Es war ein bisschen Zufall, dass Karlheinz Möhrle 1975 in den Gemeinderat kam. Sein Vater sei in der SPD gewesen, berichtet er. Parteimitglieder besuchten die Familie, weil sie den Vater als Kandidaten gewinnen wollten. „Das ist heute noch genauso, man will die Listen vollkriegen“, sagt Möhrle. Da hätten die Besucher festgestellt, dass es noch einen Sohn gibt, der mit seinen 21 Jahren auch gewählt werden dürfte. Er wurde gewählt und sitzt seit 49 Jahren im Gemeinderat, doch bald ist Schluss. Daher blickt Karlheinz Möhrle im Gespräch mit dem SÜDKURIER zurück.

Der damalige SPD-Gemeinderat Willi Horne habe sich für ihn eingesetzt, erinnert sich Möhrle an die Anfänge vor bald fünf Jahrzehnten. „Er war mein Ziehvater in der Politik.“ Er sorgte dafür, dass Möhrle an dritter Stelle auf der Liste für Worblingen kandidierte. Damals habe es noch die unechte Teilortswahl und bis zu 22 Sitze im Gemeinderat gegeben, 14 für Rielasingen-Arlen und acht für Worblingen. Heute sind es 18 Sitze.

So sah das Ergebnis der Gemeinderatswahl 1975 aus: Karlheinz Möhrle gewann 883 Stimmen.
So sah das Ergebnis der Gemeinderatswahl 1975 aus: Karlheinz Möhrle gewann 883 Stimmen. | Bild: Weiß, Jacqueline

Gleich bei der ersten Wahl 883 Stimmen

Durch seinen Sport – er habe schon immer und zeitweise auch recht erfolgreich Fußball gespielt – war er in der Gemeinde bekannt. Der damals 21-Jährige bekam gleich im ersten Anlauf 883 Stimmen und überholte damit manch alteingesessenen Kandidaten. Karlheinz Möhrle kam in einem für die Gemeinde bedeutsames Jahr: 1975 wurden die drei Gemeinden Rielasingen, Arlen und Worblingen zu einer zusammengeführt. Im kommenden Jahr feiert sie 50. Jubiläum.

Karlheinz Möhrle hat das Zusammenwachsen der Gemeinde begleitet, was bei drei Gemeinden mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein nicht ganz einfach gewesen sei. Das bedeutete unter anderem, für drei Feuerwehren einen gemeinsamen Standort zu finden. Er hat erlebt, wie die Hardbergschule und -halle in Worblingen gebaut wurden. Beides sei damals von manchen als zu groß kritisiert worden. Darüber spreche heute niemand mehr, die Gemeinde sei gewachsen.

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Dass er dem Gemeinderat so lange treu blieb, hat auch damit zu tun, dass er seinen Beruf vor Ort ausübte. Als Polizeibeamter war er zuerst in Überlingen am See tätig und ist dann über Singen wieder zurück nach Rielasingen-Worblingen gekommen. 1978 ist er mit der Familie von Worblingen nach Arlen gezogen.

Kritische und tolle Momente als Gemeinderat

Möhrle erinnert sich an kritische und schöne Momente seiner Gemeinderatszeit. Es habe Zeiten gegeben, in denen die Gemeinde finanziell schlecht dastand und ihren Haushalt nicht aus eigener Kraft stemmen konnte. Unter Bürgermeister Bertold Heim sei auch einmal im Raum gestanden, dass das Obdachlosenheim, das jetzt in Böhringen ist, nach Worblingen kommt. Da habe es mächtig Gegenwind von den Worblinger Bürgern gegeben und der Ratsaal sei bei der Sitzung überfüllt gewesen.

Karlheinz Möhrle, als er 2014 zur Gemeinderatswahl antrat.
Karlheinz Möhrle, als er 2014 zur Gemeinderatswahl antrat. | Bild: SPD Rielasingen-Worblingen

Auf die Talwiesenhallen ist er stolz

Besonders stolz ist der heute 70-Jährige darauf, dass die Talwiesenhallen realisiert wurden. „Das ist eine super Geschichte, was wir da auf der Talwiese geschaffen haben“, erklärt Möhrle, der sich immer für den Sport und die Vereine engagiert hat und Ehrenmitglied des SV Worblingen ist. Seine Fraktionskollegin Jutta Gold sei es damals gewesen, die mit den Anstoß gegeben und immer wieder darauf aufmerksam gemacht habe, dass die Rosenegghalle nicht mehr zeitgemäß sei und man eine neue Halle brauche.

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Sein Verständnis von Politik vor Ort ist und war: „Ich will die beste Lösung für die Gemeinde.“ Parteipolitik habe seiner Meinung nach auf Gemeindeebene nichts verloren: „Mir hat es immer gestunken, wenn es politisch wurde.“ Ihm habe gefallen, dass die Gemeinderäte immer informiert sind, was im Ort passiert, und die Entscheidungen für die Gemeinde mittragen durften. Trotz vieler Pflichtaufgaben habe der Rat Spielräume, die er gestalten könne. Das Interesse am Ortsgeschehen und die Bereitschaft sich einzubringen, habe seiner Beobachtung nach nachgelassen.

Bei der anstehenden Wahl am 9. Juni tritt Karlheinz Möhrle nicht mehr an. Er freut sich jetzt auf weniger Termine und ruhigere Tage. „Es war trotzdem eine Riesenentscheidung für mich, nicht mehr anzutreten“, sagt er, zumal er wieder gefragt wurde. „Ich war aber schon immer der Meinung, dass junge Kräfte in den Rat sollten“, sagt er. Die dürften jetzt ran.