Was die Tiroler Polizei im Februar 2022 vermeldete, klingt einigermaßen spektakulär. Ein deutsches Paar soll hundertfach Ski gestohlen und dadurch einen sechsstelligen Schaden angerichtet haben. Die Spur führte in eine Hegau-Gemeinde, ertappt wurden die mutmaßlichen Diebe, ein damals 49-jähriger Mann und eine damals 46-jährige Frau, auf frischer Tat in Ischgl. Ermittelt wird in diesem Fall bis heute, wie eine Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Konstanz ergibt.
Dabei haben deutsche Polizisten bereits im vergangenen Jahr bei einer Hausdurchsuchung an ihrem Wohnort im Hegau das Haus des Paares auf den Kopf gestellt. In diesem Zuge haben sie laut den damaligen Informationen der Tiroler Polizisten 16 bis 17 Paar Ski, elf Paar Skistöcke und sechs Snowboards sichergestellt. Aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz hieß es, dass bei der Durchsuchung außerdem ein Laptop und mehrere Smartphones gefunden worden seien.
Die gestohlenen Ski und Skistöcke sollten demnach über eine Internetplattform verkauft werden – und das in erheblichem Umfang: Über drei Accounts habe der damals 49-Jährige bis dahin mehrere hundert Paar Ski und mehrere hundert Paar Skistöcke zum Verkauf angeboten, hieß es damals.
Ermittlungen richten sich gegen vier Personen
Dass die beiden Hegauer in Österreich festgenommen wurden, ist nun einige Zeit her. Doch die juristische Aufarbeitung in Deutschland läuft noch, wie Andreas Mathy, Staatsanwalt bei der Konstanzer Staatsanwaltschaft und deren Pressesprecher, nun erklärt. Die Ermittlungen seien zwar abgeschlossen, so Mathy. Allerdings würden noch verschiedene Fristen laufen, etwa für die Akteneinsicht der Verteidiger.
Die Ermittlungen richten sich demnach gegen vier Beschuldigte. Wer von ihnen angeklagt werde und ob es überhaupt zur Anklage und einem Gerichtsverfahren komme, sei allerdings noch nicht klar. Sollte es zur Hauptverhandlung kommen, werde diese sicher erst im nächsten Jahr stattfinden, so Mathy. Möglich sind aber auch andere Ausgänge des Ermittlungsverfahrens.

„Der Gegenstand des Verfahrens sind nicht die Skidiebstähle selbst, sondern die Tatsache, dass die Ski im Internet verkauft wurden oder verkauft werden sollten“, erklärt der Sprecher der Ermittlungsbehörde. Die Anklage laute daher auf Betrug, weil die Beschuldigten Diebesgut verkauft oder dies beabsichtigt hätten.
Warum sich die Ermittlungen so lange hinziehen, dafür hat Mathy eine einfache Erklärung: „Es handelt sich um eine Vielzahl von Fällen. Das macht die Sache nicht einfach.“ Eine konkrete Zahl nennt die Staatsanwaltschaft nicht.
Außerdem würden manche Fälle zeitlich schon ziemlich weit zurückliegen, so Mathy. Da sei es aufwendig, bei jedem einzelnen angebotenen oder verkauften Paar Ski zu ermitteln, ob es vorher gestohlen worden sei. Theoretisch könne es sich auch um ein regulär erworbenes Paar Ski handeln, sagt Mathy. Kompliziert werden können solche Ermittlungen auch dadurch, dass ein großer Teil der Diebstähle im Ausland stattgefunden haben dürfte.
In Österreich ist das Urteil schon gesprochen
Auch die österreichische Justiz hat sich mit dem Fall der Hegauer Skidiebe beschäftigt. Im Jahr 2022 habe es ein Verfahren am Landesgericht Innsbruck gegeben, erklärt Birgit Fink, die dort Richterin ist und die Medienstelle leitet. Das Urteil sei von der Berufungsinstanz, dem Oberlandesgericht Innsbruck, bestätigt worden. Zur Verhandlung gekommen seien dabei Diebstähle in den Skiorten Ischgl und Vandans.
Dabei seien laut Fink in Ischgl 16 Paar Ski und fünf Paar Skistöcke sowie in Vandans drei Paar Ski gestohlen worden. Das Diebesgut hätten die Polizisten im Urlaubsquartier des Paares gefunden und nur auf dieses Diebesgut habe sich das Gerichtsverfahren in Innsbruck bezogen, so Fink.
Verurteilt worden sei in diesem Verfahren nur der beschuldigte Mann und zwar zu einer bedingten Haftstrafe von acht Monaten, die für drei Jahre zur Probe ausgesetzt worden sei – entsprechend einer Bewährungsstrafe in Deutschland. Außerdem habe er eine Geldstrafe von 7380 Euro entrichten müssen, die auch bezahlt sei, so Fink.
Man habe versucht, das Diebesgut den Geschädigten zurückzugeben. Fink sagt: „Das ist nicht der erste Skidiebstahl in Ischgl. Die Polizei ist da wahnsinnig wachsam.“ Und: Es sei auch nicht der erste Deutsche, der wegen Skidiebstahls in Österreich verurteilt worden sei.