Manchmal freut sich die Wasserschutzpolizei auch, wenn es abwärts geht: Auf der 536 Quadratkilometer großen Fläche des Bodensees und dem 21 Kilometer langen Hochrheinabschnitt bis Schaffhausen haben sich im vergangenen Jahr 133 Unfälle – 40 weniger als im Vorjahr – ereignet. Damit sank die Unfallzahl um 23 Prozent, wie die See- und Wasserschutzpolizeien in den Anrainerstaaten mitteilen.

Bild 1: Wapo-Bilanz 2022: Flugzeugabsturz, Bootsbrände, verschwundene Gin-Kugel
Bild: Müller, Cornelia | Illustration: Bioraven - stock.adobe.com | Quelle: Polizeipräsidium Einsatz

Zu den Einsatzkräften, die auf dem Wasser für die Sicherheit sorgen, gehört Marcel Kuhn. Am Freitag, 3. März, steht er auf einem Einsatzboot der Thurgauer Seepolizei. In der linken Hand trägt er einen Feldstecher. Sein Kollege Marco Huber sitzt am Steuer und fährt eine Runde durch den Konstanzer Trichter auf dem Obersee.

Die Seepolizei auf dem Bodensee Video: Jannik Höntsch

„2022 war ein sehr ruhiges Jahr, echt speziell. So etwas erlebt man selten“, sagt der Dienstchef, der seit 2006 in Kreuzlingen arbeitet. Die Statistik für den Bodensee umfasst Schiffs-, Bade-, Tauch- und sonstige Unfälle wie den Flugzeugabsturz vor dem Schweizer Dorf Staad (Kanton St. Gallen). Vor dem baden-württembergischen Küstenstreifen passiert traditionell das meiste. Kein Wunder: Das Ländle hat den mit Abstand längsten Abschnitt.

77 Unfälle wurden dort 2022 aufgenommen, 18 weniger als 2022. Es folgten der Kanton Thurgau (23/minus 4), das österreichische Vorarlberg (14/minus 6), Bayern (9/minus 14) sowie die Kantone Schaffhausen (6/plus 2) und St. Gallen (4/gleichbleibend).

Das könnte Sie auch interessieren

Bodensee forderte vergangenes Jahr weniger Tote

Auch bei den Todesopfern geht die Tendenz in die richtige Richtung, nämlich nach unten: Elf Menschen verloren 2022 auf dem Bodensee ihr Leben, vier weniger als im Jahr davor. Baden-Württemberg war mit vier Menschen betroffen, alle sind ertrunken beziehungsweise im Wasser bewusstlos geworden und später im Krankenhaus verstorben.

Fälle am deutschen Ufer

Die Gesamtzahl der Unfälle ist mit großem Abstand die niedrigste in den vergangenen zehn Jahren gewesen. Rekordjahr im negativen Sinne war hier 2017 mit 229 Unfällen. 2020 – das erste Corona-Jahr – landete in diesem Zeitraum mit 163 Unfällen auf Platz 2 der besseren Jahre.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Gin-Kugel ist bis heute spurlos verschwunden

Für die Thurgauer Seepolizei war im vergangenen Jahr eigentlich nur die verloren gegangene Gin-Kugel so richtig aufregend. Wie das 800 Kilogramm schwere Teil einer Catering-Firma vom Seegrund vor Romanshorn verschwinden konnte, ist bis heute ungeklärt. „Gefühlt waren 2022 mehr Menschen auf dem See unterwegs als sonst, aber neben dem Seenachtfest war für uns eigentlich nur die Kugel ein Highlight“, sagt Dienstchef Marcel Kuhn.

Apropos Gin-Kugel: Die Wasserschutz- und Seepolizei-Abteilungen am Bodensee kündigen für 2023 schwerpunktmäßig Kontrollen zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit an. Stichworte Alkohol und Drogen. „Wir hatten da im vergangenen Jahr gehäuft Vorfälle“, erklärt dazu Markus Schlatter vom Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen, das für Baden-Württemberg zuständig ist.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch die Thurgauer Polizisten Kuhn und Huber sind sich einig – das Hauptgeschäft ist Prävention und Kontrolle, mal durch normale Stichproben, mal wenn die Seepolizei zum Einsatz gerufen wird. „Der See ist vorrangig ein Urlaubs- und Erholungsort. Die Leute sind relaxter als an Land, das merkt man in den Kontrollen“, sagt Marco Huber.

Marcel Kuhn (links) und Marco Huber im Führerstand ihres Dienstbootes.
Marcel Kuhn (links) und Marco Huber im Führerstand ihres Dienstbootes. | Bild: Jannik Höntsch

Fünf bis sechs Boote der Thurgauer sind täglich auf dem See unterwegs, im Falle einer Suchaktion bis zu 30. Wichtig sei dabei die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, so Marcel Kuhn weiter. „Bei Bedarf unterstützen wir uns materiell oder fahren gemeinsame Patrouillen. Das läuft seit Ewigkeiten auf dem kurzen Dienstweg.“

Bis zu 70 Kilometer pro Stunde geben die Boote von Kuhn und Huber her. „In Romanshorn oder Rorschach sind wir mit dem Boot von Kreuzlingen aus schneller als mit dem Auto.“

Noch mehr interessante Zahlen

Das könnte Sie auch interessieren