Seit der Öffnung des B33-Tunnels bei der Waldsiedlung kocht in dem Reichenauer Ortsteil die Volksseele. Die Bürger fühlen sich abgehängt, weil 1. wie angekündigt die Landesstraße 220 nach Wollmatingen gesperrt wurde, sie 2. aus Richtung Allensbach den Umweg über den Kindelbildknoten fahren müssen und 3. nun auch die Buslinie 203 (Hegne–Bahnhof Reichenau–Wollmatingen) nicht mehr bei ihnen hält.

Wegen des Wegfalls des Busses hatte sich Bürgermeister Wolfgang Zoll schon vergangene Woche an das Landratsamt gewandt und um eine Lösung gebeten.
Von einem Vertreter des Amts für Nahverkehr und Straßen habe er aber bisher nur den bekannten Hinweis bekommen, dass die Fahrgäste den Bus 204 (Insel–Bahnhof–Waldsiedlung) nehmen und am Bahnhof in den 203er nach Wollmatingen umsteigen könnten. Dabei monieren Kritiker aus der Waldsiedlung aber die langen Wartezeiten. Betroffen ist vor allem der Schülerverkehr.
Die Forderung nach einer Lösung bis spätestens zum neuen Schuljahr bekräftigte nun der gesamte Reichenauer Gemeinderat. Der Schülerverkehr müsse ohne große Wartezeiten funktionieren. Der Rat stimmte zudem einem Antrag von Kerstin Sauer (Freie Wähler) aus der Waldsiedlung zu, dass es dort eine Bürgerinformation mit Vertretern des Landratsamtes und der Neubauleitung Singen geben soll.
Der Bürgermeister meinte einmal mehr, eine Lösung wäre es, wenn der Bus 203 am Kindlebildknoten wenden und zurück über die B 33 in die Waldsiedlung fahren würde. Zudem wolle er einen Brief an Landrat Zeno Danner schreiben. „Wir sind unzufrieden mit der Kommunikation.“ Die Gemeinde war vom LRA laut Bürgermeister erst einen Tag zuvor von der Änderung im Busverkehr informiert worden.

Ein Teil der Probleme liegt am Bauablauf der Großbaustelle. Dies bestätigte die Pressestelle des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg auf Nachfrage des SÜDKURIER. Denn die komplette Planung sieht eigentlich eine zusätzliche Verbindungsstraße (Kreisstraße) zwischen Waldsiedlung und Hegne sowie Allensbach vor. Dann könnte man beim künftigen Knoten Allensbach-Ost ohne Umwege in Richtung Siedlung abfahren.
Doch das dauert noch. „Die Anbindung der Waldsiedlung von Hegne kommend wird bis auf Weiteres für den allgemeinen Verkehr und die Busbetriebe über den Kindlebildknoten laufen müssen. Wann die Kreisstraße komplett hergestellt ist und für den allgemeinen Verkehr zur Verfügung steht, ist derzeit noch nicht absehbar“, so das RP.
Also erst mal wenig Hoffnung auf Besserung. Interessanter klingen die folgenden Ausführungen. „Unsere Neubauleitung Singen wird weiterhin versuchen, notwendige Straßenabschnitte für die Busverbindungen priorisierend und frühestmöglich wieder zur Verfügung zu stellen. Hierzu können wir derzeit noch keine genauen Angaben machen. Für die Zwischenzeit hat das Amt für Nahverkehr des LRA aktuell angekündigt, in Abstimmung mit der Gemeinde Reichenau eine Lösung für die Busanbindung zu schaffen.“
Verkehr auf B33 läuft gut
Im Gemeinderat sprach Ralf Blum (CDU) auch die Sperrung der L220 an und verteidigte diese. Es sei bei der Planfeststellung der Wunsch aus der Waldsiedlung gewesen, diese Straße spätestens nach dem fertigen Ausbau der B33 zu schließen, damit die Siedlung nicht weiter von Verkehr umzingelt sei. Zudem sei es sehr erfreulich, dass nun der Verkehr auf der B33 gut rolle und es weder morgens noch abends zu Staus komme.
Bürgermeister Zoll meinte dazu, er wolle die Themen Bus und L220 getrennt behandeln. Die Sperrung ist – wie mehrfach berichtet – in der Planfeststellung von 2007 festgeschrieben. Die Straße soll aus naturschutzrechtlichen Gründen als Ausgleichsmaßnahme für die zusätzliche Versiegelung durch den B33-Ausbau zu einem Rad- und Wirtschaftsweg von 3,50 Meter Breite zurückgebaut werden. Noch offen ist laut RP, wann dies passiert.

Allerdings ist die Sperrung der L220 nach wie vor sehr luftig. Bei der Ausfahrt Waldsiedlung Nord stehen zwar drei halbseitige Sperren, aber so weit versetzt, dass man langsam, aber bequem mit dem Auto durchkommt. Bei der Kreuzung mit der Westtangente (L221) bei Wollmatingen ist die Fahrbahn Richtung Waldsiedlung sogar nur einfach halbseitig gesperrt und die Richtung Konstanz völlig offen.
Behörde warnt Ignoranten
Hierzu erklärt das RP, dass aus Richtung Wollmatingen noch die Zufahrt bis zum Abzweig Umspannwerk und Hundeplatz gestattet sei und natürlich auch die Rückfahrt von dort. Den ganzen Straßenabschnitt bis zur Waldsiedlung dürften aber nur noch Rettungsfahrzeuge in Notfällen nutzen. Die Sperrung für den allgemeinen Verkehr sei zudem eindeutig beschildert mit dem Verkehrszeichen „Verbot für Fahrzeuge aller Art“.
Das RP rät daher davon ab, die scheinbar lockere Sperrung zu umfahren. „In Abstimmung mit der Polizei und der unteren Verkehrsbehörde beobachtet unsere Neubauleitung die Situation vor Ort sehr genau. Sollte die Sperrung von den Verkehrsteilnehmern nicht akzeptiert werden, wird die L220 gegebenenfalls komplett zugemacht.“