Die Unterbringung von Geflüchteten ist für die Stadt Radolfzell zur großen Herausforderung für das Jahr 2024 geworden. Und hier besteht hier für die Stadt – schon wieder – dringend Handlungsbedarf. Deswegen startet die Stadtverwaltung gleich zwei Projekte, um mehr Platz für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen. Erreicht werden soll dies durch einen Neubau in Holzmodulbauweise in der Güttinger Straße und der Umbau des ehemaligen Veterinäramtes im Bahnhofsareal.

Auch wenn bis Sommer in der Güttinger Straße zwar 60 Plätze entstehen sollen, würden bestehende Kapazitäten aus dem Raumteiler-Programm durch auslaufende Mietverträge wegfallen. Darüber informierte die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses.

„Die Gründe für nicht weiter verlängerte Mietverträge sind hier sehr vielfältig. Unter anderem wurden Wohnungen durch Eigenbedarf gekündigt, andere Eigentümer möchten nicht weiter an die Stadt vermieten oder Verträge wurden aufgrund von überzogenen Mietpreisanpassungen von Seite der Stadt Radolfzell abgelehnt“, schreibt die städtische Pressestelle auf Nachfrage des SÜDKURIER über die Gründe für die bald fehlenden Wohnungen. Andere Mietverträge seien bereits von Beginn an befristet gewesen, da das Objekt beispielsweise saniert werden sollte. Dies würde das Platzangebot um 30 bis 40 Plätze reduzieren.

Bodenseereiter ist baufällig und fällt als Unterkunft weg

Außerdem könne ein Objekt mit rund 20 Plätzen wegen der baulichen Situation nicht weiter genutzt werden. Dabei handelt es sich laut Stadt um das Gebäude der ehemaligen Bodenseereiter in der Zeppelinstraße 21. Aufgrund gravierender baulicher Mängel wären größere Investitionen erforderlich, die sich angesichts des Gesamtzustandes des Gebäudes nicht mehr lohnen.

Gleichzeitig musste die Stadt im Monat Februar weitere 15 Personen unterbringen. Diese sind per Zwangszuweisung vom Landratsamt Konstanz nach Radolfzell verteilt worden.

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Um für neue Plätze zu sorgen, soll in der Güttinger Straße Hausnummer 3/1 hinter dem Gebäude, in dem früher das städtische Bauamt untergebracht war, ein Neubau in Holzmodulbauweise errichtet werden. Dieses dreigeschossige Gebäude soll 60 Personen einen Platz bieten und den für eine Anschlussunterbringung festgelegte Standards entsprechen, wie die Stadtverwaltung in einer Presseinformation mitteilt. Der Bau hat bereits begonnen.

Dabei soll die Bauweise schnell und effizient sein. Die Raummodule würden vorgefertigt und auf einer Bodenplatte aus Stahlbeton versetzt, so die Stadt. Auf eine Unterkellerung werde verzichtet. Durch diese Bauweise könne die Bauzeit deutlich verkürzt werden. Bereits im Juli dieses Jahres sollen die ersten Bewohner einziehen können, so der städtische Zeitplan.

In der Güttinger Str. 3/1 sind die Bagger am Werk. Bis zum Sommer soll hier eine Unterkunft für bis zu 60 Geflüchtete entstehen. Das ...
In der Güttinger Str. 3/1 sind die Bagger am Werk. Bis zum Sommer soll hier eine Unterkunft für bis zu 60 Geflüchtete entstehen. Das Gebäude soll in Holzmoduls-Bauweise entstehen. | Bild: Stadtverwaltung Radolfzell

In der Unterbringung seien sechs Wohneinheiten in zwei verschiedenen Größen geplant. Es gebe Wohneinheiten mit vier und sechs Zimmern, zu denen jeweils eine Gemeinschaftsküche und zwei Bäder gehörten. Die Zimmer würden 13,6 Quadratmeter groß und sollen jeweils Platz für zwei Personen bieten.

Fördermittel erhält die Stadt von der Staatsbank für Baden-Württemberg in Höhe von 476.651 Euro für den Bau der Unterkunft, deren Baukosten mit etwa 2,5 Millionen Euro veranschlagt werden.

Im Keller des Veterinäramtes sind Fundräder gelagert, die ab und zu versteigert werden, um wieder Platz zu schaffen. Auch trotz neuer ...
Im Keller des Veterinäramtes sind Fundräder gelagert, die ab und zu versteigert werden, um wieder Platz zu schaffen. Auch trotz neuer Funktion für das alte Veterinäramt soll dieses Lager erhalten bleiben. (Archivbild) | Bild: Jarausch, Gerald

Das nächste Projekt, das neue Wohnkapazitäten für Geflüchtete schaffen soll, ist das ehemalige Veterinäramt. Dieses ist laut Sitzungsunterlagen im Zuge der Planung der Seetorquerung gekauft worden. Es handelt sich um ein unterkellertes, zweigeschossiges Gebäude mit Flachdach. Das Untergeschoss könnte die Stadt weiterhin als Lager für Fund-Fahrräder und die Garage als Lager für historische Baumaterialien der Stadt Radolfzell nutzen. Im Erdgeschoss war bisher ein Raum als Lager für die Stadtbibliothek sowie ein Spendenlager für den Freundeskreis Asyl untergebracht. Hier müssen Alternativen für diese Nutzung angeboten werden.

Platz für 31 Personen im Veterinäramt

Im Erdgeschoss und dem Obergeschoss könnten Plätze für bis zu 31 Personen entstehen auf einer Fläche von 341 Quadratmetern. Die elf Zimmer böten je nach Größe Platz für eine Person oder bis zu fünf Personen. Ein Aufenthaltsraum sowie eine Gemeinschaftsküche würden ebenfalls eingerichtet werden.

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Um das Gebäude bewohnbar zu machen, müssen die abgestellten WC-Anlagen wieder hergerichtet werden. Duschen soll es in dem Gebäude keine geben, so der Umbauplan der Stadt. Dies sei sehr teuer und aufwendig. Ein Duschcontainer hinter dem Gebäude soll diese Funktion übernehmen. Zu erreichen sei der Duschcontainer über einen von einem Zimmer abgetrennten Flur und ein kurzes Stück im Freien. Für die Ausschussmitglieder wäre das allerdings kein tragbarer Zustand. Sie forderten die Stadt auf, zu prüfen, ob sich der Duschcontainer nicht direkt und nahtlos im Übergang an das Gebäude anbringen lassen könne.

Hinzu kommen noch Instandhaltungsarbeiten wie die Reparatur der Heizung, Rauchmelder, Elektroinstallationen oder die Schließanlage sowie diverse optische Maßnahmen wie ein neuer Anstrich oder Rollläden.

Umbau soll 200.000 Euro kosten

Gegenüber den einmaligen Kosten für den Umbau des ehemaligen Veterinäramtes von 200.000 Euro stehen Einnahmen in Höhe von 62.000 Euro für das Jahr 2024 bei einer Belegung ab dem 1. Mai. Für das Jahr gerechnet ergebe dies Einnahmen von zirka 93.000 Euro. Die laufenden Kosten belaufen sich auf 111.093 Euro zuzüglich 30.000 Euro für die einmalige Ausstattung mit Inventar.