Nur für wenige Minuten verdunkelt sich an diesem Sonntagvormittag kurz vor 11.30 Uhr der Himmel über der kleinen Bucht beim Campingplatz Sandseele auf der Insel Reichenau. Einige Regentropfen gehen auf die Menschen am Ufer und die Surfer nieder, die auf dem Bodensee gegen den Wind ankämpfen.
Doch bald darauf klart der Himmel wieder auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Anders als es einige Wettervorhersagen und die kräftigen Regenschauer am Freitag hatten befürchten lassen, ist das Pfingstwochenende nicht gänzlich ins Wasser gefallen.
Camperin: „Wir haben uns wie kleine Kinder gefreut“
Für Griselda und Helmut Zepf waren die Prognosen der Meteorologen aber ohnehin nebensächlich. „Wir haben uns gesagt: Ab Freitag müssen wir hier sein. Wir haben uns wie kleine Kinder gefreut. Die Wettervorhersagen haben uns nicht abgeschreckt“, erzählt Griselda Zepf. Sie und ihr Mann sitzen gerade bei einem Glas Reichenauer Wein in ihrem Wohnmobil. Zu Besuch sind Camping-Nachbar Martin Nester mit Partnerin Elvira Diez und Sohn Marco.

Alle fünf sind sie froh, dass sie endlich wieder mit ihren Wohnmobilen aus dem Schwarzwald an den Bodensee fahren konnten. Am Donnerstag vor Pfingsten hatten Caroline Motz und ihr Mann die Sandseele wieder eröffnet.
Dauercamper waren bereits nach Christi Himmelfahrt auf den Platz zurückgekehrt, als im Landkreis die Beherbergung touristischer Gäste auf Campingplätzen wieder erlaubt war. „Die Sanitäranlagen waren aber noch geschlossen“, sagt Caroline Motz, seit 20 Jahren Pächterin der Sandseele.
Die Lockerungen seien zu kurzfristig in Kraft getreten, als dass man den Betrieb bereits vor einer Woche hätte starten können. „Es ist gar nicht so einfach, ein so großes Areal wieder von null auf hundert hochzufahren.“
Pächterin: „Die Leute sind froh, dass sie wieder raus dürfen“
Doch jetzt läuft der Laden wieder, inklusive Restaurant. Dabei gelten strikte Auflagen: Überall auf dem Gelände weisen Schilder auf die nach wie vor geltenden Maßnahmen hin, wie etwa die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen. Und auch der Putztrupp ist öfter im Einsatz als in Vor-Corona-Zeiten.
„Ohnehin haben wir immer schon dreimal am Tag die Sanitäranlagen geputzt, jetzt halt noch mehr. Das ist natürlich mit einem finanziellen Aufwand verbunden“, erklärt Caroline Motz. Doch die Pächterin ist einfach erleichtert, dass sie endlich wieder starten konnte. Und nicht nur ihr geht es so: „Die Leute sind froh, dass sie wieder raus dürfen. Alles strahlt und ist freundlich miteinander.“

Die Gäste seien zudem sehr einsichtig und verständnisvoll, was die Corona-Regeln anbelange. Das Wohnmobil abstellen darf nämlich nur, wer vollständig geimpft, von Corona genesen ist oder auf das Virus negativ getestet wurde. Und wer länger bleiben will, muss alle drei Tage einen weiteren Schnell- oder Selbsttest vorweisen, wie Caroline Motz erklärt.
Dauercamperin: „Die Stimmung hier ist einfach super“
Auch Gabi Höfler lässt sich regelmäßig auf Corona testen, da sie im Gegensatz zu ihrem Mann Bernhard noch nicht vollständig geimpft ist. Das Rentnerpaar hat es sich vor seinem Wohnwagen gemütlich gemacht. Im Hintergrund weht die Fahne mit dem Wappen von Titisee-Neustadt, ihrem Wohnort.
Sie sind seit rund zehn Jahren Dauercamper auf dem Sandseele. Und als sie vor einer Woche wieder auf den Platz durften, haben sie nicht lange gezögert. „Die Stimmung hier ist einfach super“, betont Gabi Höfler.
Fast komplett ausgebucht
Mit dieser Meinung scheinen sie und ihr Mann nicht alleine zu sein. Denn wie Pächterin Caroline Motz erzählt, sind die rund 150 Stellplätze ihres Campingplatzes nicht nur während der Pfingstferien komplett ausgebucht. „Der ganze Sommer ist bereits voll. Nur im Juli gibt es noch ein paar Lücken.“
Es gebe zwar immer ein paar Pufferplätze, aber die Nachfrage sei enorm. Und auch von anderen Campingplatz-Pächtern aus der restlichen Bodenseeregion habe sie gehört, dass diese kaum noch freie Stellplätze hätten.