Wenn man nicht aufgepasst hat, hätte man den Moment in der jüngsten Gemeinderatssitzung fast verpassen können. Ralf Baumert überließ kurz nach Beginn der Sitzung Bürgermeisterstellvertreter Rudolf Caserotto (CDU) den Platz der Sitzungsleitung. Er habe den Blick nach vorne gerichtet und wolle mit den Einwohnern der Gemeinde und den Gemeinderäten die vielschichtigen Aufgaben erneut angehen. Und dann kam der entscheidende Satz: „Ich werde nochmals kandidieren.“ Dann wechselte Baumert ins Publikum und Caserotto übernahm die Sitzungsleitung.
Was treibt Baumert, inzwischen 62 Jahre alt, an, am 5. März 2023 eine dritte Amtszeit als Bürgermeister anzustreben? „Meine Eigenmotivation“, sagt er unumwunden nach der Ratssitzung. Er sei hochmotiviert, noch einmal anzutreten und die großen Vorhaben, die anliegen, voranzubringen. Eine ganze Amtszeit von acht Jahren ist für Baumert jedenfalls möglich. Bürgermeister dürfen in Baden-Württemberg bis zum 73. Geburtstag im Amt sein.
Viele Themen stehen schon auf dem Zettel
Stichpunkte für seine Pläne hat Baumert jedenfalls schon parat, zum Beispiel Feuerwehrhaus und Klimaschutz. Beim Feuerwehrhaus geht es um einen Neubau. Und beim Klimaschutz bringt er Freiflächen und weitere Dachflächen für Solarstromerzeugung ins Spiel. Auch die Kinderbetreuung dürfte die Gemeinde noch beschäftigen, so seine Einschätzung. Derzeit seien 19 Kinder auf der Warteliste für einen Kitaplatz, „eigentlich eine Kleinigkeit im Vergleich zu anderen Städten“, so Baumert. Doch 2026 komme der gesetzliche Anspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Dieser dürfte zu großem Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern führen.
Auch die Unterbringung von Flüchtlingen beschäftige seine Gemeinde derzeit stark, so Baumert. 147 Menschen aus der Ukraine seien inzwischen da, insgesamt etwa 350 Flüchtlinge. Damit sei Rielasingen-Worblingen aber immer noch um 55 Personen hinter der Personenzahl, die die Gemeinde nach Verteilschlüssel eigentlich aufnehmen müsste. Eine Leichtbauhalle aufzustellen, wäre für die Gemeinde gut, zumal es einen sehr aktiven Helferkreis gebe.
Wann diese kommt, sei allerdings noch nicht klar, sagte Baumert an anderer Stelle in der Gemeinderatssitzung. Demnächst sollen die Bauelemente dafür angeliefert werden. Allerdings sei vertraglich geregelt, dass die Gemeinde nicht auf den Kosten sitzenbleibt, wenn die Dränage im Festplatz beschädigt werden sollte. Leichtbauhallen werden in Regie des Landkreises errichtet.
Auch die Wiederbelebung der Etzwiler Bahn werde er vorantreiben, falls die Machbarkeitsstudie ergeben sollte, dass das sinnvoll sei: „Ich werde keine unsinnigen Maßnahmen unterstützen.“ Doch wenn man wegwolle vom Auto, sei in seinen Augen ein Weg wie der des schweizerischen Bahnbauers Stadler Rail vielversprechend. Das Unternehmen testet wasserstoffgetriebene Züge auf der Strecke der Etzwiler Bahn. Schön wäre jedenfalls, Schaffhausen mit dem Grenzort Ramsen zu verbinden.
Ein Mobilitätskonzept zu entwickeln und umzusetzen gehört denn auch zu weiteren Stichworten, die Baumert nennen. Ebenso: die Gemeindeentwicklung mit möglichen Neubaugebieten und einer Neugestaltung der Rielasinger Ortsmitte. Und auch für die von vielen lange gewünschte Ortsumfahrung wolle er sich weiterhin beim Land einsetzen. Ganz abgesehen davon, dass Baumert Fraktionschef der SPD im Kreistag ist, wo es gerade unter anderem um den möglichen Neubau eines Krankenhauses geht. Ob dafür das Geld da ist, darf in der momentanen Lage als unsicher gelten.
Das sagen die Fraktionen
Aus dem Gemeinderat droht dem Amtsinhaber jedenfalls kein Gegenwind. Volkmar Brielmann, Vorsitzender der CDU-Fraktion, sagte, man suche nicht aktiv nach einem Kandidaten. Ähnliches hatte die CDU Rielasingen-Worblingen bereits nach ihrer Hauptversammlung verlauten lassen – unter Verweis auf Baumerts Popularität. Hermann Wieland, Vorsitzender der Freie Wähler-Fraktion, sagte, man unterstütze Baumert und suche keinen eigenen Kandidaten: „Wir sind gut mit ihm ausgekommen in den vergangenen Jahren“, so Wieland. Auch die Grünen im Rat suchen nicht nach einem eigenen Kandidaten, so Jana Akyildiz und Dagmar Eisenhart. Man werde Baumert aber nun in die Fraktion einladen, so Akyildiz. Und die beiden Frauen machten deutlich, dass es schon eine Wunschliste an den nächsten Bürgermeister gebe. Darauf stehe zum Beispiel mehr Gestaltungswillen in Sachen Klimaschutz und bei sozialen Themen, so Akyildiz. Doch sie sagt auch: „Wer der neue Bürgermeister ist, entscheiden die Bürger.“
Diese drei Fraktionschefs signalisierten allerdings auch mehr oder weniger Offenheit für andere Kandidaten. Bei Karlheinz Möhrle, Vorsitzender der SPD-Fraktion, hörte sich das etwas anders an. Er könne sich nicht vorstellen, dass seine Fraktion einen anderen Kandidaten unterstützen würde, sagte er. Auch die SPD werde keinen Gegenkandidaten suchen. Und nach seiner Einschätzung ist die Mehrheit der Bürger und der Gemeinderäte zufrieden mit Baumerts Arbeit.
Mit Rielasingen-Worblingen stehen am 5. März 2023 zwei Bürgermeisterwahlen im Hegau an, die SPD-Bürgermeister betreffen. Für denselben Tag hat auch Tengen seine Bürgermeisterwahl geplant. Anders als Ralf Baumert hat der Tengener Rathauschef Marian Schreier allerdings schon angekündigt, nicht noch einmal anzutreten.