Das Schloss Königsegg im Zentrum der Insel sorgt für Krisenstimmung in Verwaltung und Gemeinderat. Seit Langem ist klar, dass statische Sanierungsmaßnahmen nötig sind. Und vor gut einem Jahr hatte man sich grundsätzlich darauf geeinigt, dass dort 2024 die große Ausstellung des Landesmuseums zu 1300 Jahren Reichenau stattfinden soll.

Doch bisher fehlt das nötige Gesamtnutzungskonzept. Schlimmer noch: Die Kostenberechnung der Architekten liegt mit rund 12,6 Millionen Euro deutlich über dem, was im Rathaus erwartet worden war – und was sich die Gemeinde mittelfristig leisten kann, auch wenn aus dem Landesprogramm zur Städtebauförderung rund 50 Prozent Zuschuss winken.

„Es ist ein schwieriges Problem“

Außer Königsegg sind für die Landesausstellung bisher keine geeigneten Räume ausgemacht worden, wie Bürgermeister Wolfgang Zoll erklärte. Er hält am Plan fest, das Schloss zu nutzen. „Es ist ein Risiko. Den Versuch würde ich wagen.“ Angesichts der Kosten räumte er aber ein: „Ich war zunächst mal auch erschrocken. Es ist ein schwieriges Problem.“

Der nun gefundene Kompromiss sieht vor, dass ab Januar die nötigsten Arbeiten vor allem zur statischen Sanierung erledigt werden. Bettina Grathwohl, Leiterin des Ortsbauamts, bezifferte die Kosten mit rund 4,6 Millionen Euro. Darin enthalten wären Maßnahmen für den Brandschutz, einen barrierefreien Zugang über einen Aufzug und neue Elektrik. Voraussetzung ist die Zusage des Landes über die Förderung.

Rat soll über Finanzierung informiert werden

Außerdem soll auf Antrag der Freien Wähler (FW) zuvor in der Haushaltsberatung die Finanzierung der Folgekosten dargestellt werden. Grundsätzlich halten die Bürgervertreter daran fest, dass die Jubiläumsausstellung auf der Reichenau und möglichst im Schloss stattfindet. Eine Steuerungsgruppe soll auf Antrag der Freien Liste Natur (FLN) bis Sommer in einem Ideenwettbewerb die künftige Nutzung klären. Ab 2025 könnte dann der Endausbau erfolgen.

Schloss Königsegg bereitet der Gemeinde Reichenau Sorgen.
Schloss Königsegg bereitet der Gemeinde Reichenau Sorgen. | Bild: Thomas Zoch

Mit der Nutzung hatte sich zuletzt bereits ein Ausschuss mit Vertretern aus Gemeinderat und Verwaltung sowie Bürgern befasst. Ergebnis ist ein Entwurf für die Nebengebäude, den der Gemeinderat nun auch beschlossen hat. So soll im größeren Nebengebäude, dem Gästehaus, mittelfristig die Tourist-Information einziehen; im Knechthaus entstehen kleinere Wohnungen, bevorzugt für Angestellte der Gemeinde wie Erzieherinnen.

Mehrwert für Bürger und Gäste

Insgesamt sollen die Investitionen einen Mehrwert für Bürger und Gäste bringen. Darin herrscht Einigkeit – und darüber, dass die Gemeinde das Schloss nicht wieder verkaufen soll. Doch dann beginnen die Kontroversen. So sieht der Entwurf des Ausschusses eine Gaststätte im Erdgeschoss und Büros in der ersten Etage vor. Der Saal im zweiten Obergeschoss könnte öffentlich oder für die Gastronomie genutzt werden.

Es sollte ein Bürgersaal sein, so Matthias Graf (CDU). Armin Okle (FW) dagegen meinte, auch Bürger sollten eine angemessene Pacht bezahlen. Berndt Wagner (CDU) sagte zur bisherigen Nutzung des Schlosses durch einen Bildungsanbieter: „Das Ding ist 40 Jahre lang ausgelutscht worden. Jetzt ist‘s halt schlecht.“ Die Finanzierung halte er für machbar.

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Britta Sauer-Böhm (FW) betonte, man dürfe sich durch die Landesausstellung nicht unter Druck setzen lassen. „Die Diskussion geht für mich in die falsche Richtung.“ Gabriel Henkes (FLN) fragte nach möglichen Kosteneinsparungen und forderte wirtschaftliche Berechnungen ein. Sandra Grassl-Caluk (SPD), Ralf Blum (CDU) und Bürgermeister Zoll warnten davor, die Sanierung weiter zu verschieben, weil alles nur teurer werde.

Riss durch die Verwaltung

Bei dem Thema geht indes offenbar auch ein Riss durch die Verwaltung. So erinnerte Hauptamtsleiter Mario Streib daran, dass es wichtige Projekte gebe, die wegen der Sanierung des Schlosses leiden würden, etwa die Sanierung des Rathaus-Südflügels und das Neubaugebiet Lindenbühl-West.

„Wir haben Pflichtaufgaben, die dann nicht erfüllt werden können“, so Streib. Ähnlich äußerte sich Rechnungsamtsleiterin Bettina Meier. Ihrer Meinung nach ist das Projekt in der mittelfristigen Planung finanziell nicht umsetzbar, weil noch manch anderes auf dem Wunschzettel steht. „Dann wären wir im Jahr 2023 nicht mehr liquide.“