus seinem Arbeitsalltag.

Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer, Martin Schäuble, Obermeister der Sanitär-Heizung-Klima-Innung Konstanz, der ...
Stadtwerke-Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer, Martin Schäuble, Obermeister der Sanitär-Heizung-Klima-Innung Konstanz, der CDU-Bundestagsgeordnete Andreas Jung und Karin Vögele, CDU-Stadtverbands-Beisitzerin (von links), nach der Veranstaltung im Zunfthaus der Narrizella. | Bild: Jarausch, Gerald

Problem Nummer 2: Überforderung der Wohnungsbesitzer

Technisch stellt die Haus- und Wohnungsbesitzer vor allem die geforderte Umstellung der Heizung auf die Wärmepumpentechnik vor Probleme. Während das in neueren Gebäuden relativ einfach umsetzbar und ähnlich kostenintensiv wie andere Heizungsanlagen ist, macht vor allem der Altbestand Sorgen. Dort kommen schnell sechsstellige Beträge zusammen. „Das überfordert die Wohnungsbesitzer. Das ist eine Enteignung“, befand einer der Besucher in diesem Zusammenhang. Schon allein aus diesem Grund forderten die Bürger und Fachleute eine finanzielle Unterstützung.

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Andreas Jung, dem diese Probleme als CDU-Fraktionssprecher im Ausschuss für Klimaschutz und Energie nicht neu sind, wünscht sich daher eine Technologieoffenheit bei der Umsetzung der Wärmewende. Neben dem politischen Mittel des Förderns und Forderns wünscht er sich künftig eine maßvolle Umsetzung im Bestand, indem man nicht ausnahmslos auf Wärmepumpen setzt. „Wir sollten uns alle Optionen offen halten“, sagte er. Dazu gehört nach seiner Meinung auch die Bioenergie: „Es ist nicht in Ordnung, wenn Holz und Pellets zum Schmuddelkind werden“, befand der Abgeordnete.

Rund 60 Besucher kamen zum Bürgerdialog Wärmewende in das Zunfthaus der Narrizella.
Rund 60 Besucher kamen zum Bürgerdialog Wärmewende in das Zunfthaus der Narrizella. | Bild: Jarausch, Gerald

Das sagen die Stadtwerke

Unstrittig war bei der Veranstaltung die Feststellung, dass die Menschheit in Zukunft noch mehr Energie benötigen wird als bisher. Die Radolfzeller Stadtwerke wollen in Zukunft dabei vermehrt auf geschlossene Wärmenetze setzten, bei der ganze Quartiere zusammengeschlossen werden. In Neubaugebieten wird das Unternehmen künftig keine Gasleitungen mehr verlegen, wie Geschäftsführer Tobias Hagenmeyer erklärte.

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Wie schon in der jüngeren Vergangenheit möchten die Stadtwerke die Energie möglichst vor Ort produzieren, wo sie benötigt wird. Neben den bestehenden Projekten wie dem Solarenergiedorf Liggeringen und dem Bioenergiedorf Möggingen sollen noch mehr Freiflächen für die Solarenergie genutzt werden. „Wir brauchen jede erdenkliche Fläche“, ließ er wissen. Gleichzeitig will man die großen Industriedächer in der Stadt noch besser nutzen.

Für die Stadtwerke wird der Wandel der Energieproduktion eine große Herausforderung sein. „Wir stehen vor einer kostenintensiven Dekade“, befand Hagenmeyer.