Alle Kommunen haben sich auf den Weg gemacht, klimaneutral zu werden. Doch das heißt nicht, dass dafür bislang nichts passiert ist, denn angesichts steigender Energiepreise haben viele Gemeinden schon länger die Kosten im Blick: Rielasingen-Worblingen macht das seit 13 Jahren mit dem kommunalen Energiemanagement (KEM).
Bringt das etwas? Die Frage konnte Matthias Möhrle, Umweltbeauftragter der Gemeinde, im Gemeinderat eindeutig mit „Ja“ beantworten. „Wir stehen im Vergleich mit anderen Gemeinden sehr gut da, deshalb lohnt sich Energiemanagement“, erklärte Möhrle. Er stellte den 242 Seiten umfassenden Energiebericht vor, der die Jahre 2017 bis 2022 umfasst.
Energiemanagement lohnt sich
Der Bericht zeigt, dass sich Energiemanagement lohnt: So hat die Gemeinde im Durchschnitt einen Heizungs- und Energieverbrauch in ihren Gebäuden von 96 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Das ist merklich weniger als Gemeinden in vergleichbarer Größe, die 125 Kilowattstunden pro Quadratmeter verbrauchen. Der Energieverbrauch der Straßenbeleuchtung beträgt in Rielasingen-Worblingen 3558 Kilowattstunden pro Kilometer, in vergleichbaren Kommunen seien es über 1000 Kilowattstunden mehr.
Ziel des KEM sei es, die Energiekosten der Gemeinde zu senken, die umweltschädlichen Emissionen zu verringern und knappe Energieressourcen zu schonen. Es gehe um eine Senkung des Verbrauchs an Energie und Wasser und der Kosten im Bestand. Das funktioniere nur, wenn man ständig am Ball bleibe.

So werden die Energie- und Wasserverbrauch monatlich an 213 Zählern in 64 Objekten der Gemeinde erfasst und kontrolliert. Immer wieder würden die Einstellung der technischen Anlagen optimiert und die Energieverträge und -rechnungen kontrolliert, von denen es etwa 150 Stück im Jahr gibt. Das sei nur als Team zu meistern, erklärt Matthias Möhrle.
Wie groß das Einsparpotenzial ist, zeigt beispielhaft der Kindergarten Fröbel. Dort sei die Anlage wie für ein Wohnhaus eingestellt gewesen, berichtet Möhrle, und habe auch am Wochenende und in den Abendstunden geheizt. Dabei wird der Kindergarten nur tagsüber genutzt. Nach einer Korrektur konnte die Gemeinde rund 30.000 Euro im Jahr sparen.
Eine der wichtigsten Stellschrauben sei laut Matthias Möhrle auch, dass Hausmeister und Nutzer in Schulen, Kindergärten und Sporthallen den Energieverbrauch im Blick haben. „Ein großes Problem ist tatsächlich das Nutzerverhalten“, erklärte Möhrle. Sie können darauf achten, dass alle Lichter aus sind oder zum Beispiel nach dem Lüften das Fenster schließen, damit es nicht das ganze Wochenende über geöffnet ist und die Heizung läuft.
Stromverbrauch um 20 Prozent gesenkt
Licht und Wärme nur dann zu nutzen, wenn sie nötig sind, kann für eine Gemeinde ordentliche Einsparungen bringen: So konnte der Stromverbrauch, der 2022 mit 57 Prozent den größten Anteil der Wasser- und Energiekosten ausmacht, im Vergleich der Jahre 2009 und 2022 um etwa 20 Prozent gesenkt werden.
Die Stromkosten wurden durch Sanierungen, die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED und Energiemanagement reduziert. Die Straßenbeleuchtung braucht mit 23 Prozent den größten Anteil an den Stromkosten, vor der Umrüstung auf LED 2012 seien es etwa 50 Prozent gewesen, berichtet Möhrle.
Bei den Gesamtkosten von Strom, Heizung und Wasser sparte die Gemeinde 2022 zum Vergleichsjahr 2009 rund 130.000 Euro oder rund 27 Prozent. Rechnet man dazu, was die Photovoltaik-Anlagen an Ertrag gebracht haben, nämlich rund 32.000 Euro, hat die Gemeinde rund 34 Prozent gespart. In der Summe haben die Kosten von 2010 bis 2022 über alle Jahre betrachtet um rund 422.000 Euro abgenommen.
Ganz klimaneutral geht allerdings nicht
Auch die Einsparungen beim CO₂-Ausstoß können sich laut Energiemanagement sehen lassen: Während die Gemeinde im Jahr 2009 einen Ausstoß von rund 955 Tonnen hatte, hat er sich in 2022 auf 547 Tonnen nahezu halbiert. Dafür hat die Gemeinde allerdings auch 9 Millionen Euro in Sanierung und Umrüstung investiert.
Matthias Möhrle machte mit Blick in die Zukunft darauf aufmerksam, dass Klimaneutralität im Rahmen der klimaneutralen Kommunalverwaltung für eine Gemeindeverwaltung nicht definiert sei. Treibhausgasemissionen von null Tonnen im Jahr könne die Gemeinde gar nicht erreichen, weil sie auf bestimmte Komponenten nur bedingt Einfluss hat. So fließen in die Bewertung, woher Strom und Heizmittel kommen, die die Gemeinde bezieht. Aber auch anteilig die Abwasserzweckverbände, die Wasserversorgung, der Müllabfuhrzweckverband und der Fuhrpark der Gemeinde.
Um das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, zu erreichen, könne die Gemeinde den Ausstoß an CO₂ mit Photovoltaik-Anlagen kompensieren. In diesem Bereich gibt es für die Gemeinde noch viel zu tun. So sieht der Energiebericht an elf Stellen auf öffentlichen Gebäuden Möglichkeiten, die PV-Anlagen zu erweitern oder neu zu bauen. Geschätzt könnten bis 2040 so etwa 364 Tonnen Treibhausgase eingespart werden.
Für die Zukunft ist eine Fernüberwachung der Heizzentralen Ten-Brink-Schule, Scheffelschule, Hardbergschule und Talwiesenhalle und eine weitere Umstellung des Heizmittel-Mixes geplant: Während der Anteil der fossilen Brennstoffe 2009 noch bei 67 Prozent lag, waren es 2022 noch 48 Prozent. Um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen, werden die Sachgebiete aufgeteilt: Matthias Möhrle wird als Umweltbeauftragter tätig sein, während sich Andreas Zeller um die Themen Energie und Klima kümmert.
Weniger Beleuchtung an den Straßen?
Die Gemeinderäte lobten den ausführlichen Energiebericht und die Arbeit der Energiemanager. Gelobt wurde vor allem die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED und es kam die Frage auf, ob die Straßenbeleuchtung noch stärker reduziert werden könne. Bürgermeister Ralf Baumert erinnerte daran, dass der Gemeinderat beschlossen habe, dies nicht zu tun, damit die Bürger sich sicher fühlten.
Für Lothar Reckziegel (Freie Wähler) war die Umstellung auf LED eine gute Sache. Bei weiteren Investitionen in energetische Sanierung und Klimaschutz müsse man schauen, ob das Geld da sei. Hermann Wieland (Freie Wähler) regte an, dass Gemeinderäte die öffentlichen Gebäude im Blick haben und darauf achten, ob in Schulen und Hallen noch Licht brennt.
Wieland Spur (Freie Wähler) machte darauf aufmerksam, dass nach Ende der Strompreisbremse die Stromkosten in die Höhe schießen würden. Jana Akyildiz (Grüne) regte an, zu prüfen, ob eine 520-Euro-Kraft im Bereich Energiemanagement helfen würde, die Aufgaben zu meistern.