Jugendliche in Radolfzell haben es nicht gerade leicht, wenn es darum geht, sich an öffentlichen Plätzen zu treffen. Vielerorts fühlen sie sich unerwünscht. Mit dem Skateplatz, den die Stadt Radolfzell vor rund zehn Jahren angelegt hat, wurde zumindest einer, wenn nicht sogar der einzige Treffpunkt dieser Art geschaffen. Die Anlage hat sich zu einem Anziehungspunkt gemausert, den die Stadt nun weiter ausbauen möchte. Doch ausgerechnet dieser Plan sorgt schon vorab für Verstimmungen bei einigen Jugendlichen.

Um diese Fläche geht es: In direkter Nähe zum bestehenden Skateplatz wird die neue Jugendsportanlage gebaut.
Um diese Fläche geht es: In direkter Nähe zum bestehenden Skateplatz wird die neue Jugendsportanlage gebaut. | Bild: Stadtverwaltung Radolfzell

In einer Gemeinderatssitzung im September 2024 wurden die ersten Pläne für eine Erweiterung vorgelegt und grundsätzlich beschlossen. Das Gremium gab eine Bausumme von 320.000 Euro frei, die jetzt in die Umsetzung fließen soll.

Das plant die Stadtverwaltung

Auf Wunsch des Jugendgemeinderates möchte man zum einen eine sogenannte Calisthenics-Anlage anlegen. Bei dem Sport verwendet man ausschließlich das eigene Körpergewicht zur Stärkung der Muskulatur. Zum anderen soll ein Pump-Track samt Jumpline entstehen. Dies ist ein hügeliger Rundkurs, der mit Fahrrädern befahren wird, ohne dabei in die Pedalen zu treten.

Um auch für noch jüngere Kinder ein Bewegungsangebot zu schaffen, soll außerdem ein so genannter Kids-Loop errichtet werden, also ein kleiner hügeliger Rundkurs für kleine Kinder mit Laufrädern oder Rollern.

Was wünschen sich die Jugendlichen?

Für alle drei Bereiche wollte die Stadtverwaltung nun noch einmal präzise Wünsche der potenziellen Nutzer aufnehmen. Dazu hatte der Jugendgemeinderat in den Bürgersaal des Rathauses eingeladen. Rund 25 interessierte, vornehmlich junge Menschen hatten sich eingefunden, um in kleinen Arbeitsgruppen ihre Wünsche zu präzisieren. „Dabei sind wirklich viele wertvolle Hinweise zusammengekommen“, sagte Philipp Feldschmid am Ende der Veranstaltung. Der Landschaftsarchitekt ist der städtische Planer der Anlage – nicht zuletzt, weil er eine private Expertise beim Bau von Pump-Tracks mitbringt.

Landschaftsarchitekt Philipp Feldschmid im Gespräch mit den Teilnehmer des Jugendhearings.
Landschaftsarchitekt Philipp Feldschmid im Gespräch mit den Teilnehmer des Jugendhearings. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Vorschläge reichten von konkreten Wünschen bei den Gerätschaften der Calisthenics-Anlage über die sinnvollste Anordnung der drei Bereiche bis hin zur Aufstellung eines Getränke- und Snack-Automaten.

Angebot für Kinder sorgt für Verstimmungen

Diskussionen kamen vor allem wegen des Kids-Loops auf, den die vornehmlich jugendlichen Nutzer als keine sinnvolle Ergänzung der Anlage ansahen. Sie befürchten vor allem eine noch stärkere Auslastung der Skateanlage durch die kleinen Kinder, die sich oftmals der Gefahren durch die anderen Nutzer nicht bewusst seien. „Die laufen einfach kreuz und quer über die Anlage“, berichteten sie aus ihrer Erfahrung.

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Die sich daraus ergebenden Diskussionen mit den Erziehungsberechtigten der kleinen Kinder seien nicht immer von Einsicht geprägt. Trotz des Titels „Jugendsportanlage“ gibt es keine klare Altersbeschränkung für die Skatenanlage.

Zu wenig Verständnis für Wünsche der Jugendlichen?

„Niemand von uns hat etwas dagegen, wenn die Kinder ernsthaft mitmachen möchten. Da helfen wir ihnen auch gerne“, stellte der Skater Radolf Schoepke in einer Wortmeldung klar. Gleichwohl können sich die Jugendlichen nur schwer vorstellen, wie man diese Problematik auflösen will, wenn man die Allerkleinsten mit einem Kids-Loop noch mehr auf das Areal lockt.

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Als Alternative schlugen sie deshalb vor, den Kids-Loop lieber auf einem bestehenden Spielplatz in der Stadt anzulegen oder zumindest räumlich etwas von der Gesamtanlage zu trennen.

Landschaftsarchitekt Philipp Feldschmid versprach zwar, die Einwände bei den weiteren Planungen berücksichtigen zu wollen, gab aber gleichzeitig seine Skepsis zu: „Ich glaube, es wird nicht besser, wenn der Kids-Loop woanders ist“, sagte er.

Einen Kommentar, warum die Stadt auf die Jugendlichen hören sollte, lesen Sie hier.