Fassungslos blicken die Menschen auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine. Um ein Zeichen zu setzen gab es in Rielasingen-Worblingen eine Mahnwache. Über 500 Menschen waren am achten Abend des schrecklichen Ukrainekrieges vor der in den Farben der Ukraine beleuchteten Kirche St. Bartholomäus zu einer Mahnwache für den Frieden zusammengekommen.

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Beeindruckend war die Rede von Willi Waibel, Ehrenbürger der Stadt Singen und Zeitzeuge des Zweiten Weltkrieges, dessen Schrecken er als zehnjähriger Junge miterleben musste und eindrücklich davon berichtete. Mitunter sprach er von Erinnerungen an Hunger, Bombenangriffen und Todesangst.

Willi Waibel (links) und Bürgermeister Ralf Baumert (rechts) verurteilen den Angriff auf die Ukraine und rufen zu Solidarität auf.
Willi Waibel (links) und Bürgermeister Ralf Baumert (rechts) verurteilen den Angriff auf die Ukraine und rufen zu Solidarität auf. | Bild: Sandra Bossenmaier

Willi Waibel pflegt viele Kontakte in die Ukraine, er war Initiator der Städtepartnerschaft zwischen Singen und Kobeljaki in der Ukraine und langjähriger Beauftragter dieser Städtepartnerschaft. Vor Beginn seiner Rede verlas er zwei Briefe von Freunden aus Kobeljaki, die ihn an diesem Tag erreicht hatten. Ein Arzt dankte den Deutschen darin für die tatkräftige Unterstützung und Kobeljakis Bürgermeister berichtete von den Ängsten der Menschen im Land.

Später wurden die Kerzen an einer Gedenk-Stele abgestellt.
Später wurden die Kerzen an einer Gedenk-Stele abgestellt. | Bild: Sandra Bossenmaier

Bürgermeister Ralf Baumert und Willi Waibel riefen zur Solidarität auf. Nicht das russische Volk habe das Nachbarland überfallen. Dieser Angriff, den Ralf Baumert deutlich verurteilte, basiere auf der irrationalen Entscheidung einer einzelnen Person. Willi Waibel sprach den Namen aus und nannte Wladimir Putin einen Kriegsverbrecher und Massenmörder. Sein barbarischer Überfall auf ein friedliebendes Volk werde Europa verändern. „Am Ende bleiben Elend und Trauer übrig“, so Willi Waibel. Das ukrainische und russische Volk wolle Frieden, verantwortlich für den Krieg sei allein Putin.

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Ralf Baumert verlas eine klare Aufforderung aus einem von Kreisräten unterstützten Appell an den Russischen Botschafter, der von den Fraktionssprechern unterzeichnet wurde: Russland soll den Krieg, den es in die Ukraine getragen hat, sofort beenden und die demokratisch legitimierte Souveränität des Nachbarlandes Ukraine respektieren.

An der Stele wurden die Kerzen abgestellt.
An der Stele wurden die Kerzen abgestellt. | Bild: Sandra Bossenmaier

Im Anschluss an die Mahnwache der Gemeinde Rielasingen-Worblingen lud die katholische Pfarrgemeinde St. Bartholomäus zu einem Friedensgebet in die Kirche ein. Auch dieses Angebot wurde zahlreich angenommen und damit deutlich ein Zeichen für Solidarität und Frieden gesetzt.

Der Appell im Wortlaut

„Sehr geehrter Herr Botschafter, wir sind fassungslos über den Überfall Russlands auf die Ukraine. Das Undenkbare wurde über Nacht zur Realität. Wir sind ohnmächtig und wollen wenigstens unsere Ohnmacht in Worte fassen: Ein Angriffskrieg auf einen souveränen Staat – und das in unserer Nachbarschaft – ist aus völkerrechtlicher Sicht eines der schlimmsten Vergehen gegen Grundprinzipien des menschlichen Miteinanders. Unsere Gedanken sind bei der ukrainischen Bevölkerung und ihrem großen Leid, das sie ertragen müssen. Wir empfinden großes Entsetzen und viele haben berechtigte Angst vor den weiteren Entwicklungen. Wir sind uns aber auch darüber bewusst, dass nicht das russische Volk barbarisch ein Nachbarvolk überfällt, mit dem es über hunderte von Jahren im intensiven menschlichen und politischen Austausch steht, sondern aufgrund einer für uns irrationalen Entscheidung einer einzelnen Person, dem Präsidenten der Russischen Föderation. Bei allen unterschiedlichen Standpunkten zu weltpolitischen Themen war die Weltgemeinschaft noch vor einer Woche überzeugt, Konflikte zwischen zivilisierten Ländern können diplomatisch geklärt werden. Was die Welt jetzt erleben muss, ist nur mit dem Verhalten von despotischen Diktatoren erklärlich. Sehr geehrter Herr Botschafter, Sie erfahren gerade, wie der übergroße Teil aller Nationen dieser Welt das Handeln Ihres Landes mit großer Deutlichkeit ächtet. Bitte übermitteln Sie unsere dringende Bitte an Ihre Regierung: Russland muss den Krieg sofort beenden.“

Die Unterzeichner: Bernd Häusler (CDU), Saskia Frank und Christiane Kreitmeier (Grüne), Martin Staab (Freie Wähler), Ralf Baumert (SPD), Georg Geiger (FDP), Sibylle Röth (Die Linke)