Das seit einigen Jahren bestehende Provisorium an der Kreuzung beim Bahnhof Reichenau, das nicht gerade übersichtlich ist, wird nach heutigem Stand wohl noch mindestens bis zum Jahr 2028 bestehen bleiben. Eine weitere Verzögerung gibt es, weil die Bahn beim Planentwurf der zuständigen Neubauleitung Singen erneut etwas gefunden hat, was angeblich nicht ihren Vorschriften entspricht.

Doch was genau nun wieder nicht funktionieren soll, verraten weder die Reichenauer Verwaltung noch das Regierungspräsidium (RP) Freiburg, zu der die Neubauleitung gehört. Beide erklären auf Anfrage im identischen Wortlaut: „Die Bahn hatte Einwände bezüglich der Verkehrssicherheit im Bereich des Bahnübergangs sowie des hierzu direkt verknüpften Umfelds.“

Dabei schien vor gut einem Jahr endlich Bewegung in das Projekt zu kommen. Die Neubauleitung stellte nach jahrelangem Hin und Her zwischen den Beteiligten im Oktober 2023 im Gemeinderat endlich einen Planentwurf vor, der nach Abstimmung mit der Bahn, dem Landratsamt, der Straßenbehörde, der Polizei und der Reichenauer Verwaltung als Vorzugsvariante galt.

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Doch ob diese Planung nun komplett über den Haufen geworfen werden muss oder nur in Teilen geändert, auch dazu gibt es von RP und Verwaltung ebenso übereinstimmend keine klare Antwort: „Hier sind wir derzeit mit allen Beteiligten in der weiteren Prüfung“, heißt es nur.

Auf Nachfrage, warum die Bahn nicht schon in der Abstimmung der bisherigen Planung ihre Bedenken vorgetragen hat, erklärt die RP-Pressestelle: „Diese Aspekte kamen im Laufe des Planungsprozesses neu auf. Das ist nicht ungewöhnlich.“ Aktuell gehe es darum, nach Lösungen zu suchen. Was bekanntlich seit Jahren nicht gelingt.

Die Bahn hat Sicherheitsbedenken bei den aktuellen Umbauplänen des Bereichs beim Reichenauer Bahnhof wegen des dortigen Bahnübergangs.
Die Bahn hat Sicherheitsbedenken bei den aktuellen Umbauplänen des Bereichs beim Reichenauer Bahnhof wegen des dortigen Bahnübergangs. | Bild: Zoch, Thomas

Im direkt betroffenen Ortsteil Lindenbühl mache sich unter den Anwohnern deshalb mittlerweile schon Resignation breit, weil keine Verbesserungen in Sicht sind, erklärt die dort wohnende Gemeinderätin Sandra Graßl-Caluk (SPD). Man beginne sich zu gewöhnen an „die untragbare Verkehrssituation rund um den Bahnhof. Der Bereich sorgt mit chaotischem Verkehr, Lärm und schlechter Luftqualität für Unmut.“

Doch trotz der offensichtlichen Probleme bleibe eine Lösung aus. „Verkehrsberuhigung und klare Wegeführungen könnten die Situation deutlich entschärfen, die Sicherheit erhöhen und die Lebensqualität für alle im Lindenbühl spürbar verbessern.“

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Frustriert äußert sich auch der CDU-Fraktionschef und stellvertretende Bürgermeister Ralf Blum. Ihm komme das vor wie eine „Salamitaktik“, bei der die Bahn immer wieder etwas auszusetzen habe. Die beste Lösung wäre eine Brücke über den Bahnübergang, meint er. Aber das scheide wohl aufgrund der beengten Verhältnisse und der Kosten aus.

Bei der Vorstellung der bisherigen Vorzugsvariante vor einem Jahr hatte schon Matthias Graf (CDU) gefragt, warum es für Fußgänger und Radfahrer keine Brücke über die Bahn geben könne. Die Vertreter der Neubauleitung erklärten damals, eine Brücke über die Bahn wäre ein großer Aufwand.

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Hauptamtsleiter Mario Streib erklärt, die erneute Verzögerung im fortgeschrittenen Planungsprozess sei natürlich ärgerlich. „Wir hoffen, dass zeitnah eine für alle Beteiligten funktionierende Planung gefunden und realisiert werden kann.“ Zumal das derzeitige Provisorium vor allem für den Busverkehr mit mehreren Haltestellen nicht ideal sei. Dennoch meine die Verwaltung, dass das Provisorium größtenteils funktioniere, so Streib.

Was von der bisherigen Vorzugsvariante übrig bleiben wird, ist wie gesagt offen. Diese sah als eine wesentliche Änderung vor, dass der Radweg an der Verbindungsstraße (GVS) zwischen Lindenbühl und Waldsiedlung, der als Teil des Bodenseeradwegs gilt, von der Nord- auf die Südseite verlegt werden soll. Der große Vorteil sei es, dass Radler weniger Straßen queren müssten, so damals die Neubauleitung.

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Von Konstanz Richtung Waldsiedlung und Allensbach sollte es dann zwei Möglichkeiten zur Querung der Kindlebildstraße geben: direkt südlich des Bahnübergangs oder mit einem Umweg weiter südlich auf Höhe des Solar-Unternehmens im Gewerbegebiet Göldern, dann aber sicherer mit Querungshilfe. Der Radverkehr zwischen Waldsiedlung und Wollmatingen müsste allerdings die Kreuzung überqueren.

Die enge Stelle beim Bahnübergang östlich der Straße müssten dann nur noch Radler zwischen Konstanz und Lindenbühl fahren und mit Fußgängern teilen. Profitieren sollten von der bisherigen Planung auch die Fahrgäste von Bus und Bahn. Statt der auf dem Areal verteilten Bushaltestellen sah der Planentwurf in einem neu gestalteten Bereich auf dem Park-and-Ride-Platz einen zentralen Bushaltesteig vor, wo alle Buslinien halten und abfahren. Fußgänger zwischen Bahnhof und Lindenbühl/ZfP sollten abgerückt von der Kreuzung östlich der Lindenallee über die Straße bei einer Querungshilfe.