Nachdem an verschiedenen Stellen auf der Insel Reichenau am Dienstagabend, 7. März, Brände ausgebrochen waren, ermittelt jetzt die Wasserschutzpolizei Konstanz. „Die Brände sind offenbar gleichzeitig entstanden. Es liegt deshalb die Vermutung nahe, dass es sich um eine absichtliche Brandstiftung handelt“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Polizei. Zeugen werden deshalb gebeten, sich unter 07531 59022 zu melden.
Schilf ist Rückzugsbiotop für viele Tierarten
Der Brand beschäftigt allerdings nicht nur die Polizei. Der Naturschutzbund Nabu und die BUND Ortsgruppe Reichenau sorgen sich um die ökologischen Folgen des Feuers. „Das Schilf ist ein ganz wichtiges Rückzugsbiotop für viele Tierarten“, sagt Eberhard Klein, Leiter des Nabu-Bodenseezentrums. Durch Schilfbrände kämen beispielsweise viele Insekten, teilweise extrem Seltene, zu Schaden. Ebenso Vögel, die aus Schilf ihre Nester bauen, im Röhricht Deckung suchen und sich von den dort lebenden Insekten ernähren.
Zwar sei der Brand kleiner gewesen als der im vergangenen März. Aber jeder Schilf-Verlust sei relevant, sagt Eberhard Klein. Dieses Jahr brannte es auf einer geschätzten Fläche von 800 Quadratmetern an verschiedenen Brandherden an der Nordseite der Insel. Im vergangenen Jahr war eine Fläche von knapp 25.000 Quadratmetern betroffen. Langfristig wachse das Schilf in aller Regel nach, weil die unterirdischen Rhizome, die maßgeblich für den Wachstum verantwortlich sind, von den Bränden nicht beschädigt werden, erklärt Klein.
Zeitpunkt für Vögel besonders ungünstig
Als „sehr, sehr bedauerlich“ bezeichnet Irene Strang von der BUND Ortsgruppe Reichenau den Brand. Durch den Klimawandel sei die Brutzeit von Vögeln weiter vorgezogen, was den Zeitpunkt besonders ungünstig mache. Und für die Feuerwehr sei der Einsatz eine Zumutung. Sowohl Strang als auch Klein gehen ebenfalls davon aus, dass vermutlich Brandstiftung die Ursache gewesen ist. „Ich würde mir wünschen, dass da ein klares Signal kommt, dass das eine Straftat ist“, fordert Irene Strang.
Gerade jetzt zum Ende des Winters, trotz eisigen Temperaturen, sei das Schilf von Bränden besonders gefährdet. „Die äußere Kälte spielt dabei keine Rolle“, erklärt Eberhard Klein. Aktuell bestünde der Röhricht größtenteils aus trockenem Altschilf, es gibt also keine grünen Strukturen mehr im Schilf. Wenn dann jemand ein Feuer lege und der Wind blase, käme es schnell zu einem großen Brand. Er sei selbst noch nicht vor Ort gewesen, aber allein das Wissen um das verbrannte Schilfbiotop schmerze ihn, sagt Eberhard Klein. „Das tut mir in der Seele weh.“
In einer Pressemitteilung schildert die Feuerwehr Reichenau den Verlauf der Brände. Um kurz nach 19 Uhr ging am Dienstagabend demnach der Alarm bei der Freiwilligen Feuerwehr Reichenau ein. Die Einsatzkräfte konnten vor Ort zwei Brandstellen ausmachen, eine westlich des Reichenauer Strandbads, eine im Gewann Gießen in Richtung des Ortsteils Niederzell. 31 Einsatzkräfte waren vor Ort, Einsatzende war vorerst ungefähr um 20.30 Uhr. Knapp eine Stunde später wurde die Freiwillige Feuerwehr über Glutnester informiert, die sie gegen 22 Uhr komplett ablöschen konnte.