Es ist der 8. August 2017: Um 11.52 Uhr besteht der letzte Kontakt zwischen dem Flugsicherheitsunternehmen in der Schweiz und dem Piloten der Maschine, die wenige Sekunden später senkrecht vom Himmel in den Bodensee stürzt. Vom Flughafen Zürich-Kloten in der Schweiz soll der private Reiseflug mit einer einmotorigen Malibu Piper Mirage zum Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel führen.
An Bord sind der 74 Jahre alte Pilot und seine 75-jährige Partnerin. Nach nur 18 Minuten endet der Flug auf tragische Weise – unweit der Insel Mainau. Beide Insassen kommen ums Leben. Die Bergungsarbeiten dauern tagelang an, die offizielle Untersuchung zur Ursache noch deutlich länger. Erst im Dezember 2020 wird der offizielle Unfallbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung veröffentlicht.
Der damalige Flugverlauf
Der Untersuchungsbericht zeigt die zeitliche Abfolge detailliert bis auf die Sekunde genau auf. So erfolgt laut Funkaufzeichnung um 11.21 Uhr die Freigabe, um 11.34 Uhr der Start der Maschine. Bis 11.50 Uhr und 59 Sekunden gibt es keine Auffälligkeiten im Flugverlauf. Die Maschine befindet sich auf Kurs, in einer Höhe von über 5000 Metern mit einer Geschwindigkeit zwischen 289 und 298 Kilometern pro Stunde.
Nur eine Minute und 26 Sekunden später hat das Flugzeug schon mehr als 1000 Meter an Höhe verloren. Der Fluglotse funkt den Piloten an, dieser antwortet drei Sekunden später: „We have an emerg...“ (deutsch: „Wir haben einen Not...“). In der Funkaufzeichnung sei die Stimme des Piloten als laut und hoch wahrgenommen worden, was laut Untersuchungsbericht für eine Notlage spricht, die nicht mehr zu beherrschen war. Weitere Funksprüche an den Piloten bleiben unbeantwortet.
Zeugen beobachten das Flugzeug, das sich um die Längsachse drehend senkrecht nach unten stürzt. Etwa vier Sekunden lang ist es unter der Wolkendecke zu sehen. Während dieses Sturzflugs verliert die Maschine zuerst die linke, dann die rechte Tragfläche. Der Aufprall auf dem Wasser führt für beide Insassen zum Tod.
Die Ursachen für den Absturz
„Ich weiß noch genau, wie es lief“, sagt Roland Ballier. Er war vor fünf Jahren zufällig vor Ort und konnte den Absturz beobachten. Mit dem Notarzt und erfahrenen Piloten und der Beauftragten für Luftaufsicht am Flugplatz Konstanz Minky Schweizer hat der SÜDKURIER über die möglichen Ursachen für das Unglück gesprochen.

Drei Mal hat der Pilot vor Flugbeginn Wetterdaten abgerufen: zweimal am Vortag und wenige Stunden vor Flugbeginn. Laut Unfallbericht sei für den größten Teil der Flugstrecke mit signifikanten Wettererscheinungen und einzelnen in die Wolken eingelagerten Gewittern zu rechnen gewesen. Außerdem hätten die Vorhersagen Beeinträchtigungen durch Vereisung und Turbulenz prognostiziert.
Das Flugzeug war vom Start an konstant aufgestiegen und geriet schnell in eine Schauerlinie. „Beim Durchflug ist der Pilot von Plusgraden in Minusgrade geraten“, erklärt Ballier. Er betrachtet es als eindeutig, dass es zur Vereisung gekommen ist und dass dadurch die Fluggeschwindigkeit gesunken sei. Dass der Pilot wegen Turbulenzen selbst die Geschwindigkeit verringert hat, sei dagegen unwahrscheinlich.
„Man kann nicht von einem unerfahrenen Piloten sprechen“, sagt Ballier. Gewitterwolken und die auftretenden Turbulenzen seien aber niemals zu unterschätzen. Möglicherweise hat der 74-Jährige diesen Fehler vor fünf Jahren gemacht. Auch im Unfallbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung steht, es sei davon auszugehen, dass der Pilot keine oder nur wenig Erfahrung mit den gegebenen Wetterbedingungen hatte.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit, so die Schlussfolgerung des Unfallberichts, war die Wahl des Flugweges und der Flughöhe, die durch ein Gebiet mit starken Turbulenzen und Vereisung führten, die Ursache für den Kontrollverlust und anschließenden Absturz am 8. August 2017.