Eine Potentialanalyse der Landesregierung hat einer möglichen Reaktivierung der Museumsbahnstrecke Singen/Etzwilen für den regulären Betrieb im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erhebliche Nutzerzahlen bestätigt. Der nächste Schritt im Verfahren wäre eine Machbarkeitsstudie.
Dies gemeinsam mit Singen anzugehen, stimmte der Gemeinderat prinzipiell zu. Allerdings sollen das von den beiden Kommunalverwaltungen erarbeitete Aufgaben- und Leistungsverzeichnis sowie die zu beinhaltenden Prüfungsbereiche für die Machbarkeitsstudie nachgebessert werden. Insbesondere sollen auch Bedenken, Befürchtungen und Anregungen der Bürgerinitiative RiWo-Bahn Eingang finden. Eine ganze Reihe ihrer Mitglieder befanden sich unter den 20 Zuhörern der Ratssitzung.
Eigentlich war darin nur die Diskussion des Leistungsverzeichnisses vorgesehen. Schnell zeichnete sich jedoch ab, dass es den Räten eher um eine grundlegende Debatte ging – zumal zuvor die Bürgerinitiative unter anderem nicht nur auf eine zu befürchtende Ausdünnung der Buslinien hingewiesen hatte. Zur Sprache kam auch die Weigerung der zuständigen Schweizer Kantone, sich sowohl finanziell als auch betrieblich an dem Projekt zu beteiligen.
Bürgermeister Ralf Baumert bestätigte diese Information: Die Museumsbahnstiftung befürworte eine Reaktivierung. Es fehlten ihr aber die notwendigen Mittel. Und offizielle Schweizer Stellen hätten im Gespräch mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg signalisiert, dass man nichts verhindern wolle – aber eben auch nichts einbringen werde. Damit scheint nunmehr auch eine durchgehende Schienen-Querverbindung nach Winterthur in weite Ferne zu rücken. Wenn überhaupt, laufe es wohl eher auf eine Verbindung Schaffhausen-Singen-Rielasingen mit Endpunkt maximal in Ramsen oder Etzwilen hinaus, so Baumert sinngemäß.
Sorgen um Berücksichtigung eigener Interessen
Skepsis war nicht nur gegenüber der Einholung der Angebote für eine Machbarkeitsstudie herauszuhören, sondern überhaupt gegenüber einer möglichen Reaktivierung. Und auch die Befürchtung, dass die eigenen Interessen hinter denen der großen Nachbarstadt zurückstehen müssten. „Was nützt uns das?“, brachte Rudi Caserotto die Bedenken auf den Punkt. Darüber hinaus zeichnete sich auch deutlich die Angst ab, dass sich die Gemeinde bereits durch eine Einholung von Angeboten zu weiteren Schritten verpflichte.
Bedenken, gegen die Baumert anging: Die Gemeinde könne nur weiterhin Einfluss nehmen, wenn sie zusammen als gleichwertiger Partner mit Singen weitermache, denn die Museumsbahnstrecke sei eine genehmigte Eisenbahnlinie, die größtenteils auf exterritorialem Schweizer Hoheitsgebiet verlaufe. Auf der Singener Gemarkung gehöre sie Singen. Die Aachtalgemeinde habe keinen Besitz daran.

„Wenn wir uns raushalten, dann können die auch ohne uns fahren“, fasste Erwin Gräble die Fakten zusammen. „Wir dürfen uns hier mit einbringen. Wenn wir aussteigen, können wir nicht erwarten, dass wir weiterhin einbezogen werden“, so Baumerts zustimmende Reaktion. Brächte schlussendlich eine Machbarkeitsstudie das Ergebnis, dass eine Reaktivierung volkswirtschaftlich und auch wirtschaftlich nicht sinnvoll sei, oder dass sich für die Aachtalgemeinde Nachteile ergeben würden, werde man das Projekt mit Sicherheit nicht weiterverfolgen: „Dann werden wir uns gleich verabschieden“ , erläuterte Baumert.
Im Laufe der Diskussion machte sich im Gremium ein Umdenken bemerkbar. Auf die vielen offenen Fragen – angefangen von der möglichen Länge und dem Endpunkt der Linie über die Antriebsarten bis hin zur Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs und die vermuteten nötigen Investitionen gebe nur eine Machbarkeitsstudie Klarheit.
Man brauche die Studie als Grundlage einer seriösen Entscheidungsfindung, ob Rielasingen eine Reaktivierung wolle oder nicht, sagten sowohl Reinhard Zedler als auch Dagmar Eisenhart. Schlussendlich fand dann Saskia Frank eine große Mehrheit im Gremium für ihren Antrag, nach einem inhaltlichen Nachschärfen des Aufgabenverzeichnisses dem Beschlussvorschlag gemäß die Verwaltung zu beauftragen, gemeinsam mit der Stadt Singen Angebote für eine Machbarkeitsstudie einzuholen.